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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Tagesgericht auf dem Schild an der Eingangstür - Steak mit Eiern - verschlangen. Ein Lockvogelangebot zu einem Preis, der eigentlich in die Fünfzigerjahre gehörte. Wahrscheinlich deckte er nicht mal die Kosten der Schlachtung.
    Guillerma Mate bestellte einen doppelten Cheeseburger, Pommes frites und eine kalorienarme Dr. Pepper. Milo sagte zu der Kellnerin: »Roggenbrot mit Schinken, Kartoffelsalat, Kaffee.«
    Ich fand das Ambiente nicht appetitanregend, hatte aber seit dem Kaffee am Morgen nichts zu mir genommen und bestellte ein Roastbeefdip auf französischem Brot, wobei ich mich fragte, ob das Fleisch wohl von einer subventionierten Kuh stammte.
    Das Essen kam schnell. Mein Dip war lauwarm und gummiartig, und danach zu urteilen, wie Milo auf seinem Teller rumpickte, hatte er mit seiner Bestellung nur wenig mehr Glück gehabt. Guillerma Mate aß mit Genuss, wobei sie den Anstand zu wahren versuchte, indem sie ihren Burger in kleine Stücke schnitt und wie am Fließband bröckchenweise in ihren Mund beförderte. Als sie mit dem Sandwich fertig war, verspeiste sie die Pommes frites, ein fettiges Stück nach dem anderen.
    Schließlich wischte sie sich den Mund ab und nahm einen Schluck Dr Pepper durch die zwei Strohhalme. »Jetzt geht’s mir besser. Danke.«
    »War mir ein Vergnügen, Ma’am.«
    »Wer hat nun Eldon getötet?«, fragte sie.
    »Ich wünschte, ich wüsste es. Diese Pension -«
    »Er bekam zwei, aber ich kriege nur eine - die fünfhundert von der Army. Die große über zweitausend vom Public Health Service behielt er für sich. Ich glaube nicht, dass ich mehr aus ihm rausgekriegt hätte. Wir waren nicht mal geschieden, und er hat mir trotzdem Geld gegeben.« Sie schob sich näher an uns heran. »Hat er mehr verdient?«
    »Ma’am?«
    »Sie wissen schon, von all den Leuten, die er getötet hat.«
    »Was halten Sie davon, dass er all die Leute getötet hat?«
    »Was ich davon halte? Ich halte es für abscheulich. Eine Todsünde - deswegen trage ich auch seinen Namen nicht mehr. Ich habe damals alles auf Salcido umschreiben lassen - er war nicht mal ein Doktor, als wir geheiratet haben. Er hat Medizin studiert, nachdem er mich verlassen hat. Er ist nach Mexiko gegangen, weil er für andere Universitäten zu alt war. Ich habe Freunde in Oakland, die wissen, dass wir verheiratet sind. In meiner Kirche. Aber ich rede nicht darüber. Ein paar von ihnen haben mir gesagt, ich sollte mir einen Anwalt nehmen, Eldon wäre jetzt reich, ich könnte mehr aus ihm rausholen. Ich habe zu ihnen gesagt, das wäre Sündengeld, aber sie haben gemeint, ich sollte es trotzdem nehmen und der Kirche geben. Ich weiß nicht so recht - hat er ein Testament hinterlassen?«
    »Bis jetzt haben wir keins gefunden.«
    »Das bedeutet also, ich muss zum Nachlassgericht - einen Erbschein beantragen.«
    Milo gab keine Antwort.
    »In Wahrheit«, sagte sie, »haben wir am Anfang miteinander gesprochen, Eldon und ich, gleich nachdem er mich verlassen hat. Aber nur ein paar Mal. Donny und ich waren in San Diego, und Eldon war nicht so weit weg, unten in Mexiko. Nachdem er Arzt geworden war, ist er nach Oakland gegangen, um in einem Krankenhaus zu arbeiten, und ich habe eine große Dummheit begangen: Ich bin mit Donny ebenfalls dorthin. Ich weiß nicht mehr, was ich mir dabei gedacht habe, vielleicht jetzt, wo er ein Arzt war - es war dumm, aber ich habe da gesessen mit einem Jungen, der nicht mal wusste, wie sein Vater aussah.«
    »Mit Oakland hat es nicht geklappt?«, sagte ich.
    »Es hat geklappt, ich wohne immer noch dort. Aber mit Eldon hat es nicht geklappt. Er wollte nicht mit Donny reden, wollte ihn nicht mal hochheben und ihn sich ansehen. Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen, Eldon in seinem weißen Kittel - das hat Donny erschreckt, und er hat angefangen zu schreien, Eldon ist böse geworden und hat mich angeschrien, ich sollte den Balg rausschaffen - es war eine einzige Katastrophe.«
    Sie zupfte an einem Salatblatt auf ihrem Teller. »Ich habe ihn danach noch ein paar Mal angerufen. Aber er hatte kein Interesse und wollte uns nicht besuchen kommen. Dass Donny geboren wurde, hat ihn einfach total abgetörnt. Also bin ich nach San Francisco umgezogen und habe mir einen Job besorgt. Das Lustige an der Sache ist, ein paar Jahre später war ich wieder in Oakland, aber Mate war inzwischen nicht mehr da, und die Schecks kamen aus Arizona, er hatte da irgendeinen Regierungsjob, bei dem er ich weiß nicht was tat. Damals

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