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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nachzufassen - ist ihm noch irgendwas eingefallen? Weil wir mit unserm Latein am Ende sind - das würde ihm gefallen, stimmt’s? Die dämlichen Cops stehen auf dem Schlauch, und ich komme zu ihm, um mich schlau zu machen.«
    »Darauf würde er abfahren«, sagte ich. »Wenn er es glauben würde. Aber er ist ein cleverer Mann. Er würde sich fragen müssen, warum du nach Richards Festnahme an einem Sonntagmorgen an seine Tür klopfst.«
    Milo schwieg einen Augenblick. »Wie wäre es, wenn ich andeute, dass es Komplikationen mit den derzeitigen Ermittlungen gibt - Dinge, über die ich nicht reden kann. Er wird wissen, dass ich Alice Zoghbie meine, aber ich werde nicht damit rausrücken. Wir tanzen ein bisschen herum, ich kann seine Augen und seine Füße beobachten. Vielleicht sendet Tanya Stratton irgendwelche Schwingungen aus. Vielleicht kriege ich sie später am Tag allein zu fassen.«
    »Klingt gut. Willst du mich dabeihaben?«
    Er schwieg erneut, während es in der Leitung rauschte und knisterte. »Ja«, sagte er schließlich.
    Als ich ins Schlafzimmer kam, richtete Robin sich auf und rieb sich die Augen.
    »Morgen.« Ich küsste sie auf die Stirn und begann mich anzuziehen.
    »Wie viel Uhr ist es? Wie lange bist du schon auf?«
    »Früh. Noch nicht lange. Ich muss mich beeilen, ich treffe mich gleich am Mulholland Drive mit Milo.«
    »Oh«, sagte sie verschlafen. »Hat sich irgendwas Neues ergeben?«
    »Vielleicht«, sagte ich.
    Mit einem Mal riss sie die Augen auf.
    »Eine mögliche Spur«, sagte ich. »Nichts Gefährliches. Kopfarbeit.«
    Sie breitete die Arme aus. Wir umarmten uns.
    »Pass gut darauf auf«, sagte sie. »Auf deinen Kopf. Ich liebe deinen Kopf.«

33
    Milo hatte auf der Straße unterhalb des Tatorts geparkt, ohne den Motor abzuschalten. Seine Finger klopften auf das Lenkrad. Ich ließ den Seville ein paar Meter weiter stehen und stieg in das Zivilfahrzeug. Er trug denselben grauen Anzug, der jedoch inzwischen zehn Jahre älter aussah. Er fuhr auf dem Mulholland nach Osten, und am Glen bog er nach Norden ins Valley ab.
    »Wo hast du die Adresse her?«, fragte ich.
    »Zentralregister. Es gibt keine Eintragung für Ulrichs BMW oder ein anderes Fahrzeug auf seinen Namen, aber Tanya Stratton besitzt einen zwei Jahre alten Saturn und hat eine Adresse an der Milbank. In Sherman Oaks, nicht in Encino. Zwei Blocks zu weit im Osten.«
    »Warum die Wahrheit sagen, wenn man auch lügen kann?«
    »Den Rahmen bestimmen … Er fährt völlig darauf ab, nicht wahr?«
    »Auf jede Einzelheit«, sagte ich. »Erinnerst du dich daran, als du gesagt hast, seine Fußabdrücke und die seiner Freundin seien die einzigen? Er hat hinter sich aufgeräumt, aber für den Fall, dass er etwas übersehen hatte, hat er sich einen legitimen Grund verschafft, Spuren zu hinterlassen.«
    »All diese Jahre … orchestrierend … ein gottverdammter Dirigent.« Er nahm eine Hand vom Lenkrad und hob sie gen Himmel. »Herr, gewähre mir die Gelegenheit, ihm seinen Taktstock in den Arsch zu schieben… Sonst noch etwas, das ich deiner Ansicht nach wissen sollte, bevor ich zu ihm gehe?«
    »Sei freundlich, aber bestimmt. Andererseits hast du keinen Grund zu übertreiben. Während du ihm zuhörst, lass deine Augen wandern. Lass ihn versuchen herauszufinden, ob es normale Cop-Neugier ist oder ob du wirklich nach etwas suchst. Mal sehen, wie er auf die Ungewissheit reagiert. Stell ihm eine Menge Fragen, aber halte sie allgemein. Überraschende Fragen, in denen du so gut bist. Einfach vorbeikommen, ohne Bescheid zu sagen, ist gut. Dann bist du derjenige, der orchestriert. Wenn er nervös wird, tut er vielleicht etwas Impulsives. Zum Beispiel seine Sachen packen und verschwinden, wenn er glaubt, du bist weg, oder er versucht etwas zu verstecken - in einem Lagerraum. Wahrscheinlich hat er einen, kann aber nicht riskieren, dass Tanya über seine Andenken stolpert.«
    »Bist du sicher, dass er sie aufbewahrt?«
    »Jede Wette. Kannst du gleich, nachdem du gegangen bist, eine Überwachung organisieren?«
    »Auf die eine oder andere Weise wird er überwacht werden, Alex. Und wenn ich es selbst tun muss … Okay, also du meinst eine Ein-Mann-Show als guter Cop/böser Cop, aber subtil. Okay, die subtile Nummer kann ich. Sogar ohne Unterstützung durch Alkohol. Und worauf konzentrierst du dich?«
    »Ich spiele den gelassenen Psychoklempner. Wenn ich Tanya allein sprechen kann, werde ich sie mir genauer ansehen.«
    »Warum, verdächtigst du sie

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