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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Gruppe war in Michigan. Vier Monate, nachdem Mitchell Sartin Colorado verlassen hat, wird die erste von drei Studentinnen in Ann Arbor angegriffen. Alle drei waren abends beim Joggen auf Wegen in unmittelbarer Umgebung des Campus der University of Michigan. Zwei wurden aus dem Hinterhalt von einem Mann mit Skimaske überfallen, zu Boden gerissen, ins Gesicht geschlagen, bis sie fast bewusstlos waren, und vergewaltigt. Dann fügte der Mann ihnen mit einem scharfen Messer - vermutlich einem chirurgischen Skalpell - mehrere Stich- und Schnittwunden zu. Beide kamen mit dem Leben davon, weil zufällig andere Jogger auftauchten und ihr Angreifer die Flucht ergriff. Die dritte junge Frau hatte weniger Glück. Sie fiel ihm drei Monate später zum Opfer, als die Panik, die nach den beiden ersten Überfällen auf dem Campus aufgekommen war, wieder etwas abgeflaut war. Ihre Leiche wurde schrecklich verstümmelt in der Nähe eines Stausees gefunden.«
    »Auf welche Weise war sie verstümmelt worden?«, fragte ich.
    »Sie hatte zahlreiche Schnitte im Unterleibs- und Beckenbereich. Sie war an Händen und Füßen mit einem dicken Hanfseil an einen Baum gefesselt worden, ihre Brüste waren entfernt, die Haut von den Innenseiten der Oberschenkel abgeschält - die übliche sadistische Sexualchirurgie. Subdurale Hämatome von Kopfwunden, die sich möglicherweise am Ende als tödlich erwiesen hätten. Aber arterielle Blutspritzer an dem Baum beweisen, dass sie noch am Leben war, während sie aufgeschnitten wurde. Die offizielle Todesursache war Blutverlust aus einem Schnitt durch die Drosselvene. Blaue Papierfetzen wurden in der Nähe gefunden, und die Ermittler aus Ann Arbor stellten schließlich fest, dass sie von einem Wegwerfanzug zur OP-Reinigung stammten, wie sie zu jener Zeit im Klinikum der University of Michigan benutzt wurden. Das führte zu zahlreichen Unterredungen mit Personal und Studenten der medizinischen Fakultät, aber es ergaben sich keine ernsthaften Hinweise. Die überlebenden Studentinnen konnten nur eine oberflächliche Beschreibung des Täters geben: männlicher Weißer, mittlere Größe, sehr kräftig. Er hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt und nie sein Gesicht gezeigt, aber die eine erinnert sich, zwischen seinem Ärmel und seinem Handschuh weiße Haut gesehen zu haben. Sein Modus Operandi sah so aus, dass er sie in einen Würgegriff nahm, wenn er sie von hinten attackierte, sie dann zu Boden warf und ihnen ins Gesicht boxte, drei sehr harte Schläge in schneller Reihenfolge.« Fuscos Faust klatschte in seine offene Hand, ein lautes, hohl klingendes Geräusch, dreimal hintereinander. Die alte Frau drehte sich nicht um, sondern löffelte weiter ihre Suppe.
    »>Kalkuliert< nannte es eins der überlebenden Opfer, eine junge Frau namens Shelly Spreen. Ich hatte vor vier Jahren Gelegenheit, mit ihr zu sprechen - vierzehn Jahre nach dem Überfall. Sie ist inzwischen verheiratet, hat zwei Kinder und einen Mann, der sie abgöttisch liebt. Wiederherstellende Gesichtschirurgie hat ihr den Großteil ihrer Schönheit zurückgegeben, aber wenn Sie sich Fotos von ihr vor dem Überfall ansehen, dann wissen Sie, dass es ihnen eben doch nicht ganz gelungen ist. Eine mutige Frau, sie war eine der wenigen, die bereit waren, mit mir zu sprechen. Ich bilde mir ein, dass es ihr ein wenig geholfen hat, darüber zu reden.«
    »Kalkuliert«, sagte ich.
    »Die Art, wie er sie geschlagen hat - schweigend, mechanisch, methodisch. Sie hatte nie den Eindruck, er hätte es aus Wut getan, er schien sich die ganze Zeit über völlig im Griff zu haben. »Wie jemand, der seinem Geschäft nachgeht<, sagte sie zu mir. Die Polizei in Ann Arbor hat sehr gut gearbeitet, aber wieder einmal ergaben sich keine Spuren. Ich konnte mich auf junge Männer Mitte zwanzig konzentrieren, möglicherweise Wachpersonal oder Universitätsangestellte, die kurz darauf die Stadt verlassen hatten und dann völlig von der Bildfläche verschwunden waren. Der Einzige, - der diesem Profil entsprach, war ein Bursche namens Huey Grant Mitchell. Er hatte an der medizinischen Fakultät der Universität gearbeitet, und zwar als Krankenpfleger auf der kardiologischen Station.«
    Ich sagte: »Grant Huie Rushton plus Mitchell Sartin ergibt Huey Grant Mitchell - ein Spiel mit Wörtern oder ein Wortspiel statt einer Identität vom Friedhof.«
    »Exakt, Doktor. Er liebt es zu spielen. Die Mitchell-Identität ist völlig frei erfunden. Die Referenz, die er angab - ein Krankenhaus in

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