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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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El Tariq. Das Risiko ist zu groß. Ich habe mit Tonino telefoniert, er sagt, dort in den Bergen wimmelt es nur so von Marvots Leuten.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich melde mich, sobald wir in El Tariq sind, aber dann wirst du erst wieder von mir hören, wenn wir den Rückweg angetreten haben. Es könnte sein, dass Marvots Leute in der Lage sind, das Signal abzufangen. Ich hab Donavan gesagt, er soll mich nicht wieder anrufen, es sei denn, er muss sich ein neues Versteck suchen.« Er schaute in den Himmel. »Da ist der Hubschrauber.« Er sprang die Stufen hinunter. »Keine Sorge, ihr beide seid in Sicherheit. Ich habe Anweisung gegeben, dass –«
    »Darauf kannst du dich verlassen, dass wir in Sicherheit sind. Ich kann mich selbst um Frankie kümmern. Das mache ich schon, seit sie auf der Welt ist.« Sie funkelte ihn wütend an. »Und wie kommst du darauf, dass ich versuchen könnte, dich daran zu hindern, Donavan zu retten? Meinst du etwa, ich will, dass du ihn verbluten lässt? Mach, dass du wegkommst!«
    Er lächelte. »Ja, ja, ich gehe ja schon. Gott, was kannst du doch für eine Nervensäge sein.«
    Sie schaute ihm nach, als er auf den Hubschrauber zulief, der gerade gelandet war. Der Wind von den Rotorblättern zerzauste ihm die Haare und drückte ihm das Hemd auf die Brust. Er bedeutete seinen Männern einzusteigen und wartete, bis sie alle an Bord waren. Das war Kilmers Prinzip, erinnerte sich Grace. Er war immer der Letzte, der sich in Sicherheit brachte.
    Und das war wahrscheinlich auch der Grund, warum Kilmer um ein Haar draufgegangen wäre, als sie Cosmo entführt hatten.
    Und warum er vor neun Jahren nach El Tariq zurückgekehrt war, um seine Männer aus den Hügeln um Marvots Grundstück zu holen.
    Immer der Letzte, der den Rückzug antrat.
    Sie hatte damals verstanden, dass er hatte zurückkehren und seine Männer retten müssen. Aber sie hatte nicht verstanden, warum er sie daran gehindert hatte, sich nach Tanger zu begeben, obwohl sie vielleicht eine Chance gehabt hätte, ihren Vater zu retten.
    »Wo fahren die hin, Mom?«, fragte Frankie, die plötzlich neben ihr stand.
    »Ein Mann, der für Kilmer arbeitet, ist verletzt und in einer Notlage. Sie fliegen hin, um ihm zu helfen.«
    »Können wir nicht mitfahren?«
    Grace betrachtete das sorgenvolle Gesicht ihrer Tochter. »Warum möchtest du das? Du kennst den Mann doch noch nicht einmal.«
    »Ich will aber nicht, dass Jake auch verwundet wird. Vielleicht könnten wir ihn beschützen. Möchtest du das denn nicht?«
    »Nein, ich –« Sie wollte mitfliegen, wurde ihr plötzlich klar. Am liebsten wäre sie jetzt Mitglied des Teams, das in den Hubschrauber stieg. Sie wollte aktiv mithelfen, Donavan in Sicherheit zu bringen.
    Falls er noch lebte, wenn Kilmer eintraf.
    »Ja, ich würde gern mit dahin«, sagte sie schließlich. »Der Mann, der verwundet wurde, ist ein guter Freund von mir. Aber manchmal kann man nicht tun, was man möchte. Manchmal ist es besser, wenn man zu Hause bleibt und die anderen nicht behindert.«
    »Du würdest niemanden behindern.«
    »Zumindest nicht absichtlich.« Sie schaute Frankie in die Augen. »Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns einmal den Nussknacker angesehen haben? All die Tänzer haben sich an eine genau einstudierte Choreographie gehalten. Stell dir mal vor, was passiert wäre, wenn jemand aus dem Publikum aufgestanden wäre und versucht hätte, mit ihnen zusammen auf der Bühne zu tanzen.«
    Frankie musste lachen. »Das wäre bestimmt lustig gewesen.«
    »Aber es hätte dazu geführt, dass die echten Tänzer Fehler gemacht hätten, weil derjenige alles durcheinandergebracht hätte. Verstehst du, was ich dir sagen will?«
    Frankies Lächeln verschwand. »Ja. Ich würde die Tanzschritte nicht kennen.«
    Grace nickte.
    »Aber du kennst sie doch, Mom.«
    Grace sah zu, wie der Hubschrauber abhob. Ja, sie kannte die Tanzschritte, und sie würde sie nur zu gern ausführen, verdammt. »Aber ich habe vielleicht vieles vergessen. Es ist besser, wenn ich bei dir bleibe.« Sie zwang sich, sich abzuwenden und nicht zuzusehen, wie der Hubschrauber davonflog. »Lass uns zu Robert reingehen. Es ist bald Zeit fürs Abendessen.«
    Aber Frankie blickte immer noch dem Hubschrauber nach. »Ich mag Jake. Ihm wird doch nichts passieren, oder, Mom? Er wird nicht sterben wie Charlie?«
    Wie konnte sie Frankie darauf eine Antwort geben, ohne womöglich zu lügen?
    Der Letzte, der den Rückzug antrat.
    »Er hat gute Chancen.«

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