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Gnadenlos (Sara Cooper)

Gnadenlos (Sara Cooper)

Titel: Gnadenlos (Sara Cooper) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
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ihrem Enkel die Wange. „Ich werde meinem kleinen Engel doch erst noch ein Geschenk überreichen können, oder?!“ Sie kramte ein Päckchen aus ihrem Stoffbeutel.
    „Ich weiß nicht“, flüsterte Noah.
    Sie ging in die Knie. „Natürlich, mein Junge. Hier, pack aus.“
    Noah sah hilfesuchend seinen Vater an, der nur mitleidig nickte. Das letzte Mal hatte sie Noah ein Buch über Taubenzüchtung geschenkt. Schlimmer konnte es also kaum kommen. Der Kleine seufzte und entfernte das Papier ganz behutsam, als hätte er Angst vor dem, was darin war. Schließlich hielt er einen Bilderrahmen mit Muscheln am Rand in der Hand und fixierte das Bild darin. Dann dreht er es langsam um und zeigte es seinem Vater. „Schau mal, Dad. Ein Foto von Grandma.“
    Matt konnte es nicht fassen. Dana hatte ihrem Enkel wahrhaftig ein Portrait von sich geschenkt.
    Sie strahlte. „Für dein Kinderzimmer, mein Hase.“
    Noah schwieg.
    „Na, was sagt man da?“, half sie ihm auf die Sprünge.
    Er holte tief Luft. „Danke, Grandma.“
    „Wie nett von dir, Dana.“ Matt hoffte inständig, dass sie kein Geschenk für ihn dabei hatte. „Na los, Kumpel, ab zu Billy“, richtete er sich an Noah. Dieser war in Windeseile verschwunden. Auch Coop hatte sich wieder in seiner Hütte umgedreht und rührte sich nicht. Matt war alleine mit seiner Schwiegermutter.
    „Dana“, sagte er. „Was tust du hier um alles in der Welt?“
    Sie ging einen Schritt auf ihren Schwiegersohn zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Nach dem Rechten sehen. Was sonst? Wenn keines meiner Kinder Anstalten macht, mich mal zurückzurufen, wunder ich mich nicht mehr darüber. Aber du Matthew Ulysses Simpson – ich bin enttäuscht.“
    „Du sollst mich nicht so nennen“, entgegnete ihr Schwiegersohn gereizt.
    „Aber warum denn nicht? So heißt du schließlich!“ Dana ging mit einem skeptischen Blick durch das Wohnzimmer. Zu ihrem weiten T-Shirt trug sie einen fließenden bunten Rock mit Glöckchen am Saum und ein nicht minder buntes Kopftuch. Die Haarfarbe wechselte sie ständig, dieses Mal trug sie Henna Rot. Ihre Fingernägel waren grell lackiert und sie war barfuß, mit einem Fußkettchen am Knöchel. Sie sah aus wie ein in die Jahre gekommenes Goa-Mädchen.
    „Wo sind deine Schuhe verdammt noch mal?“, fragte Matt entgeistert und rieb sich gestresst den Nacken.
    „Ach, die habe ich im Taxi ausgezogen. Bei uns in Miami läuft man nur noch barfuß herum. Dann fühlt man sich nämlich nicht so eingeengt.“
    Matt verdrehte, wie sein Sohn zuvor, die Augen. Dana hatte in Miami nochmal studiert und vor Kurzem ihr Seniorenstudium in Ornithologie und Ethnologie erfolgreich abgeschlossen. Seitdem war sie ein harmoniebedürftiger Mensch und lebte in Einklang mit Mutter Erde. Zudem war sie überzeugte Veganerin und Tierschützerin. Der Blick seiner Schwiegermutter blieb schließlich am Essenstisch hängen. „Was gibst du dem Jungen denn zu Essen? Um Himmels willen! Schon mal was von Rohkost gehört?“ Sie berührte vorsichtig ein Fischstäbchen.
    „Es sind Fischreste, verdammt!“, verteidigte sich Matt, der diese Diskussion schon oft genug mit ihr geführt hatte.
    „Fisch bleibt Fisch! Tier bleibt Tier!“, blaffte sie ihn an. „Und was hat mein Enkel überhaupt für eine Frisur?! Soll er bei der Neuauflage von Wham dabei sein?“
    „Dana, bitte!“, versuchte es Matt nochmal. „Was willst du hier? Solltest du nicht bei Jane sein?“
    Sie stockte. „Wieso bei Jane? Deine Frau ist doch wieder mal in der Weltgeschichte unterwegs und du bist immerhin berufstätig. Ich wollte mich um euch kümmern. Um dich und um Noah.“ Sie warf einen Blick auf Coop, der sich immer noch in seiner Hütte tot stellte. „Und um den Hund“, ergänzte sie.
    „Dana, das ist lieb, aber ich versichere dir, wir brauchen deine Hilfe nicht. Wie du weißt, bin ich selbstständiger Anwalt. Ich kann also gut ein paar Tage von zuhause aus arbeiten.“ Langsam begriff Matt, dass Jane ihrer Mutter immer noch nichts von Mias Verschwinden mitgeteilt hatte. Er überlegte, was er sagen sollte und hielt schließlich die Wahrheit für das Beste. „Dana, du solltest wirklich mit Jane sprechen.“

Kapitel 15
    La Mesa, San Diego
    La Mesa, eine eher heruntergekommene Gegend in San Diego. Lilly Preston und Shawn O’Grady näherten sich einem trostlosen Apartmenthaus. Hier also wohnte Philip Reynolds, Claires Bruder. Lilly war die vierte in Saras Team gewesen – neben Cruz und Shawn. Sie war die

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