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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Phoenix, Arizona -, stellte sich als gefälscht heraus, und die Sozialversicherungsnummer, die in seinem Bewerbungsformular aufgeführt ist, war brandneu. Die Miete für sein Zimmer in Ann Arbor hat er bar bezahlt, keine Kreditkartenbelege - keinerlei schriftliche Spuren, mit Ausnahme eines einzigen Arbeitszeugnisses: Er ist ein ausgezeichneter Krankenpfleger gewesen. Ich glaube, der Wechsel von der Friedhofsmasche zur ganz neu erfundenen Identität steht auch für eine psychologische Verschiebung. Erhöhtes Selbstvertrauen, nehme ich an.«
    Fusco schob erst sein Glas beiseite, dann das halb aufgegessene Sandwich. »Noch etwas bringt mich auf den Gedanken, dass er seinen Horizont erweiterte und sich nach einem neuen Spiel sehnte. Innerhalb desselben Zeitraums, als er auf der kardiologischen Station arbeitete, starben mehrere Patienten plötzlich und auf unerklärliche Weise. Kranke, aber nicht todkranke Patienten, die durchaus wieder hätten gesund werden können. Niemand hat irgendeinen Verdacht geschöpft. Es ist etwas, das erst an die Oberfläche gelangte, als ich zu graben begann.«
    »Er schneidet junge Frauen auf und tötet Patienten auf der Intensivstation?«, fragte Milo. »Vielseitiger Bursche.«
    Jede Spur von Liebenswürdigkeit verschwand aus Fuscos Gesicht. »Sie haben ja keine Ahnung«, sagte er.
    »Sie reden von fast zwei Jahrzehnten übler Verbrechen, und es ist nie an die Öffentlichkeit gedrungen? Was ist das, eine dieser verdeckten FBI-Ermittlungen? Oder wollen Sie ein Buch schreiben?«
    »Sehen Sie«, sagte Fusco. Seine Kiefermuskeln traten plötzlich hervor, doch dann lächelte er und lehnte sich zurück, während seine Augen in einer Unmenge Falten verschwanden. »Die Ermittlungen sind verdeckt, weil ich nichts habe, womit ich an die Öffentlichkeit gehen könnte. Ich bin erst seit drei Jahren hinter ihm her.«
    »Sie sagten an zwei Orten. Wo und wann war der zweite?«
    »Wieder hier, in Kalifornien. In Fresno. Einen Monat, nachdem Huey Mitchell Ann Arbor verlassen hatte, wurden zwei weitere junge Frauen innerhalb von zwei Wochen auf Wanderwegen entführt. Beide wurden an Bäume gefesselt aufgefunden, und ihre Schnittwunden waren nahezu identisch mit denen der Opfer in Colorado und Michigan. Ein Krankenpfleger namens Hank Spreen verließ die Stadt fünf Wochen, nachdem die zweite Leiche entdeckt worden war.«
    »Spreen«, sagte ich. »Shelly Spreen. Er hat den Namen seines Opfers angenommen?«
    »Sein Verständnis von Ironie. Und wieder ist er unbehelligt davongekommen. Hank Spreen hatte an einer Privatklinik in Bakersfield gearbeitet, die auf Schönheitsoperationen spezialisiert ist, Entfernungen von Zysten, Sachen dieser Art. Es war eine große Überraschung, als drei Patienten postoperativ plötzliche Rückfälle erlitten und mitten in der Nacht starben. Offizielle Todesursache: Herzversagen, idiopathische Reaktionen auf Anästhetika. Das kann vorkommen, aber für gewöhnlich nicht dreimal hintereinander innerhalb von sechs Monaten. Die Publicity, die diese Ereignisse nach sich zogen, trug dazu bei, dass das Krankenhaus schließen musste, aber zu diesem Zeitpunkt war Hank Spreen längst verschwunden. Im darauf folgenden Sommer tauchte Michael Burke an der City University von New York auf.«
    »Ziemlich viele Leichen für einen Zweiundzwanzigjährigen«, sagte ich.
    »Ein Zweiundzwanzigjähriger, der schlau genug ist, ein Medizinstudium zu absolvieren. Parallel dazu hat er die ganze Zeit als Laborant für einen Biologieprofessor gearbeitet - im Grunde hat er nachts Flaschen gespült, aber er brauchte kein großes Einkommen, weil er in einem Studentenwohnheim gewohnt hat. Und er konnte ja auf Omas Kohle zurückgreifen. Er hat es auf einen Notendurchschnitt von 3,85 gebracht - soweit ich sehen kann, hat er diese Noten wirklich verdient. Den Sommer über arbeitete er als Pfleger an drei öffentlichen Krankenhäusern - am New York Medical, am Middle State General und am Long Island General. Er bewarb sich an zehn medizinischen Fakultäten, wurde von vier angenommen und entschied sich schließlich für die University von Washington in Seattle.«
    »Sind in der Zeit, als er den Einführungskurs fürs Medizinstudium besuchte, irgendwelche Studentinnen ermordet worden?«, fragte Milo.
    Fusco befeuchtete seine Lippen mit der Zunge. »Nein, für diese Zeit habe ich keine eindeutigen Fälle gefunden. Trotzdem gab es genügend vermisste junge Frauen, Leichen im ganzen Land, die niemals auftauchten. Ich

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