Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
im Grunde den Rest seiner Klienten vergrault.«
    »Kennen Sie ihn und Dr. Mate schon lange?«
    »Eldon kenne ich seit fünf Jahren, Roy nicht ganz so lange.«
    »Gibt es einen Grund, weshalb Mr. Haiseiden uns nicht zurückrufen würde?«
    »Das müssten Sie ihn schon selbst fragen.«
    Milo lächelte. »Fünf Jahre. Wie haben Sie Dr. Mate kennen gelernt?«
    »Ich hatte seine Karriere eine ganze Weile verfolgt.« Sie lächelte ebenfalls. »Von ihm zu hören war, als ginge eine riesige Glühbirne an: Endlich brachte jemand die Sache ins Rollen, indem er tat, was getan werden musste. Ich habe ihm einen Brief geschrieben. Man könnte ihn wohl als Fanpost bezeichnen, obwohl sich das ziemlich unreif anhört. Ich habe ihm geschrieben, wie sehr ich seinen Mut bewunderte. Damals arbeitete ich für eine humanistische Gruppe, meinen Job hatte ich aufgegeben - eigentlich war mir gekündigt worden. Ich hatte beschlossen, dem Ganzen einen Sinn zu geben.«
    »Sie sind wegen Ihrer Ansichten gefeuert worden?«, sagte ich.
    »Überrascht Sie das etwa?«, gab sie schnippisch zurück. »Ich habe in einem Krankenhaus gearbeitet und die Frechheit besessen, über Dinge zu reden, über die geredet werden musste. Das ging den Arschlöchern, die das Sagen hatten, echt gegen den Strich.«
    »Welches Krankenhaus war das?«
    »Das Pasadena Mercy.«
    Ein katholisches Krankenhaus.
    Sie sagte: »Diesen Saftladen zu verlassen war das Beste, was mir passieren konnte. Ich habe den Socrates Club gegründet und bin bei der SHI geblieben - meiner ersten Gruppe. Wir hatten einen Kongress in San Francisco geplant, und Eldon hatte gerade einen seiner Siege vor Gericht errungen. Wer wäre besser geeignet als er, die programmatische Ansprache zu halten, dachte ich. Er hat auf meine Einladung mit einem charmanten Brief und einer Zusage geantwortet.« Sie blinzelte. »Danach haben wir uns häufiger getroffen - auf gesellschaftlicher Ebene, nicht um miteinander ins Bett zu gehen - danach wollten Sie mich offensichtlich gerade fragen. Unser Interesse aneinander war rein platonisch. Ich habe ihn zum Abendessen eingeladen, wir haben bestimmte Dinge besprochen, und ich habe für ihn gekocht. Wahrscheinlich die einzigen anständigen Mahlzeiten, die er zu sich genommen hat.«
    »Dr. Mate war essen nicht wichtig?«, fragte Milo.
    »Wie die meisten Genies neigte Eldon dazu, seine persönlichen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Ich bin eine großartige Köchin, und ich hatte den Eindruck, es war das Mindeste, was ich für einen Mentor tun konnte.«
    »Einen Mentor«, sagte Milo. »Er hat Sie ausgebildet?«
    »Ein philosophischer Berater!« Sie richtete einen Finger auf uns. »Hören Sie auf, Ihre Zeit mit mir zu verschwenden, und fangen Sie diesen Wichser.«
    Milo lehnte sich zurück, sank wieder ein und ergab sich der Schwerkraft. »Also sind Sie Freunde geworden. Sie scheinen die einzige Freundin zu sein, die er -«
    »Er war nicht schwul, wenn Sie darauf hinauswollen. Nur wählerisch. Vor langer Zeit war er verheiratet, und er ist auch schon lange geschieden. Keine besonders erfreuliche Erfahrung.«
    »Warum nicht?«
    »Das hat Eldon mir nicht erzählt. Mir ist aufgefallen, dass er nicht darüber reden wollte, und ich habe seinen Wunsch respektiert. Gibt es sonst noch irgendetwas?«
    »Ich würde gern mit Ihnen über das Wochenende reden, als Dr. Mate ermordet wurde. Sie -«
    »Ob ich den Lieferwagen gemietet habe? Ja, habe ich. Ich hatte es auch früher schon getan, weil es manchmal Schwierigkeiten gab, wenn Eldon bei der Mietwagenfirma auftauchte.«
    »Man wollte nicht an ihn vermieten?« Sie nickte.
    »Also«, sagte Milo, »plante Dr. Mate in der Nacht, in der er ermordet wurde, einem weiteren Reisenden zu helfen.«
    »Das nehme ich an.«
    »Hat er Ihnen nicht gesagt, wer es war?«
    »Natürlich nicht. Eldon hat nie über seine medizinischen Aktivitäten gesprochen. Er hat mich angerufen und gesagt: >Alice, ich brauche morgen einen Lieferwagen.<«!
    »Warum hat er nicht über seine Arbeit gesprochen?«, sagte Milo.
    »Berufsethos, Detective«, erwiderte sie mit übertriebener Geduld. »Seine Patienten hatten schließlich Anspruch auf Vertraulichkeit. Er war Arzt.«
    Das Telefon klingelte.
    »Ich gehe besser dran«, sagte sie und stand auf. »Könnten Journalisten sein.«
    »Haben sie sich bei Ihnen gemeldet?«
    »Nein, könnten sie aber, wenn sie erst herausfinden, dass ich wieder im Land bin.«
    »Woher sollen sie das erfahren, Ma’am?«
    »Ich bitte Sie«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher