Gnadenfrist
daß die süße kleine Milvia ihn ganz legal gekauft hat«, betonte ich. »Ein unschuldiger Kauf, oder ein echtes Geschenk.«
»Nerv mich nicht, Falco! Aber vielleicht hat sie nur den Krug.«
»Hoffentlich nicht, es gehörte noch ein Satz Becher dazu«, erinnerte ich mich bitter.
Petro fuhr unbeirrt fort, jetzt an seine Männer gewandt: »Ich will nicht zu viel Druck ausüben und damit die Sache verpfuschen, aber ich will sehen, was sie sonst noch haben. Wir werden die Häuser aller wichtigen Kriminellen durchsuchen und zusätzlich das von Milvia und Flaccida. Wir tun so, als wäre das reine Routine nach dem Überfall auf das Emporium. Vermutlich werden wir dabei sowieso auf ein paar interessante Trophäen stoßen, Zeitverschwendung ist es also keinesfalls. Falco wird nicht dabei sein. Milvias Wasserkrug lassen wir vorläufig unerwähnt.«
»Das klingt vernünftig. Die Räuber haben Zeit gehabt, die Beute aufzuteilen, aber das meiste wird sicher weiterverkauft.«
»Falco hat recht«, meinte Petro. »Wir werden gleichzeitig ein paar Läden durchsuchen, die Hehlerware verkaufen.« An Martinus gewandt, fuhr er fort: »Versuch rauszubekommen, ob da noch neue Läden hinzugekommen sind, damit uns keiner entgeht.«
»Wär schön, wenn ihr dabei auch nach einem Gegenstand Ausschau haltet, der nicht auf der Liste steht«, sagte ich düster. »Er ist aus Gold und hat ein Vermögen gekostet, glaubt mir!« Sorgfältig beschrieb ich Helenas Geburtstagsgeschenk, während sie alle aufmerksam zuhörten und sich über meine Extravaganz lustig machten. »Das Ding befand sich unter den Glaswaren, aber Papa kann es Martinus gegenüber nicht erwähnt haben, weil er nicht wußte, daß ich es dort versteckt hatte.«
»Bestechung für eine Geliebte?« fragte Fusculus mit unschuldiger Miene.
»Ein Geburtstagsgeschenk für Helena. Mir bleibt nur noch ein Tag, es zu finden – oder ich muß was Neues kaufen.«
»Warum erklärst du es Helena nicht und hoffst darauf, daß wir das Original bald finden?« schlug Petro vor. »Sonderbarerweise ist das Mädchen immer sehr einsichtsvoll, was dich betrifft.«
»Helena ist nicht das Problem. Ich muß was beischaffen, und zwar was Außergewöhnliches, damit ich nicht zum Gespött ihrer verdammten Familie werde. Ihre Mutter zum Beispiel rechnet fest damit, daß ich Helena enttäusche.«
»Ach, es ist die Mutter , die er beeindrucken will!« murmelte Petro boshaft zu Fusculus gewandt.
Fusculus ließ das Kinn zu einer kummervollen Grimasse sacken. »Erklär dem Mann, Chef, daß man die Mutter niemals rumkriegt!«
Da ich bei den Durchsuchungen nicht gebraucht wurde, überließ ich Petro und Fusculus ihrem Kopfschütteln über meine mißliche Lage und ging ein paar Dinge erledigen. Der Krug blieb im Wachlokal, was nur gut war, denn sonst wäre er vielleicht noch vor Ende des Tages zu Bruch gegangen.
Ich schlenderte zum Haus meines Vaters, da ich wußte, daß er in den Saepta Julia sein würde. Das war mir nur recht. Ich bat seine Dienerschaft, ihm auszurichten, daß wir einen seiner syrischen Schätze gefunden hatten und ich ein Geschenk für Helena brauchte. Damit würde Papa wissen, daß sie Geburtstag hatte; er würde versuchen, sich bei uns zum Feiern einzuladen, aber da wir zu ihren Eltern mußten, konnten wir dem entgehen. Danach schaute ich bei meiner Mutter vorbei. Auch sie war nicht zu Hause, aber ich sorgte dafür, daß eine neugierige Nachbarin mich sah und Mama so von meinem Besuch erfahren würde. Brillant. Ich hatte die Pflichtbesuche bei beiden Eltern erledigt, ohne tatsächlich mit ihnen sprechen zu müssen.
Zurück zur Brunnenpromenade. Ich winkte Cassius zu und bemerkte, daß jemand plötzlich den Laden gegenüber der Bäckerei angemietet hatte, den Helena und ich uns kurz angesehen hatten, bevor wir unser neues Domizil fanden. Irgendwelcher Krimskrams wurde jetzt dort angeboten, den ich aber nicht näher in Augenschein nahm. Meine neue Wohnung, die ich rasch noch bei Tageslicht inspizierte, sah so aus, als könnten wir was Vernünftiges daraus machen. Vom Müllkarren auf der Straße waren ein paar Sachen verschwunden und nur wenige neu hinzugekommen; das konnte mir nur recht sein. Ich fühlte mich wie ein Jongleur, der die Bälle in Bewegung hält. In meiner Zufriedenheit machte ich den Fehler, mich beim Überqueren der Straße von Lenia entdecken zu lassen.
»Falco! Wir müssen noch die Hochzeit besprechen!«
»Zum Beispiel, wie man dich überreden kann, deinem Bräutigam
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