Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
Stundenkilometer. Die Karosserie klapperte bedrohlich, und sie fürchtete, dass Teile abflogen, aber das hielt sie nicht auf. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie so schnell gefahren, dass die Gebäude nur so an ihr vorbeirasten.
Acadia schaffte es mit quietschenden Reifen und zwei Rädern in der Luft auf die Auffahrt zur autopista intercomunal del aeropuerto. Wenn sie sich recht erinnerte – und sie wusste, dass sie das tat –, war das private Rollfeld fünf Kilometer jenseits der Abbiegung zum Flughafen.
Acadia wurde langsamer, sodass sie sich unter die Pendler mischen konnte, die mit hohem Tempo aus der Stadt hinausfuhren. Sie war fest entschlossen, Zak zu erwischen, wenn es nicht schon zu spät war. Ihre Hände schwitzten am Lenkrad, und der Tacho zeigte über hundertsechzig an, als sie die Sirenen hinter sich hörte. Zu jedem anderen Zeitpunkt und an jedem anderen Ort wäre sie in ihrer Situation froh gewesen, von der Polizei verfolgt zu werden. Aber sie glaubte nicht, dass die schwarzen Fahrzeuge, die immer mehr aufholten, von der Polizei waren.
Und selbst wenn, würde sie ihr bestimmt nicht helfen. Das letzte Mal, als sie Polizisten gesehen hatte, wurden sie und Zak vom Flughafen aus verfolgt. Die Ausfahrt zum privaten Rollfeld lag vor ihr. Sie stemmte den Fuß auf das Gaspedal und betete, dass sie sich nicht umbrachte, bevor es die Typen hinter ihr schafften.
Blitzschnell warf sie einen Blick in den Rückspiegel, und der Transporter riss zur Seite aus. Drei schwarze Geländelimousinen rückten ihr von hinten auf die Pelle. Sie besaßen schwarz getönte Scheiben, Polizeiabzeichen und Blaulichter.
Vor sich sah sie einen großen Hubschrauber mit sich träge drehenden Rotoren. Sie hatte keine Wahl. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie mit ihrer verschwitzten Handfläche mit voller Wucht auf die Hupe ging und geradewegs darauf zufuhr.
Als das durchdringende Hupen eines Autos über das Lärmen der Rotoren hinweg ertönte, blickte Zak auf, der sich gerade die Gurte anlegte. »Was zum …«
Ein alter Pick-up kam über das Rollfeld angerast und fuhr direkt auf den Helikopter zu. Einen halben Kilometer dahinter stoben gerade drei schwarze SUVs auseinander, um Transporter und Hubschrauber in die Zange zu nehmen. Sie holten rasch auf.
Als die vermeintliche Schrottkarre näher kam, sah Zak das blasse ovale Gesicht der Fahrerin.
Acadia.
Sein Herz machte einen Satz, und seine Hände fuhren an sein Gurtzeug. Ihre Gesichtszüge waren durch die Geschwindigkeit verschwommen, aber das seidig blonde Haar war unverkennbar. Ebenso wie das Gefühl des Entsetzens, sie hier zu sehen. Scheiße. Und was jetzt?
»Freunde von Ihnen?«, fragte Reith trocken, die Waffe, ein Sturmgewehr, schussbereit und die Augen zusammengekniffen, als der Pick-up und die SUVs dahinter mit hundertsechzig direkt auf sie zurasten.
»Die im Transporter«, antwortete Zak mit zusammengebissenen Zähnen.
Hinter ihm hielt der Mann, der sich als Spincher vorgestellt hatte, den Piloten an. »Da kommt was auf uns zu!«, sagte er ins Mikrofon. »Ein paar Buhmänner nähern sich, lasst schon mal die Kanonen warmlaufen!«
Der Hubschrauber verfügte über massive Artillerie. Genug, um mehrere Fahrzeuge dem Erdboden gleichzumachen. Und Acadia würde es ebenso treffen, wenn er nicht selbst da rausging und sie holte. Jetzt.
Zak sprang mit eingezogenem Kopf auf den Boden. Sie hatten ihn für den Flug mit einem vollgeladenen M16-Gewehr ausgerüstet, und das hatte er bei sich, als er in der Hocke auf dem Rollfeld aufkam.
»Gebt mir Deckung«, rief er, als der Lieferwagen quietschend mit noch laufendem Motor zum Stehen kam. Er riss die Fahrertür auf und ergriff Acadia am Arm. Über den Lärm der Rotoren und der Schüsse hinweg schrie er: »Bist du verletzt?«
Das Geräusch des Handzünders eines Raketenwerfers übertönte ihre Antwort, und Zak gab sich damit zufrieden, sie so schnell es ging zu packen und zurück zu Savins Kampfhubschrauber zu reißen. Hundert Meter entfernt explodierte die vorderste Geländelimousine in einem lauten, heftigen Ball aus Hitze und Metall. Die Jungs im Hubschrauber wussten, was sie taten. Die Hitze und Wucht der Druckwelle fegte über Zak hinweg und versengte ihm die Lungen. Er strauchelte, aber er ließ Acadia nicht los, sondern zog und stützte sie, während sie sich duckten und die Beine in die Hand nahmen.
Ein in Flammen stehendes Lenkrad landete dicht vor ihr hüpfend auf dem Boden. Zak schlang die Arme fester um
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