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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Sie waren manipuliert worden. Dietrich hatte ihm erklärt, dass Jill die anderen Kinder willig machte, doch bis jetzt hatte Laszlo nicht geahnt, in welchem Ausmaß. Es tat ihm weh, was man mit ihnen gemacht hatte. Noch einmal machte er sich klar, was auf dem Spiel stand.
    Er spürte, dass ihn jemand am Arm berührte, und fuhr herum. «Ist alles in Ordnung?», fragte Darian.
    «Nein», sagte Laszlo. «Aber bald.»
     
    Jill musste sich an der Wand abstützen, als eine ekelhafte Woge des Zorns über sie hinwegging. Vermutlich war Laszlo im Wohnbereich angekommen. Für einen Moment zweifelte Jill an ihrem Plan.
    Es war noch nicht zu spät. Sie konnte immer noch tun, was Laszlo wollte. Wenn sie jetzt umkehrten, könnten sie es noch rechtzeitig schaffen. Aber was dann? Weglaufen und glücklich leben bis ans Ende ihrer Tage? Und Samantha ungestraft lassen?
    Doch beim Gedanken an Samanthas grüne Augen und ihr langes, seidiges Haar besann Jill sich. Samantha hatte sie belogen. Was Gott betraf. Und alles andere auch. Doch jetzt kannte Jill die Wahrheit, und Samantha würde leiden. Denn sie hatte versucht, eine dämonische Macht zu bändigen – und auch Laszlo und seine herzallerliebsten Kinder würden leiden.
    Pater Sullivan hatte recht gehabt. Sie waren Ausgeburten der Hölle. Jill hatte gebetet, und Gott hatte ihr den Weg gewiesen. Endlich begriff sie, wozu sie da war, warum sie besessen gewesen war – um die Macht zu besitzen, sie alle zu vernichten.
    Sie – und die Sünder, die sie benutzen wollten.
    «Ist alles okay?», fragte Branigan und tippte vorsichtig an Jills Schulter.
    «Natürlich», knurrte Jill und wehrte Branigans fleischige Hand ab. Sie gab ihm graublaue Unterwürfigkeit ein, vermischt mit feuerrotem Respekt. «Weitergehen.»
    Sie näherten sich dem ersten Kontrollpunkt, und Jill ließ sich zurückfallen. Sie schürte die Gewaltbereitschaft der Soldaten weiter. Sofort erkannte sie die Wirkung; daran, wie sie gingen, wie sie marschierten, als trampelten sie unsichtbare Opfer zu Tode.
    Bevor sie um die Ecke kamen, brachten die beiden Männer ihre Maschinenpistolen in Anschlag. Jill blieb ganz nah hinter ihnen. Sie wollte dabei sein, wenn an diesem gottlosen Ort das erste Blut vergossen wurde.
    Die beiden Soldaten vor den Doppeltüren hatten keine Chance. Bevor sie überhaupt den Mund aufmachen konnten, hoben Branigan und Manderville ihre Waffen und feuerten. Fast gleichzeitig griffen sich die Opfer an die Brust und sanken gegen die Wand. Branigan und Manderville schossen noch einmal. Sie trafen die Männer direkt zwischen die Augen. Wie Marionetten sanken die beiden Soldaten in sich zusammen.
    Jill übertrug ihre Begeisterung auf Branigan und Manderville. Die Männer grinsten, als sie das Blut sahen. Jill stieg über die Leichen hinweg und ging auf die Tür zu. Fast rutschte sie auf der Blutlache aus, doch Branigan stützte sie. Der dunkle Gang dahinter war leer.
    Dreißig Meter weiter sah sie die Stahltüren des Fahrstuhls. Es sah nicht so aus, als wären sie bewacht, doch Jill war gut vorbereitet: Die Wachen standen links und rechts der Tür, was aber von ihrem Standpunkt aus nicht zu sehen war.
    Branigan und Manderville schritten forschen Schrittes voran – unverkennbar Soldaten. Die Fahrstuhlwachen waren auf Schwierigkeiten überhaupt nicht eingestellt. Sie gaben keinen Laut von sich, als Jills Legionäre immer näher kamen – erst als auf sie geschossen wurde.
    Bis Jill ankam, war alles erledigt. Wieder lagen zwei Soldaten in ihrem eigenen Blut. Branigan riss einem der beiden Toten einen Sicherheitsschlüssel vom Gürtel, steckte ihn ins Schloss und drehte. Die Fahrstuhltüren gingen auf.
    Jill trat ein. Branigan und Manderville folgten ihr. Sie bildeten einen menschlichen Schutzschild um ihre Gebieterin. Branigan drückte auf den Knopf, und die Türen schlossen sich. Jill betrachtete die Spur aus blutverschmierten Schuhabdrücken, die sie im Gang zurückgelassen hatten.
    Ein Omen dessen, was noch kommen sollte.
     
    Samantha Zinser las gerade Dietrichs neuesten Bericht, als sie die Schüsse hörte. Augenblicklich war sie aufgesprungen, zückte ihre HK und zielte auf die Tür. In ihrer zitternden Hand fühlte sich die Pistole ungewöhnlich schwer an.
    Langsam drückte sie den Zeigefinger gegen den Auslöser, bereit zu schießen, sobald die Tür aufgehen würde. Dann drehte sich der Knauf. Sie hielt die Luft an und stellte sich breitbeinig hin. Als der Schweiß ihr in die Augen lief, blinzelte sie

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