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Gnadenlos (Sara Cooper)

Gnadenlos (Sara Cooper)

Titel: Gnadenlos (Sara Cooper) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
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Handy.“
    Cruz seufzte. „Wird gemacht, Boss!“
    „Danke. Ich weiß, was ich von dir verlange. Und schlaf jetzt weiter. Ach ja, und nenn mich nicht Boss.“
    Cruz streckte sich und gähnte laut. „Adios.“
    Sara legte auf und wollte Matt anrufen, als ihr das mit der Zeitumstellung wieder einfiel. Sie würde erst ins Hotel fahren.

Kapitel 10
    Point Loma, San Diego
    Matt lag wach im Bett. Es war gerade mal 2.30 Uhr, aber er bekam kein Auge zu. Er legte die Hand auf das leere, kalte Laken neben sich und atmete tief ein. Obwohl die Temperaturen angenehm kühl waren, fühlte sich die Luft dicht und warm an, als wollte sie Druck auf ihn ausüben. Er machte sich Sorgen. Sorgen um Sara. Immer wieder schaute er auf sein Handy. Obwohl sie längst gelandet sein musste, war keine Nachricht bei ihm eingegangen. Dafür hatte Saras Mutter ein dutzend Mal angerufen. Er hatte ihr gesagt, dass ihre Tochter ein paar Tage beruflich verreist sei. Es war nicht seine Aufgabe, ihr den wahren Grund zu nennen. Ein beklemmendes Gefühl kroch in ihm hoch. Würde seine Frau wieder in ihr altes Verhaltensmuster zurückfallen und alles um sich herum vergessen? Sara hatte Berufliches und Privates nie gut trennen können. Diese traurige Tatsache hatte sie damals auseinander gebracht und ihnen eine fast zweijährige Trennung beschert. Sara schien das alles nicht zu stören, sie arbeitete 24 Stunden am Tag und hatte sogar Noahs 6. Geburtstag versäumt. Die zwei Jahre waren schwer für ihn gewesen. Zwar hatte er mehrere Frauen getroffen, aber ohne Sara fühlte er sich unvollständig. Erst Noahs Entführung hatte Sara wachgerüttelt, sie hatten sich ins gemeinsame Leben zurückgekämpft und ihre wohl schwerste Krise gemeistert. Aber Matt hatte Bedenken, ob dieses Fundament der gegebenen Situation standhalten würde. „Hoffentlich taucht Mia bald wieder auf“, sagte er leise. Wenn nicht, wäre das eine Katastrophe – für Mias Familie, aber auch für seine.
    Müde rieb er sich die Augen und stand auf. Ihm war flau im Magen und er stützte sich am Fenstersims ab. Seine Boxershorts saßen tief auf seinen Hüften. Das Licht seines Handys fiel auf seinen Oberkörper. Er strich langsam mit seiner Hand über die Narbe an seiner linken Schulter, die immer noch ab und zu juckte. Er spürte das Blut in seinen Fingerspitzen pochen. Noahs Entführer hatte ihn angeschossen. Wäre die Kugel ein bisschen weiter rechts eingedrungen, wäre er heute tot. Er versuchte die Gedanken daran zurückzudrängen. Der Garten lag in fast vollkommener Dunkelheit, nur eine Straßenlaterne spendete etwas Licht, einzelne Äste warfen dünnen Schatten. Matt atmete tief ein und senkte den Kopf. Seine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt. Er ging langsam durch den Flur, hin zu Noahs Zimmer, das neben dem Schlafzimmer lag. Leise öffnete er die Tür. Überall lagen Klamotten und Spielzeug, dazwischen Comics. Noah schlief tief und fest, in seinem Arm sein Stoff-Pinguin. Im Körbchen unter dem Kinderbett lag Coop, der kurz zu Matt aufschaute, aber sofort wieder einschlief. Bei dem Gedanken, was sein Sohn schon alles hatte durchmachen müssen, presste Matt die Kiefer aufeinander. Noah ging heute noch zum Kindertherapeuten, um die Entführung zu verarbeiten. Manchmal kam es Matt allerdings so vor, als würde der Junge viel besser mit den Geschehnissen fertig werden als er oder Sara. Der Kleine lag auf dem Rücken, die Decke zerknüllt, die Haare standen in alle Richtungen. Matt beobachtete, wie sich die schmale Brust gleichmäßig hob und senkte. Er liebte dieses Kind. Mit einem Seufzen zog er die Tür zu.

Kapitel 11
    Bangkok
    Saras erster Eindruck von Bangkok entstand während der Busfahrt vom Flughafen zum Hotel, die während der Rush Hour ungefähr 90 Minuten dauerte. Das Fahrzeug hatte keine Klimaanlage, folglich waren alle Fenster offen und der Wind blies Sara ins Gesicht während sie ihre neue Umgebung wahrnahm. Sie staunte nicht schlecht. Hier und da durchbrach eine Tempelanlage das Betongrau der Hochhäuser. Nachdem sie die Luxusausstattungen der Bürokomplexe mit ihren spiegelnden Fassaden im Stadtkern hinter sich gelassen hatten, fuhren sie vorbei an einfachen Hütten, an notdürftigen Wellblechverschlägen inmitten wilder Schuttanlagen und Müllkippen. Neben der hohen Luftfeuchtigkeit machte Sara noch etwas anderes zu schaffen: ein Geruch, der sich in ihrer Nase festsetzte. Überall am Straßenrand wurde gekocht und gebraten, an Ständen hingen tote

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