Gnadenlose Jagd
angerufen und mich gebeten, ein Zimmer für Donavan vorzubereiten.« Er machte ein Zeichen mit dem Kopf in Richtung Flur. »Ich gebe ihm mein Zimmer, das Bett ist schon frisch bezogen. Ich ziehe dann zu den anderen in die Schlafbaracke …« Er rannte nach draußen.
Sie folgte ihm. Als sie auf die Veranda trat, öffnete sich die Tür des Hubschraubers, und Kilmer sprang heraus. »Bringt Donavan ins Haus.« Dann wandte er sich an Blockman. »Alles in Ordnung?«
Robert nickte. »Mein Zimmer. Das zweite links. Wie geht es ihm?«
»Vollgedröhnt. Dr. Krallon hat ihn gleich in Tanger mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt.« Er schaute zu Grace hinüber, während zwei seiner Männer Donavan vorsichtig auf einer Trage aus dem Hubschrauber hoben. »Er wird es schaffen, Grace. Die größte Gefahr war der Schock.«
»Gott sei Dank.« Sie warf einen Blick auf Donavans Gesicht, als sie ihn an ihr vorbeitrugen. »Meine Güte, ist er blass.«
Donavan öffnete die Augen. »Kilmers Schuld«, flüsterte er. »Er hat dafür gesorgt, dass die Egel mir das ganze Blut ausgesaugt haben.«
»Undankbarer Scheißkerl«, sagte Kilmer. »Mich haben die Biester bei lebendigem Leib gefressen.« Er wandte sich an seine Männer. »Schafft ihn ins Haus, ehe ich seine Nähte aufschneide und ihn verbluten lasse.«
»Zu spät«, sagte Donavan. »Von jetzt an wird Grace mich beschützen.« Er schaute sie mit trüben Augen an. »Hallo, Grace. Wie geht’s?«
»Besser als dir.« Es erleichterte sie, dass er schon wieder mit Kilmer scherzte. »Aber das wird sich bald ändern«, rief sie ihm nach, als die Männer ihn die Treppe hochtrugen. »Also mach Kilmer ruhig die Hölle heiß, wann immer dir danach ist.«
»Vielen Dank auch«, sagte Kilmer. Er wandte sich einem kleinen, dunkelhäutigen Mann zu, der neben ihn getreten war. »Grace Archer, das ist Dr. Hussein Krallon. Er kümmert sich um Donavan.«
»Sehr erfreut, Ma’am.« Der Arzt verbeugte sich höflich. »Jetzt muss ich nach meinem Patienten sehen. Sie gestatten?« Ohne auf eine Antwort zu warten, eilte er ins Haus.
»Ist Donavan bei ihm in guten Händen?«, fragte Grace, während sie dem Arzt nachschaute. »Marvot hat großen Einfluss in Marokko.«
»Ich habe seine Dienste schon einmal in Anspruch genommen. Er hasst Marvot wie die Pest. Sein Sohn wurde vor fünf Jahren in einer Drogengeschichte von Marvots Leuten getötet. Er wird Donavan nicht im Schlaf erschlagen, sondern dafür sorgen, dass er wieder gesund wird, und sei es nur, um Marvot eins auszuwischen.« Er holte tief Luft. »Wie geht es Frankie?«
»Gut.« Gott, er wirkte todmüde. »Wann hast du denn zuletzt geschlafen?«
»Ich hab im Flugzeug ein bisschen gedöst.« Er rieb sich das Kinn. »Aber ich muss diese Stoppeln loswerden.«
»Jake!« Frankie stand auf der obersten Treppenstufe. »Du siehst ja aus wie ein Pirat.« Sie kam die Treppe heruntergelaufen, den wachsamen Blick auf ihre Mutter geheftet. »Entschuldige, dass ich nicht im Zimmer geblieben bin, aber als ich gesehen hab, wie Jake aus dem Hubschrauber gesprungen ist, wusste ich, dass alles in Ordnung ist. Du hast mich wahrscheinlich bloß vergessen.«
»Ja, ich glaube, da hast du recht.« Grace lächelte. »Ich müsste mich also bei dir entschuldigen. Wie du siehst, ist Jake immer noch putzmunter.«
»Super. Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht, Jake.«
»Wirklich?« Er schaute Grace an. »Alle beide?«
»Natürlich. Ich hab mir Sorgen gemacht, dass du es vielleicht nicht schaffst, Donavan da rauszuholen.«
»Da bin ich aber enttäuscht.« Er zog ein Gesicht, dann lächelte er Frankie an. »Da du Donavan ja nicht kennst, darf ich annehmen, dass du dir wirklich um mich Sorgen gemacht hast?«
»Na klar. Ich mag dich.« Sie warf Grace einen Blick zu. »Soll ich Jake eine Tasse heißen Kakao machen? Er sieht aus, als könnte er … etwas brauchen.«
»Es ist schon spät.«
»Ich kann jetzt sowieso nicht mehr schlafen, dafür bin ich viel zu aufgeregt.«
»Jake kann sich selbst –« Sie sah die Enttäuschung in Frankies Gesicht. »Sicher, mach nur. Ich gehe nach oben und vergewissere mich, dass Donavan gut untergebracht ist. In einer Viertelstunde komme ich wieder runter, und dann gehst du ins Bett. Abgemacht?«
»Abgemacht.« Frankie flitzte in die Küche.
Grace ging zur Treppe. »Wenn sie dir auf die Nerven geht, schick sie nach oben. Sie will einfach was für dich tun.«
»Sie würde mir nie auf die Nerven gehen. Ich fühle mich geehrt.« Er
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