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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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aus, als hätten sie erst mal zu tun.«
    »Keine Cowboys«, wiederholte Frankie bestimmt. »Und auch keine Soldaten. Trotzdem haben sie irgendwie von beidem was.«
    »Es sind Männer, die wissen, wie sie uns beschützen können. Das ist ihr Beruf. Du kannst dich auf sie verlassen. Ich werde sie dir später vorstellen.«
    Frankie nickte. »Aber nicht jetzt. Ich muss noch ein bisschen an meinem Keyboard arbeiten.«
    »Tu das. Ich gehe solange zum Stall und überzeuge mich davon, dass sie mit den Pferden alles richtig machen.« Grace hob eine Hand. »Außer mit Gypsy. Ich hatte den Eindruck, dass ihr beide euch heute Morgen auf Anhieb verstanden habt.«
    »Ja«, erwiderte Frankie abwesend, während sie die Tür öffnete. »Bis später, Mom.«
    »Bis später.« Im Moment bekam Frankie mal wieder nicht viel mit, sie war bereits in die Welt ihrer Musik abgetaucht. Grace konnte regelrecht sehen, wie die Noten durch ihre Gedanken wirbelten.
    Kilmer kam auf die Veranda.
    »Donavan ist nicht mitgekommen?«, fragte Grace.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass er Marvot im Auge behält.«
    »Hast du in den letzten Tagen von ihm gehört?«
    »Nicht seit wir hier angekommen sind. Das könnte ein gutes Zeichen sein. Wenn er sich bis heute Abend nicht meldet, rufe ich ihn an.« Er musterte sie. »Du machst dir Sorgen um ihn.«
    »Ich hab Donavan immer gemocht. Er hat mir mal in Libyen das Leben gerettet.«
    »Wirklich? Das hat er mir nie erzählt.«
    »Es ging dich nichts an. Das war eine Sache zwischen ihm und mir.«
    »Falls es die Mission in Gefahr gebracht hat, ging es mich schon etwas an. War es so?«
    »Du kannst mich mal.«
    Er grinste. »Also ja. Ich werde ein Wörtchen mit Donavan reden müssen.«
    »Himmelherrgott, das ist neun Jahre her.«
    »Und Donavan hatte schon immer eine Schwäche für dich.«
    Freundschaften wurden in Kilmers Team nicht gern gesehen, aber wenn man auf Leben und Tod aufeinander angewiesen war, fiel es schwer, keine emotionalen Bindungen einzugehen. »Davon hab ich aber nichts gemerkt. Als ich bei dir anfing, hat er mich auf deine Anweisung hin gedrillt, bis ich fast tot umgefallen bin.«
    »Und du hast dich als äußerst zäh erwiesen. Ich war mächtig stolz auf dich.«
    Und sein Stolz hatte ihr alles bedeutet. Um seine Anerkennung zu gewinnen, war sie zu allem bereit gewesen, auch wenn sie dafür bis zur totalen Erschöpfung trainieren musste. Gott, war sie damals naiv gewesen. »Ich war jung und dumm. Ich dachte, es würde dir etwas bedeuten, wenn ich dir beweise, wie gut ich bin. Wahrscheinlich war das ein hoffnungsloser Anfall von Heldenverehrung.«
    »Ich weiß.«
    Sie errötete. »Du eingebildeter Mistkerl.«
    »Was glaubst du, warum ich dir Donavan als Ausbilder gegeben habe? Wir beide wären doch nach spätestens zwei Tagen im Bett gelandet, wenn ich deine Ausbildung selbst übernommen hätte. Verdammt, von dem Augenblick an, seit ich dir begegnet war, konnte ich es nicht erwarten, dich anzufassen. Ich wollte mich moralisch korrekt verhalten, verflucht.« Er wandte sich ab. »Aber es hat nichts genützt, es hat uns nur eine Woche Aufschub gegeben. Ich bin nicht der Typ, der einer solchen Versuchung lange widerstehen kann.«
    Sie schaute ihm nach. Die Art, wie er sich bewegte, das graziöse und koordinierte Zusammenspiel seiner Muskeln, hatte sie von Anfang an fasziniert. Auch jetzt konnte sie sich von dem Anblick nicht losreißen. Gott, es ging schon wieder los. Sie spürte die Feuchtigkeit an ihren Handflächen, ihre Atemlosigkeit, das Verlangen, ihm nachzulaufen und ihn zu berühren.
    Er drehte sich noch einmal um. »Mir geht’s genauso«, sagte er leise. »Es ist die Hölle, nicht wahr?«
    Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, und machte ihn wieder zu. Dann ging sie ins Haus.
    In der Diele blieb sie einen Moment stehen, um sich zu beruhigen. Gott, das hatte ihr noch gefehlt. Sie führte ein schönes, beständiges Leben mit Frankie. Sie wollte nicht wieder in dieses sinnliche Chaos eintauchen, aus dem bis auf ihre Tochter nichts Gutes hervorgegangen war. Alles andere war verrückte, animalische Begierde gewesen, die sie beinahe um den Verstand gebracht hatte. Sie hatte alles gewollt und sich nicht um die Konsequenzen geschert.
    Jetzt war alles anders. Sie musste Frankie eine Mutter sein, die die Stärke besaß, die Schwäche zu bekämpfen, aus der Frankie gezeugt worden war. Aber sie wusste nicht, ob sie die nötige Kraft aufbringen würde, wenn sie hier in Kilmers Nähe blieb. Sie

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