Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
das sie hatte. Das für die Hände. Sie tupfte seinen Körper von Kopf bis Fuß mit einem Schwamm ab und hielt den kleinen, batteriebetriebenen Ventilator vor ihn, bis die Batterien leer waren. Durch die Netzfenster gab es keine Querbelüftung. Die Luft stand still und war schwer vom Regen. Zak schwitzte extrem. Er faselte. Über seinen Bruder, über Jennifer, über sein Auto und seinen Hund, den er, soweit sie es den Wortfetzen entnehmen konnte, Maus genannt hatte.
Ihre Kleidung war getrocknet, und sie brachte sie ins Zelt, faltete sie ordentlich zu kleinen Quadraten zusammen, die sie als Kopfkissen für Zak benutzte.
Sie aß einen halben Eiweißriegel und bereitete einen kleinen Becher Brühe mit aufgefangenem Regenwasser und einem der kleinen Pulverpäckchen zu, die sie für ihre Freundin Amber mitgebracht hatte, die immer Hunger hatte. Im Kopf machte sie sich eine Notiz, sich bei Amber zu bedanken, denn das Getränk konnte sie Zak nach und nach in den Mund träufeln. Acadia kümmerte sich um ihn, so gut sie konnte, dann ging sie auf Nahrungssuche.
Sie wusste eigentlich gar nicht, was sie tun sollte, also hielt sie sich in der Nähe des Zeltes auf und suchte nach Früchten, um ihre Vorräte aufzufüllen. Affen plapperten in den Bäumen, Vögel sangen, während sie ebenfalls um sie herum nach Nahrung suchten. Insekten summten und erzeugten ein tiefes Brummen, das die unbewegliche Luft erfüllte.
Zumindest war weit und breit keine Spur von den Guerillas, obwohl Acadia keinen Moment vergaß, dass sie und Zak gejagt wurden. Während sie suchte, sprach sie ein Schutzgebet für Zaks Bruder und eines für sich und Zak. Sie hoffte, dass der heilige Christophorus zuhörte. Vielleicht arbeitete der nur für Katholiken?
Durch den Regen gab es Wasser in Hülle und Fülle. Stündlich spülte sie Zaks Wunde aus und legte einen neuen Verband an, und von Stunde zu Stunde sah die Wunde schlimmer aus. Sie musste Hilfe für ihn holen, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie das bewerkstelligen sollte. Sie konnte ihn nicht tragen, und selbst wenn, hatte sie keinen blassen Schimmer, in welche Richtung sie gehen sollte.
Das Zifferblatt seiner Uhr hatte einen Sprung, und Wasser war eingedrungen. Nach seiner Aussage waren sie Richtung Fluss gelaufen.
Sie wusste nicht einmal, wie weit der noch weg war, und wenn sie ihn fand, wie schnell sie eine Stadt oder ein Dorf finden würde. Sie würde sich schon mit einer Einhaussiedlung zufrieden geben, wenn sie über irgendeine Art medizinischer Versorgung verfügte. Nicht zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte Acadia sich hilflos, hoffnungslos und so ängstlich, dass sie keine Ahnung hatte, was sie als Nächstes tun sollte. Bei ihrem Vater hatte sie wenigstens im Internet nachsehen oder andere um Hilfe bitten können. Hier gab es niemanden als sie. Sie würde noch eine Nacht abwarten, aber wenn es ihm am Morgen nicht besser ging, würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als Hilfe zu suchen. Sie strich ihm das Haar aus der Stirn und flüsterte: »Das Leben ist noch nicht fertig mit dir, Zak. Komm zurück zu mir.«
»Du siehst beschissen aus.« Zak hustete, schockiert über das schwache Timbre seiner Stimme. Acadia saß neben ihm, die Beine zur Seite abgeknickt, um sich in den schmalen Zwischenraum zu quetschen. Sie trug ein knappes, blassfarbiges T-Shirt und, soweit er erkennen konnte, sonst nichts. Sie hielt seine Hand und presste sie zwischen ihre Brüste, und ihr Mund berührte seine Fingerknöchel, als befände sie sich im Gebet.
Er stellte fest, dass sie in einem kleinen Zelt waren, dessen dämmriger Innenraum aufgeheizt war wie eine Sauna. Vielleicht lag es daran, dass das Leichtgewichtnylon, das sie umgab, schlammfarben war, oder dass ihre blasse Haut vor Erschöpfung blutleer war, aber sie sah gelblich aus. Strähnen ihres Haars waren aus dem schief sitzenden Knoten auf ihrem Kopf gerutscht und hingen ihr wie schlaffe Fahnen der Kapitulation im glänzenden Gesicht und den Hals hinab.
Als sie den Klang seiner Stimme hörte, schlug sie ihre verschlafenen Augen auf. Es dauerte einen Moment, bis ihr Blick den seinen fand.
Dann verzerrte sich ihr Gesicht, und sie brach in Tränen aus.
»Allmächtiger«, krächzte er. »Was ist denn?«
»Du bist wach!«
»Ja. Sieht so aus. Wie lange habe ich denn geschlafen?« Er reckte sich langsam und bemerkte die Schwäche seiner Muskeln und, als er ein Stück rutschte, das Brennen in seiner Schulter.
Sie griff mit beiden Händen nach seiner und
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