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Gnadenfrist

Titel: Gnadenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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benutzen, um Porcius anzugreifen.
    Plötzlich griff sich Helena einen Topf brodelnder Brühe von der Herdstelle. Sie kippte ihn über den Kleineren aus. Glühendheiße Flüssigkeit lief ihm über Gesicht und Nacken.
    Porcius sah es kommen; er ließ los und sprang gerade noch rechtzeitig zurück. Der Kleine schrie auf vor Schmerz und Entsetzen. Der Riese lockerte seinen Griff. Die Schmerzensschreie seines Freundes schienen ihm ernstlich Sorgen zu machen. Ich wehrte mich gegen ihn, machte alles genau richtig. Es war hoffnungslos – als wolle man erstarrten Beton mit nackten Händen formen.
    Porcius rannte zurück, versetzte dem Kleinen ein paar Boxhiebe, dann prügelten Helena und er gemeinsam auf ihn ein, um ihn zu verjagen. Helena versuchte jetzt, ihm den rotglühenden Eisentopf auf den Schädel zu schlagen. Immer noch brüllend, wich er zurück. Irgendwie fand er dabei mein heruntergefallenes Messer. Im nächsten Augenblick duckte er sich und machte bösartige Finten mit dem Messer. Helena und Porcius wichen zurück zur Balkontür. Selbst mit seinen Verbrennungen und bemüht, kochendheiße Linsen von seinem Tunikakragen zu pulen, war dieser Mann noch gefährlich.
    Ich steckte in großen Schwierigkeiten. Jede Bewegung, die ich machte, brachte mich dem Ersticken näher. Ich schob meine Handkante unter das Kinn des Riesen und zwang seinen Kopf so weit wie möglich nach hinten. Sein Gesicht verzog sich zu einer dämonischen Maske, aber er drückte immer weiter zu. Mein anderer Arm war nutzlos; er hatte ihn bös mißhandelt. Allmählich wurde mir schwarz vor Augen.
    Vage bekam ich mit, daß jemand die Treppe heraufkam. Helena rief um Hilfe. Ich hörte Fußgetrappel. Plötzlich flog etwas durch die Luft und krallte sich in den Arm des Riesen, der meinen Kopf zu zerquetschen versuchte. Der Mann schrie auf und schüttelte sich wie wild; ich rutschte zu Boden. Mein Retter war Nux, die sich immer noch laut knurrend fest im Arm meines Angreifers verbissen hatte.
    Der Raum füllte sich mit kreischenden Frauen. Der kleine Mann ließ das Messer fallen; ich schnappte es mir und kam schwankend auf die Füße. Ohne abzuwarten, stieß ich dem Riesen das Messer seitlich in den Hals. Es war ein schlechter Stoß. Mir blieb keine Zeit, richtig zu zielen, und er war sowieso zu groß, um sich von einer einzigen Stichwunde aufhalten zu lassen. Das Blut spritzte – so was erschreckt immer.
    »Du bist tot!« keuchte ich (obwohl ich es bezweifelte). Er fuhr sich über die Wunde wie ein Mann, der lästige Fliegen verscheucht – mit einer Hand, weil Nux immer noch an seinem anderen Arm hing. Je mehr er ihn schüttelte, desto fester verbiß sich das Tier.
    Ein Junge schlüpfte durch das Getümmel – mein Neffe Marius. Er sprang auf den Balkon und stieß einen durchdringenden Pfiff aus. »Hier herauf, Soldaten – und beeilt euch!« Offenbar stand unten ein Trupp Vigiles.
    Die beiden Männer hatten die Schnauze voll. Ein Zimmer voller zusätzlicher Zeugen – meine Mutter, meine Schwester Maia und Marius – war selbst unseren Besuchern zuviel. Es gab nicht genug Platz, um jemanden ordentlich zu vermöbeln. Und jetzt hatte Marius noch mehr Hilfe herbeigerufen. Die beiden beschlossen, lieber zu türmen, bevor die Vigiles heraufkamen. Mit großer Mühe zerrte der Riese die Hundekiefer auseinander und schleuderte Nux zu Boden.
    »Nimm dich in acht, Idiot!« brüllte er mich an. Dann rannten die beiden zur Tür (verfolgt von einem kleinen, wütend kläffenden Hund). Sie drängten sich an Mama und Maia vorbei und stürmten nach unten.
    Porcius schnappte den Hund am Nackenfell, zerrte ihn herein und knallte die Tür zu. Nux warf sich dagegen, wollte immer noch den Verbrechern nachjagen. Inzwischen in Tränen aufgelöst, klammerte sich Marius an mich. »Schon gut, schon gut! Sie sind weg, Marius.«
    »Wenn sie unten ankommen, werden sie merken, daß da niemand ist.«
    Wenn sie unten ankamen, würden sie völlig erschöpft sein. Der eine war blutverschmiert, obwohl seine Wunden nicht tödlich waren. Der andere hatte schwere Verbrennungen. »Glaub mir, die sind weg. Du warst sehr mutig.«
    »Sie werden wiederkommen«, bemerkte Mama.
    »Heute nicht mehr.«
    Trotzdem trafen wir Vorkehrungen, dann räumten wir Männer auf, während die Frauen aufgeregt durcheinanderschnatterten. Ich dankte dem Rekruten für seine Hilfe. »Du bist ein pfiffiger Kerl, Porcius! Wo hat Petro dich gefunden?«
    »Ich bin der Sohn eines Wurstverkäufers.«
    »Wolltest du unter

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