Gnadentod
fragte er.
Ich zuckte mit den Schultern. »Und was jetzt?«
»Immer dasselbe, schätze ich … Doss ist ein interessanter Fall. Kleiner Mann hinter einem gigantischen Schreibtisch, sein Sessel steht erhöht auf einer Art Podest. Ich möchte wetten, er ist einer von diesen Typen, die glauben, Einschüchterung ist der ultimative Orgasmus. Die Macht positiver Herrschaft. Ja, ich werde ihn definitiv genauer unter die Lupe nehmen müssen.«
»Was ist mit Roy Haiseiden und Donny Mate?«
»Nach denen suche ich auch noch. Glücklicherweise habe ich den Mann, der sich um Haiseidens Garten kümmert, beim Rasenmähen angetroffen. Haiseiden hat ihm nicht gesagt, dass er nicht mehr vorbeizukommen braucht.«
»Um den Schein zu wahren«, sagte ich.
»Strom und Wasser laufen auch noch weiter. Nur die Post ist abbestellt, sie liegt postlagernd in der Zweigstelle Westwood. Und was Alice Z. über die Waschsalons gesagt hat, mit denen Haiseiden sein Geld verdient, stimmt. Er ist als Inhaber von sechs solcher Läden registriert, die meisten davon auf der Eastside - El Monte, Artesia, Pasadena.«
»Münzen einsammeln kann eine gefährliche Sache sein. Hat er das selbst gemacht?«
»Das habe ich noch nicht herausgefunden. Alles was ich habe, ist seine Eintragung im Handelsregister. Roy Haiselden Gesch.fuhr. Kleen-U-Up, Inc. Und was Donny Mate angeht, der ist nicht auf Bewährung draußen, sondern hat seine Strafe voll abgesessen und ist ohne Auflagen entlassen worden. Petra erkundigt sich nach ihm. Vielen Dank für den Brunen.«
Er legte mir eine Hand auf die Schulter. Sachte, sehr sachte, dann wandte er sich zum Gehen. »Glückliche Jagd«, sagte ich. »Ich bin immer glücklich, wenn ich auf Jagd bin.«
15
Stacy rief mich um sechzehn Uhr an. Die Verbindung war schlecht, und ich fragte mich, wo sie war. Hatte Richard ihr ein eigenes kleines silbernes Handy gegeben?
»Tut mir Leid, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe«, sagte sie in einem Ton, in dem nicht das geringste Bedauern mitschwang. Kühl. Die Distanziertheit war wieder da.
»Was ist passiert, Stacy?«
»Wissen Sie das nicht schon?« Ihre Stimme wechselte von kühl zu kalt. »Eric«, sagte ich.
»Dann hatte mein Vater also Recht.«
»Womit?«
»Der Cop, der hier war, um mit ihm zu reden. Mein Vater sagte, er wäre ein Freund von Ihnen. Er hält Sie auf dem Laufenden und Sie ihn. Haben Sie nicht geglaubt, dass das ein Problem sein könnte, Dr. Delaware?«
»Stacy, ich habe mit Ihrem Vater darüber gesprochen, und er-«
»Mit mir haben Sie nicht darüber gesprochen.«
»Wir haben überhaupt nicht miteinander gesprochen. Ich wollte es bei Ihrem Besuch zur Sprache bringen.«
»Und wenn ich Ihnen sagen würde, dass es mir nicht gefällt?«
»Dann würde ich mich vom Fall Mate zurückziehen. Das ist genau das, was ich eigentlich vorhatte, bevor mich Ihr Vater bat, es nicht zu tun. Er wollte, dass ich damit weitermache.«
»Warum sollte er das wollen?«
»Das müssten Sie ihn selbst fragen, Stacy.«
»Er hat Ihnen gesagt, Sie sollten weitermachen?«
»Und zwar unmissverständlich. Stacy, wenn es für Sie eine Sache des Vertrauens -«
»Ich kapiere es nicht«, sagte sie. »Als er mir von dem Cop erzählt hat, schien er wütend zu sein.«
»Über etwas, das Detective Sturgis getan hat?«
»Darüber, wie ein Verbrecher verhört zu werden. Und er hat Recht. Nach allem, was wir mit meiner Mutter durchgemacht haben, auch noch von der Polizei belästigt zu werden. Und jetzt finde ich heraus, dass Sie mit denen zusammenarbeiten. Es kommt mir einfach … nicht richtig vor.«
»Dann lege ich den Fall nieder.«
»Nein«, sagte sie. »Nicht nötig.«
»Sie sind meine Patientin, Sie kommen an erster Stelle.«
Am anderen Ende herrschte Stille. »Das ist der zweite Punkt. Ich bin nicht sicher, ob ich Ihre Patientin sein möchte - das hat nichts mit Ihnen zu tun, ich sehe nur nicht ein, warum ich wieder eine Therapie machen sollte.«
»Dann war die Terminabsprache die Idee Ihres Vaters?«
»Genauso wie bei allen anderen Terminen - nein, das stimmt nicht. Früher, nachdem ich einmal dabei war, war es gut. Großartig. Sie haben mir geholfen. Ich wirke jetzt so unverschämt, tut mir Leid. Ich glaube nur nicht, dass ich noch Hilfe brauche.«
»Vielleicht nicht«, sagte ich. »Aber können wir uns nicht wenigstens hinsetzen, um darüber zu reden? Im Augenblick habe ich Zeit.«
»Ich - ich weiß nicht. Die Lage ist ziemlich angespannt - was genau hat Ihnen Ihr
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