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Gnadenlose Jagd

Gnadenlose Jagd

Titel: Gnadenlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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nicht zurück ist. Er hatte Angst, einer seiner Männer könnte geschnappt und zum Reden gezwungen werden.«
    »Wir warten bis übermorgen.« Sie schüttelte den Kopf. Himmel, was dachte sie sich eigentlich? »Nein, du hast recht. Wir müssen Frankie in Sicherheit bringen. Ich werde dafür sorgen, dass sie morgen früh bei Tagesanbruch reisefertig ist.« Dann fügte sie erschöpft hinzu: »Himmelherrgott, es kotzt mich an, ihr das schon wieder zuzumuten.«
    »Mich auch.« Er öffnete die Haustür. »Aber so ist das Leben.«
    Oder der Tod, dachte Grace schaudernd. Kilmers Tod.
    Sie schaute zu den Bergen hinüber. Warum schmerzte der Gedanke sie so? Neun Jahre lang hatte sie nicht einmal an ihn gedacht, und jetzt  –
    Nein, sie machte sich selbst etwas vor. Trotz aller Verdrängungsversuche hatte sie Kilmer immer irgendwo im Hinterkopf gehabt. Wie hätte es anders sein sollen? Mit ihm hatte sie den besten Sex ihres Lebens gehabt, sie bewunderte und achtete ihn, und sie hatte ein Kind von ihm.
    Und er hatte sie daran gehindert, ihrem Vater zu Hilfe zu eilen, als dieser sie gebraucht hatte. Es spielte keine Rolle, dass sie ohnehin zu spät gekommen wäre, um ihn zu retten. Kilmer hatte ihr die freie Entscheidung verwehrt.
    Aber obwohl sie deswegen immer noch einen Groll hegte, ließ der Gedanke, dass Kilmer tot sein könnte, alles andere verblassen.
    Sie hörte Frankie im Wohnzimmer auf dem Keyboard spielen. Im Moment komponierte sie jedoch nicht, sondern spielte zur Entspannung ein bisschen Mozart. Schön. So schön. Und Kilmer hatte nie die Chance gehabt, wirklich zu erleben, wie wunderbar Frankie in jeder Hinsicht war.
    Und jetzt würde er es womöglich nie erfahren.
     
    Mitten in der Nacht, um 3 Uhr 43, klingelte ihr Handy.
    Sie fuhr aus dem Schlaf und nahm es vom Nachttisch. »Hallo.«
    »Wir kommen zurück«, sagte Kilmer. »Wir steigen gerade außerhalb von Tanger ins Flugzeug.«
    Gott sei Dank.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie ihre Sprache wiederfand. »Du hattest versprochen, gestern Abend anzurufen.« Gott, was für eine idiotische Bemerkung.
    »Ich hatte alle Hände voll zu tun«, antwortete er trocken. »In der Nähe von El Tariq konnte ich kein Handy benutzen. Es hat nur so gewimmelt von Marvots Leuten, und ich konnte nicht riskieren, dass sie das Signal abfangen. Morgen bin ich wieder da.«
    »Was ist mit Donavan?«
    »Er lebt. Wir haben ihn zusammengeflickt und ihm eine Bluttransfusion verpasst, aber es geht ihm nicht gut. Wir haben hier in Tanger einen Arzt gefunden, der uns auf dem Flug begleitet. Wir können Donavan in kein Krankenhaus bringen. Marvot hat hier viel zu viele Kontakte. Alles in Ordnung bei euch?«
    »Ja.«
    »Gut.« Er legte auf.
    Zögernd drückte Grace auf die Trenntaste. Großer Gott, ihre Hand zitterte. Ihr war beinahe schwindlig vor Erleichterung … und Freude.
    »Mom?« Frankie stützte sich auf einen Ellbogen. »War das Jake?«
    »Ja.« Sie hatte einen Kloß im Hals. »Es geht ihm gut. Er kommt zurück.«
    Frankie setzte sich auf und schaute sie mit leuchtenden Augen an. »Wann? Darf ich zu Robert gehen und es ihm erzählen?«
    »Er kommt morgen.« Sie räusperte sich. »Und ich glaube, es wäre eine großartige Idee, es Robert zu erzählen. Lauf nur.«
    Frankie sprang aus dem Bett und rannte aus dem Zimmer.
    Grace hätte es Robert selbst sagen sollen, aber im Moment wollte sie niemanden sehen. Sie war viel zu aufgewühlt. Himmel, sie hatte gedacht, es wäre vorbei. Wieso konnte es nicht vorbei sein?
    Es mochte vielleicht vorbei sein, aber die Gefühle, die sie überfielen, waren zu stark, um sie zu ignorieren. Sie musste sich mit ihnen auseinandersetzen. So konnte es nicht weitergehen. Sie konnte nicht ewig vor sich selbst leugnen, dass da etwas war, und sich immer wieder von Erinnerungen und Gefühlen überwältigen lassen. Das Vernünftigste wäre, sich dem Problem zu stellen und alle Gefühle, die sie noch für Kilmer hegte, auszumerzen.
    Gott, er lebte.
     
    Eine Stunde nachdem Grace sich am nächsten Abend schlafen gelegt hatte, hörte sie den Hubschrauber. Sie sprang aus dem Bett und stürzte ans Fenster. Bläulich weißes Scheinwerferlicht erhellte den Vorplatz, als der Hubschrauber langsam landete.
    »Ist das Jake?«, fragte Frankie.
    »Ich glaube, ja.« Sie schnappte sich ihren Bademantel und ging zur Tür. »Bleib hier, bis wir es mit Sicherheit wissen.« Sie begegnete Robert auf dem Treppenabsatz. »Kilmer?«
    Er nickte. »Er hat mich vor zehn Minuten

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