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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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sagte Darian.
    «Ich will weg. Heute Nacht!», sagte Laszlo. «Und ich nehm die Kinder mit.»
    «Wie …?»
    «Es gibt da bestimmte Möglichkeiten.» Laszlo nickte. «Und Jill hilft mir.»
    Darian starrte ihn an. «Du darfst ihr nicht vertrauen!»
    «Ich hatte keine Wahl», sagte Laszlo. «Allein bin ich den Wachen nicht gewachsen.»
    «Jill hält nur zu Zinser.»
    «Nicht mehr.»
    «Nimm mir dieses Ding hier ab. Ich kann dir helfen.»
    «Und dir soll ich vertrauen?»
    «Sieh mich an!», sagte Darian und deutete auf die Ketten, mit denen ihre Beine gefesselt waren. «Meinst du nicht, ich würde alles daransetzen, hier rauszukommen?»
    «Ich meine, dass du an niemand anderen denkst als dich selbst.»
    «Ich verspreche es …», flehte Darian. «Ehrlich!»
    Laszlo nahm ihren Kopf in beide Hände. Als er ihre Haut berührte, füllte sich das trübe Nichts um sie herum mit Emotionen. Sofort überwand er die Barrieren, die ihm Darian in den Weg stellte, und tauchte tief in ihr Bewusstsein ein.
    Da war so viel, dass er kaum alles verarbeiten konnte – Trotz und drückende Schuld, Reue und dann – vergraben tief darunter – ein grimmiger Stolz und kühne, kompromisslose Liebe. Laszlo zog die Hände zurück. Darian hielt den Kopf aufrecht, das Kinn hocherhoben.
    Sein Verstand sagte ihm, dass sie ihre Schuld wiedergutmachen wollte, doch er konnte sich nicht dazu überwinden, ihr zu vertrauen.
    «Du kannst mitkommen», sagte Laszlo, «aber das Halsband bleibt dran.»
    «Du machst einen Fehler», sagte Darian. «Du wirst mich brauchen, wenn Jill sich gegen dich wendet.»
    «Und wenn nicht sie sich gegen mich wendet?», fragte Laszlo. «Sondern du?»

KAPITEL 48
     
     
    Dietrich ging voraus, dicht gefolgt von Tom, Darian und Laszlo. Zwar hatten sie Darian die Fußfesseln abgenommen, doch die Handschellen ließen sie dran, damit sie auch wie eine Gefangene aussah. Mit seiner kräftigen Statur ging Laszlo ohne weiteres als Soldat durch, eine abgemagerte Schwarze jedoch nicht.
    Als sie zu den Wachen kamen, drehte sich Dietrich zu Laszlo um und räusperte sich.
    «Meine Herren, Sie wissen, was zu tun ist?»
    Dietrichs Stimme bebte ängstlich. Aber Laszlo gab Reynolds und Keegan unerschütterliches Vertrauen ein. Solange Laszlo da war, würden die Männer eher sterben, als sich Dietrichs Anweisungen zu widersetzen.
    «Jawohl, Sir!», riefen Reynolds und Keegan im Chor.
    «Ihre Kameraden wissen nicht, was sie tun. Sie werden von den Kindern kontrolliert. Wir müssen diese Kinder in eine andere Einrichtung schaffen. Vermeiden Sie Tote», Dietrich überlegte kurz, «aber unternehmen Sie alles Notwendige zur Erfüllung unserer Mission. Verstanden?»
    «Verstanden, Sir.»
    «Folgen Sie mir!»
    Dietrich ging voraus zum Wohnbereich. Am Eingang verstellten zwei Wachen ihnen den Weg – beides imposante Männer, und beide bewaffnet.
    «Bitte treten Sie beiseite», sagte Dietrich.
    «Das darf ich nicht, Sir. Direktor Zinser hat befohlen …»
    Tom zog dem Soldaten mit seiner Pistole eins über die Nase, dass es knirschte. Gleich darauf schlug er ihm mit der Faust gegen das Kinn, sodass der Soldat mit dem Kopf gegen die Wand prallte und zu Boden ging.
    Im selben Augenblick versetzte Keegan dem anderen einen Hieb in die Magengrube. Der Mann knickte ein, und Keegan rammte ihm den Ellbogen an den Hinterkopf, sodass er neben seinem Kameraden niedersank. Laszlo holte tief Luft und versuchte, die hitzige Gewalt, die er in Tom und Keegan ausgelöst hatte, zu bändigen.
    Dietrich bückte sich und riss den am Boden liegenden Soldaten ihre Silberketten ab. Augenblicklich roch Laszlo ihren Schmerz und die Erniedrigung. Zusätzlich gab er ihnen lähmende Angst ein.
    «Wenn Sie versuchen, zu fliehen oder Alarm zu schlagen, kommen wir wieder und töten Sie!», sagte Laszlo. «Jetzt legen Sie sich auf den Bauch! Hände hinter den Kopf!»
    Die Männer taten, was man ihnen befahl. Keegan und Reynolds legten ihnen Handschellen an. Trotz Laszlos Aufmunterung hämmerte Dietrichs Herz jetzt heftig. Er streckte seine zitternde Hand nach der Tastatur neben der Tür aus. Drei Versuche brauchte er, bis seine Finger ruhig waren und er den Code richtig eintippen konnte.
    Das rote Licht wurde grün, man hörte ein metallisches Klicken, und die Stahltür schob sich auf. Plötzlich konnte Laszlo die drei Kinder deutlich spüren. Zwar kannte Laszlo sie gut, doch jetzt war alles anders.
    Er musste sich nichts vormachen. Er wusste genau, wieso sie sich verändert hatten.

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