Gnadenlose Jagd
Cosmo und den Pferden zu ihrem jährlichen Ausflug in die Sahara aufbrachen. Sie haben ihn in einer Oase grasen lassen, als sie mit den beiden Pferden in die Wüste rausgeritten sind. Ich brauchte ihn nur wegzuführen und ruhig zu halten, bis wir ihn in Sicherheit gebracht hatten. Das verdammte Vieh hat die lauteste Stimme auf dem Planeten.«
»Du hättest dabei draufgehen können.«
»Ich fand, es war das Risiko wert. Ich war noch nicht so weit, mir die beiden Pferde zu schnappen, aber ihren Stallgefährten hab ich schon mal. Cosmo ist der einzige Beruhigungsfaktor, den die Zwei akzeptieren, außer dir. Ohne Cosmo werden die Pfleger ihre liebe Not mit den Biestern haben.«
Davon war Grace überzeugt. »Ein halbes Jahr. Dann hast du diese Ranch also gar nicht für Frankie gemietet. Das hier gehört alles zu deiner Vorbereitung auf die Entführung der Zwei.«
»Ich hatte gehofft, dass ich niemals ein Versteck für euch brauchen werde«, erwiderte er. »Aber es wäre dumm von mir gewesen, den sicheren Ort, den ich für die Pferde eingerichtet hatte, nicht zu nutzen.«
»Für die Zwei gibt es keinen sicheren Ort.« Sie schüttelte frustriert den Kopf. »Ich kann es einfach nicht fassen, dass du sie entführen willst. Garantiert wartet Marvot nur darauf. Das schaffst du nicht.«
»Doch, ich schaffe es. Ich muss einfach Schritt für Schritt vorgehen.«
»Und Cosmo ist ein erster Schritt.«
»Und ein störrisches Vieh obendrein.« Er lächelte. »Aber dennoch ein Schritt. Keine Sorge, ich werde vorerst keine weiteren Schritte unternehmen. Das würde euch beide nur in Gefahr bringen.«
»Soll ich dir dafür etwa dankbar sein?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich bin dir dankbar. Ich wollte nur, dass du wegen Cosmo nicht beunruhigt bist.«
Aber sie war beunruhigt. Cosmo mochte nur ein kleiner Schritt sein, aber er symbolisierte Kilmers unnachgiebige Zielstrebigkeit. Er hatte sich sogar die Mühe gemacht, Cosmo zu entführen, den Stallgefährten der Zwei. Das bedeutete, dass er bereits einen Plan hatte. Und sobald sie und Frankie von der Bildfläche verschwunden waren, würde er ihn durchführen.
Und wahrscheinlich dabei ums Leben kommen.
»Also gut.« Auf dem Weg zur Tür blieb sie noch einmal stehen. »Du hast mir neulich erzählt, du hättest Marvot etwas gestohlen, was ihn so wütend gemacht hat, dass er uns diese Kopfgeldjäger auf den Hals geschickt hat. War das Cosmo?«
»Nein, es war etwas Bedeutenderes als Cosmo. Es war eine der Informationen, die Donavan für mich ausgegraben hat.« Sein Lächeln wurde breiter. »Aber ich will dich nicht mit den Einzelheiten belasten. Das alles interessiert dich ja nicht.«
»Stimmt.« Und sie würde sich keine Sorgen um ihn machen. Er war aus ihrem Leben ausgestiegen, und das war ihr nur recht. Er verdiente nach wie vor seinen Lebensunterhalt damit, Munitionsdepots in die Luft zu jagen, Entführungsopfer zu befreien und sein Leben auf alle erdenklichen Arten aufs Spiel zu setzen. Sie dagegen führte ein ganz anderes Leben. Für sie drehte sich alles um Frankie – und um das Leben, nicht um den Tod. Wenn er immer noch von der Idee besessen war, die beiden Pferde in seinen Besitz zu bringen, dann konnte sie ihm nur viel Glück wünschen.
Er würde es brauchen.
Am nächsten Morgen trafen Kilmers Leute per Hubschrauber ein.
»Wer sind die?«, flüsterte Frankie, als Kilmer nach draußen ging, um die Männer zu begrüßen. »Sie sehen aus wie –« Sie runzelte die Stirn. »Ich glaub nicht, dass das Cowboys sind.«
»Ein paar von ihnen sind bestimmt Cowboys«, entgegnete Grace. »Erinnerst du dich? Dillon hat gesagt, sie würden uns bei der Pflege der Pferde helfen.« Grace kannte nur zwei von ihnen, Luis Vazquez und Nathan Salter. Die anderen waren ihr fremd, aber sie erkannte die ruhige, zurückhaltende Ausstrahlung eines tiefen Selbstvertrauens, das Kilmer in jedem zu wecken schien, den er in seine Dienste nahm. »Der große Mann dort mit dem orangefarbenen Hemd ist Luis. Er kennt sich sehr gut mit Pferden aus. Er ist auf einer Ranch in Argentinien aufgewachsen und war früher mal ein Vaquero. Weißt du noch? Ich hab dir mal von den Vaqueros und ihren Bolos erzählt.«
»Darf ich ihn kennenlernen?«
»Sobald Kilmer mit den Männern geredet hat.« Kilmer war schon fast fertig. Die Männer gingen auseinander, bewegten sich schnell und entschlossen, nachdem sie ihre Befehle erhalten hatten. Wenige Minuten später war keiner von ihnen mehr zu sehen. »Tja, sieht so
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