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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Nackenhaare. Er sah Robert kühl an. »Lange genug.«
    Robert musterte seinen Gesichtsausdruck. »Hören Sie, ich weiß nicht, was zwischen Ihnen gelaufen ist, aber ich dränge mich bestimmt nicht dazwischen. Ich nehme an, was immer da war, war sehr intensiv. Wenn ich eine Chance bei Grace hätte, würde ich sie ergreifen. Sie ist eine ganz außergewöhnliche Frau. Aber ich habe bei ihr keine Chance, sonst hätte ich es längst versucht. Unter normalen Umständen würde ich vielleicht versuchen, Ihnen Konkurrenz zu machen, aber das könnte ich Frankie nicht antun. Sie ist viel zu –« Er brach ab. »Ist Frankie Ihre Tochter?«
    Kilmer sah Robert durchdringend an. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das Alter würde hinkommen. Acht Jahre. Und kurz bevor Grace nach Tallanville gekommen ist, waren Sie mit ihr zusammen. Tja, ich hab einfach zwei und zwei zusammengezählt. Und dann hab ich mir Frankie noch mal ganz genau angesehen. Sie kommt auf Grace, aber die Augen hat sie von Ihnen.«
    »Ach ja?« Kilmer zuckte überrascht zusammen. »Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
    »Aber mir.« Robert lächelte. »Gott, ich hab Sie tatsächlich kalt erwischt.«
    Ganz genau, dachte Kilmer. Bisher hatte er es immer vermieden, Frankie als seine Tochter zu betrachten. Das Anrecht auf sein Kind hatte er aufgegeben, als er Grace die alleinige Erziehung überlassen hatte. Zwar hatte er das besitzergreifende Verlangen, das er nach wie vor für Grace empfand, nie unterdrücken können, aber sie war ihm ebenbürtig. Letztlich war sie frei in ihrer Entscheidung. Frankie war … etwas anderes.
    »Sie sieht mir wirklich ähnlich?«
    Robert nickte. »Ja, wirklich.«
    »Heiliger Strohsack«, murmelte Kilmer. »Nicht dass das etwas ändern würde.«
    »Nein.« Robert schaute zu Grace hinüber. »Ich glaube, sie wird jetzt aufsteigen.«
    Kilmer folgte Roberts Blick. Einen Fuß im Steigbügel, redete Grace immer noch mit dem Hengst.
    Der Graue scheute und riss sie beinahe um, doch sie bekam ihren Fuß gerade noch rechtzeitig frei. Sie lachte kopfschüttelnd, während der Hengst sie zornig ansah.
    Dreimal versuchte sie, in den Sattel zu steigen.
    Dreimal scheute er.
    Sie redete weiter auf ihn ein.
    Noch zweimal versuchte sie es.
    Er scheute.
    Beim nächsten Mal machte er nur einen kleinen Schritt zur Seite, als wäre er des Spiels überdrüssig.
    Schließlich ließ er es zu, dass Grace ganz langsam und vorsichtig in den Sattel stieg.
    Kilmer hielt den Atem an.
    Der Hengst rührte sich nicht, aber Kilmer sah, wie sich die Muskeln in seinen Flanken spannten.
    Grace beugte sich über seinen Hals, redete mit ihm, ließ ihn sich an ihr Gewicht gewöhnen.
    »Seine Augen, Grace. Gleich wird er explodieren«, murmelte Kilmer. »Pass auf!«
    Verdammt, sie schien kein bisschen beunruhigt zu sein, stattdessen streichelte sie den Grauen ganz gelassen. Kilmer war drauf und dran, vom Zaun zu springen und ihr zu Hilfe zu eilen. Nein, das würde den Hengst nur erschrecken und Grace wüt end machen. Er musste es ihr überlassen. Sie würde schon wissen, was sie –
    Der Hengst bäumte sich auf.
    Er buckelte und drehte sich, so dass Grace’ zierlicher Körper hin und her flog wie eine Marionette.
    »Mein Gott«, murmelte Robert. »Halt durch, Grace.«
    Sie blieb im Sattel.
    Minutenlang ging es so weiter, und immer wieder dachte Kilmer, der Hengst würde Grace abwerfen.
    »Können wir sie nicht da runterholen –« Robert unterbrach sich. »Quatsch. Natürlich können wir das nicht. Es ist – Er hört auf.«
    Der Hengst war zitternd stehen geblieben. Grace beugte sich vor und sagte ihm etwas ins Ohr. Dann übte sie leichten Druck mit den Waden aus.
    Er rührte sich nicht.
    Sie versuchte es noch einmal.
    Er machte einen Schritt, dann noch einen.
    Ganz langsam drehte Grace mit dem Grauschimmel eine Runde, mit sanfter Stimmhilfe und ohne etwas zu erzwingen.
    Schließlich brachte sie den Hengst zum Stehen und stieg ab.
    Kilmer atmete aus. Gott, ihm war nicht einmal bewusst gewesen, dass er den Atem angehalten hatte.
    »Mist.« Robert sprang über den Zaun und lief auf Grace und den Hengst zu. »Das war verdammt gefährlich.«
    Kilmer folgte ihm, blieb jedoch nach wenigen Schritten stehen. Er war Grace erst vorhin zu nahe getreten, sie würde ihn jetzt nicht in ihrer Nähe haben wollen. Er sah Blockman lachen und kopfschüttelnd neben ihr hergehen, als sie das Pferd aus der Koppel führte.
    Es gefiel ihm ganz und gar nicht. Es traf ihn bis ins Mark.
    Was Blockman gesagt

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