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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Emotionen, die in ihm tobten, raubten ihm die letzte Kraft, als er auf den kalten Asphalt fiel. Er warf den Kopf herum und suchte einen Ausweg, sah aber nur Schuhe und Beine.
    Sie trampeln dich tot. Gleich – drei, zwei, eins …
    Elijah konnte nicht mehr denken. Er fing an zu schreien.
     
    Als Winter die Stufen nahm, fühlte sie sich wie schwerelos. So gern sie sich nach Elijah umgesehen hätte, konnte sie sich doch von Valentinus nicht losreißen. Jedes Mal wenn sie woanders hinsah, war da nur Leere, und sie empfand tiefe Trauer.
    Laszlo und Darian hatten sich getäuscht. Sie hatten gedacht, Valentinus sei böse oder wahnsinnig, doch nun war sie hier, kaum zehn Meter von ihm entfernt, und wusste, dass das alles ein großer Irrtum gewesen war. Wie konnte jemand so schön klingen und gleichzeitig schlecht sein?
    Er liebte sie. Er liebte sie alle. Und sie erwiderte seine Liebe von ganzem Herzen. Es war eine tiefe, reine, berauschende Liebe. Alles, was sie bisher in ihrem Leben empfunden hatte, war schäbig gewesen, fadenscheinig. Doch das jetzt war … war … Mit Worten ließ sich nicht beschreiben, was sie empfand. Nur Musik konnte ihre Gefühle ausdrücken.
    Sanfte, heitere Harmonien und Melodien verwoben sich miteinander wie Wolken aus Seide. Tiefe, satte Baritone und liebliches Falsett klangen im himmlischen Chor. Die Musik klang so grandios, dass sie sich fragte, ob sie je wieder irgendetwas anderes hören könnte.
    Sie hatte Mitleid mit Elijah. Sie wünschte, er könnte empfinden, was sie empfand. Leider war es für ihn zu spät. Doch ihre Zeit … ihre Zeit war eben erst gekommen.
     
    Ein Stiefel trat auf seine Hand und quetschte seine Finger gegen den Asphalt. Elijah zog sie zurück und riss sich dabei die Haut auf den Knöcheln auf. Ein spitzer Absatz stach ihm in die Stirn, bohrte sich in seine Haut und schabte ihm über die Wange. Elijah schnappte nach Luft und versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht. Seine Angst lähmte ihn. Kaltes Bier spritzte ihm ins Gesicht und brannte ihm in den Augen.
    Er rollte herum, als ihm ein schwerer Stiefel auf die Kehle trat. Elijah rang nach Luft, doch der Typ war zu schwer. Vor seinen Augen tanzten schwarze Punkte. Verzweifelt ruderte er mit den Armen, und stechender Schmerz ging durch sein Handgelenk, als ein anderer Schuh dagegentrat.
    Er wollte schreien, bekam aber keine Luft. Mit schmerzverzerrter Miene lag er da, während in seinem Kopf giftgrüne Panik kreischte. Die Welt verschwamm. Elijah atmete den letzten Sauerstoff aus seinen Lungen. Er hatte keine Kraft mehr in den Gliedern. Er würde sterben, umzingelt von Leuten, die nicht merkten, dass zwischen ihren Beinen ein Mensch erstickte.
    Dann verlagerte der Mann sein ganzes Gewicht auf Elijahs Adamsapfel. Der Schmerz übertraf alles.
    Elijah riss die Augen auf, aber da standen so viele Leute über ihm, dass er nicht mal den Nachthimmel sehen konnte. Hilflos versuchte er, noch einmal Luft zu holen, als …
    Der Druck auf seinen Kehlkopf ließ nach, als der Stiefel von seinem Hals abglitt. Auch andere stolperten fort von ihm. Elijah sah zwei Arme, die wütend Leute beiseitestießen. Plötzlich packte jemand seinen Mantel beim Revers und riss ihn auf die Beine. Mit großen Augen sah Elijah seinen Retter vor sich stehen.
    Stevie.
    Entkräftet sackte Elijah zusammen. Diesmal jedoch war Stevie da und fing ihn auf. Er schlang die Arme um Elijah und hielt ihn fest, eine Hand in seinem Nacken, die andere um seine Hüfte.
    Zitternd sog Elijah Luft in die Lungen. Seine Kehle brannte. Da erst bemerkte er die Veränderung – er hatte keine Angst mehr.
     
    Valentinus weidete sich an dem prachtvollen Wesen, das gekommen war, um mit ihm seine letzten Augenblicke auf Erden zu verbringen. Wenn er ihren Geist berührte, fühlte er sich fast komplett, als hätte er sein Leben lang genau nach dieser einen Seele gesucht.
    Als er das erste Mal ihren Geist in sich gespürt hatte, war er vor dem hasserfüllten Zorn zurückgeschreckt. Wäre ihre Wut noch konzentrierter gewesen, hätte sie ihn damit aus der Bahn geworfen. Doch er war in sie hineingestürmt, bevor sie ihn hatte greifen können.
    Sie hatte versucht, ihn abzuwehren, doch sie war schwach und unbeholfen. Er durchbrach beinahe sofort den kläglichen Schutzwall und machte aus ihrem Hass flammende Liebe.
    Die Dichter und Denker hatten recht – diese beiden Emotionen waren nur verschiedene Seiten derselben Münze. Und jetzt hatte er sie in der Hand. Er sah hinauf zu der

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