Gnadentod
sehen?«
»Wenn sie mich sehen wollen«, sagte ich. »Die Tatsache, dass dieses merkwürdige Gespann vor meiner Tür aufgetaucht ist, hat nicht unbedingt zu meiner Glaubwürdigkeit beigetragen.«
»Tur mir Leid, Alex. Goads Anwalt hat direkt im Parker Center angerufen, war verhandlungsbereit, und die hohen Tiere hatten sofort einen Riesenständer. Versuch bitte, eine Sekunde die Kinder zu vergessen, und betrachte diese Sache nüchtern als das, was sie ist: als einen großen ungelösten Mordfall ohne eine Spur, und dann ergibt sich ein glaubwürdiger Beweis für eine frühere Bedrohung des Opfers durch jemanden, der die Mittel und ein Motiv hat. Das Allermindeste, was wir gegen Doss haben, ist Anstiftung zum Mord, was genug sein dürfte, um ihn festzuhalten, während wir nach den eigentlichen Leckerbissen suchen.«
»Wie sind Korn und Demetri darauf gekommen, wo er war?«
»Sie sind bei seiner Sekretärin reingeschneit und haben deinen Namen im Terminkalender gesehen.«
»Großartig.«
»Gerade du solltest wissen, dass das hier kein netter Beruf ist, Alex.«
»Wann wird Richards Anwalt erwartet?«
»Bald. Er ist eine ganz große Nummer unter den Strafverteidigern und darauf spezialisiert, Angehörigen der Oberschicht aus der Patsche zu helfen. Er wird Doss den Rat erteilen, den Mund nicht aufzumachen, und wir werden versuchen, deinen Knaben wegen Anstiftung festzuhalten. Wie auch immer, der Papierkram wird einige Zeit in Anspruch nehmen, also kannst du davon ausgehen, dass er zumindest über Nacht hier bleiben wird.«
Er stand auf, reckte seine Arme und sagte: »Ich bin ganz steif, habe zu viel rumgesessen.«
»Du Ärmster.«
»Willst du, dass ich mich noch mal entschuldige? Na gut, mea culpa, culpa mea.«
»Was ist mit Fuscos Akte? Was ist mit dem Gemälde? Was hat Doss damit zu tun?«, fragte ich.
»Wer sagt denn überhaupt, dass das Gemälde irgendetwas mit dem Mord zu tun hat? Außerdem haben wir nichts vergessen, sondern nur verschoben. Wenn du dich noch dazu überwinden kannst, lies die verdammte Akte. Wenn nicht, habe ich volles Verständnis.«
Er schob die Tür auf und trat in den Korridor hinaus.
Das Zimmer für die Angehörigen von Opfern war nur ein paar Türen weiter. Eine junge honigblonde Frau in einem taubenblauen Hosenanzug stand zwei Meter daneben.
»Detective Marchesi, Dr. Delaware«, sagte Milo.
»Hi«, sagte sie. »Ich habe ihnen Cola angeboten, aber sie wollten keine, Milo.«
»Wie geht es ihnen?«
»Das kann ich nicht genau sagen, weil ich die ganze Zeit hier draußen war. Sie bestanden darauf - der Junge bestand darauf-, dass ich sie allein lasse. Er scheint der Boss zu sein.«
»Danke, Sheila«, sagte Milo. »Mach ruhig mal Pause.«
»Klar. Ich bin an meinem Schreibtisch, falls du mich brauchst.«
Detective Marchesi machte sich auf den Weg zum Büro. Milo sagte: »Sie gehören dir.« Ich öffnete die Tür.
Das Zimmer unterschied sich nicht sehr von Verhörzellen, vermutlich war es früher mal eine gewesen. Es war winzig, fensterlos und hatte glänzende senffarbene Wände. Drei gepolsterte Stühle, deren Baumwollbezug drei verschiedene Blumenmuster hatte, die nicht aneinander passten, standen statt der üblichen Metallversion darin. Anstelle des Stahltischs mit den Bolzen für die Handschellen hatte man ein niedriges Ding aus Holzlatten hineingestellt, das einer Picknickbank ähnelte, der man die Beine abgeschnitten hatte. Außerdem lagen ein paar Zeitschriften wie People, Ladyies’ Home Journal und Modern Computer herum.
Eric und Stacy saßen auf den Stühlen.
Stacy starrte mich an.
Eric sagte: »Gehen Sie raus.«
Stacy sagte: »Eric -«
»Er macht, dass er hier rauskommt, Scheiße noch mal - da gibt’s nichts zu diskutieren, Stace. Er ist offenbar an all dem hier beteiligt, wir können ihm nicht trauen.«
»Eric, ich kann verstehen, dass Sie glauben -«, begann ich.
»Schluss mit dem Quatsch! Der fette Cop ist Ihr Kumpel, Sie haben meinen Dad reingelegt, Sie Arsch!«
Ich sagte: »Geben Sie mir nur -«
»Ich gebe Ihnen eins vor den Sack!«, brüllte er und wollte sich auf mich stürzen, während Stacy aufschrie. Blut staute sich in seinem Gesicht, sodass es die Farbe von Schokolade angenommen hatte. Seine Augen funkelten wild, seine Arme wirbelten durch die Luft, und mir war klar, dass er versuchen würde, mich zu schlagen. Ich zog mich zurück und machte mich bereit, mich zu schützen, ohne ihm wehzutun. Stacy schrie immer noch, ihre Stimme klang schrill und
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