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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sie. »Seien Sie nicht so naiv. Die haben ihre Methoden.« Mit flottem Schritt ging sie durchs Esszimmer und verschwand.
    Milo rieb sich das Gesicht und wandte sich mir zu. »Glaubst du, Mate hatte etwas mit ihr?«
    »Sie hat immerhin betont, dass ihre Beziehung gesellschaftlicher und nicht sexueller Natur war. Weil wir sie offensichtlich danach fragen wollten. Also vielleicht doch.«
    Alice Zoghbie kam zurück. Ihre Miene war grimmig.
    »Die Presse?«, fragte Milo.
    »Ein lästiger Anruf - mein Steuerberater. Die Steuerbehörde will eine Buchprüfung bei mir vornehmen - keine große Überraschung, nicht wahr? Ich muss meine Steuerunterlagen zusammensuchen, wenn Sie also keine Fragen mehr haben …« Sie zeigte zur Tür.
    Wir standen auf.
    »Sie klettern zum Spaß die Berge hinauf?«, fragte Milo.
    »Ich wandere, Detective. Lange Strecken über die tiefer gelegenen Hänge, keine Felsen oder so irgendwas.« Sie musterte Milos Bauch lange und abschätzig. »Wenn man aufhört sich zu bewegen, kann man auch gleich den Löffel abgeben.«
    Das erinnerte mich an etwas, das Richard Doss sechs Monate zuvor zu mir gesagt hatte: Ich ruhe mich aus, wenn ich tot bin.
    »Hat Dr. Mate sich körperlich betätigt?«, wollte Milo wissen.
    »Nur geistig. Ich habe ihn nie dazu bewegen können, etwas für seinen Körper zu tun. Aber was hat das mit -«
    »Also haben Sie keine Ahnung, wem Dr. Mate an dem Wochenende helfen wollte, als er gestorben ist?«
    »Nein. Ich habe es Ihnen doch schon gesagt, wir haben nie über Dinge gesprochen, die seine Patienten betrafen.«
    »Der Grund meiner Frage ist -«
    »Sie glauben, ein Reisender hat ihn getötet? Das ist absurd.«
    »Warum, Ma’am?«
    »Wir sprechen hier von kranken Menschen, Detective. Schwache Menschen, Querschnittsgelähmte, Muskelatrophie, Krebs im Endstadium. Woher sollen sie die Kraft nehmen? Und warum sollten sie das tun? Wenn ich jetzt bitten darf…«
    Sie tippte mit dem Fuß auf den Boden. Sie sah nervös aus. Ich konnte mir vorstellen, dass eine bevorstehende Steuerprüfung eine solche Wirkung haben konnte.
    »Nur noch ein paar Kleinigkeiten«, sagte Milo. »Warum haben Sie die Avis-Filiale in Tarzana genommen? Das ist ziemlich weit von hier und von Dr. Mates Wohnung entfernt.«
    »Genau das war der Grund, Detective.«
    »Was war der Grund?«
    »Wir wollten unsere Spuren verwischen. Nur für den Fall, dass jemand misstrauisch wurde und sich weigerte, uns einen Wagen zu vermieten. Das ist auch der Grund dafür, dass ich Avis genommen habe. Wir haben regelmäßig die Firma gewechselt. Letztes Mal war es Hertz und davor Budget.«
    Sie ging rasch zur Tür und öffnete sie. »Dass es ein Reisender gewesen ist, können Sie vergessen. Keiner von Eldons Leuten würde ihm etwas antun. Die meisten von ihnen brauchten Hilfe, um es überhaupt zu der verabredeten Stelle zu -«
    »Hilfe von wem?«
    Langes Schweigen. Sie lächelte und kreuzte die Arme vor der Brust. »Nein. Dazu sage ich nichts.«
    »Waren andere Leute daran beteiligt?«, fragte Milo. »Hatte Dr. Mate Assistenten?«
    »Nein, keine Chance. Ich könnte es Ihnen nicht sagen, selbst wenn ich es wollte, weil ich es nicht weiß. Nicht wissen wollte.«
    »Weil Dr. Mate nie über medizinische Details mit Ihnen gesprochen hat.«
    »Gehen Sie jetzt, bitte.«
    »Sagen wir mal, Dr. Mate hätte Verbündete gehabt -«
    »Sagen Sie einfach, was Sie wollen.«
    »Was macht Sie so sicher, dass keiner von ihnen ihn angegriffen haben könnte?«
    »Warum sollten sie das denn tun?« Sie lachte. Scharf. Zu laut. »Warum kapieren Sie es nicht: Eldon war hochintelligent. Er hätte nicht jedem vertraut.« Sie setzte einen Fuß auf ihre vordere Veranda und stieß mit einem manikürten Fingernagel in die Luft. »Suchen. Sie. Nach. Einem. Fanatiker.«
    »Wie wäre es mit einem Fanatiker, der sich als Verbündeter ausgibt?«
    »O bitte.« Noch ein lautes Lachen. Sie hob abrupt die Hände, bevor sie sie rasch wieder sinken ließ. Eine ungeschickte Bewegung, die mit ihrer sonstigen tänzerischen Anmut nicht in Einklang stand. »Ich kann keine dummen Fragen mehr beantworten! Dies ist eine ziemlich schwere Zeit für mich!«
    Die Tränen kehrten zurück. Kein symmetrisches Tröpfeln mehr, sondern ein ganzer Schwall. Diesmal wischte sie sie hastig ab. Sie knallte die Tür hinter uns zu.

8
    Als wir wieder im Wagen saßen, blickte Milo hinauf zu dem vanillefarbenen Landhaus. »Was für eine Hexe.«
    »Nach diesem Anruf war sie irgendwie verändert«, sagte

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