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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Vetter hart gegen die Schulter.
    «Hey! Das tat weh!»
    «Das sollte es auch», sagte Elijah. Er wandte sich zum Gehen, aber Stevie blieb ihm auf den Fersen.
    «Meinst du, es ist ein Geheimnis, dass du noch Jungfrau bist?»
    «Es ist bestimmt kein Thema für eine Podiumsdiskussion.»
    «Das sollte es aber.»
    «Ich kann mich nicht erinnern, dich in letzter Zeit mit einem Mädchen gesehen zu haben.»
    Stevie grinste. «Weil ich eben diskret bin.»
    «Du bist ungefähr so diskret wie ein Elefant mit Durchfall.»
    «Ach, ja? Na, dann sieh dir das mal an!» Stevie zog den Reißverschluss an seinem Rucksack auf und holte ein Polaroid hervor, das er Elijah prompt unter die Nase hielt.
    Elijah fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er das Bild von Michelle Kaplan sah – und Stevies Hand unter ihrem T-Shirt.
    «Du gehst mit Drahtgesicht?»
    «Nenn sie nicht so!»
    «Den Spitznamen hast du ihr doch selbst gegeben.»
    «Na und?»
    «Wie lange bist du schon …?»
    «Fünf Tage», sagte Stevie. Triumphierend nahm er das Foto wieder an sich. «Wie diskret ist das?»
    «Ungemein diskret, Stevie», sagte Elijah und wusste, dass sein Vetter von der Ironie nichts mitbekam. Stevie war schlau, aber sein IQ fiel um dreißig Punkte, sobald Brüste ins Spiel kamen. «Und wie hast du das mit dem Foto hingekriegt?»
    «Weil ich genial bin. Ich hab sie gestern Abend aufs Dach gelockt und ihr erzählt, es gibt Sternschnuppen. Die ist so was von gutgläubig. Jedenfalls haben wir dann rumgefummelt. Meine Polaroid hatte ich schon mit der Fernbedienung vom Videorekorder verkabelt, und im entscheidenden Moment habe ich den Auslöser gedrückt.»
    «Ist sie sauer geworden?»
    «Das war überhaupt das Beste: Ich hab ihr erzählt, dass der Blitz wohl eine Sternschnuppe war, und sie hat’s geglaubt!»
    «Toll. Warum setzt du deinen beschränkten Intellekt nicht mal für eine gute Sache ein und nicht immer, um dir irgendwelche Gemeinheiten auszudenken?»
    «Deshalb geht bei dir auch nie was. Du findest es gemein, Mädchen auf den Arm zu nehmen.»
    «Nein, ich finde es nur gemein, sie zu belügen.»
    «Auf den Arm nehmen, belügen. Ist doch dasselbe. Genau wie Rodney Dangerfield in Mach’s nochmal, Dad gesagt hat: ‹Belüg nicht mich! Belüg Mädchen!›»
    «Du bist ein hoffnungsloser Fall.»
    «Und was ist jetzt mit Winter?»
    «Sie weiß ja nicht mal, dass es mich gibt.»
    «Klar weiß sie das. Sie hat dich heute die ganze Stunde über angestarrt. Bei Mr. Kuehl.»
    «Weil sie hinter mir sitzt. Schwachkopf.»
    «Ist doch ein Anfang.»
    «Nicht wirklich.»
    «Und fragst du sie jetzt, ob sie mit dir ausgeht, oder was?»
    «Was.»
     
    «Stevie geiert dich an», höhnte Liz. «Der Typ ist so eklig.»
    «Ich weiß nicht …» Winter warf einen Blick über ihre Schulter zur anderen Seite der Cafeteria. Sie sah ihm in die Augen und drehte sich schnell wieder um. «Ich finde ihn irgendwie ganz lustig.»
    «Oh, mein Gott! Du stehst doch nicht etwa auf ihn, oder?»
    «Nein!»
    «Puh. Da hast du mir aber einen Schreck eingejagt. Ich glaube, du hängst zu oft mit den Superhirnen rum.»
    «Was soll das denn heißen?»
    «Du weißt schon.»
    «Was denn?»
    «Meine Güte, Winter! Für ein hochbegabtes Kind bist du ganz schön blöd. Wenn du ständig mit den Schlaumeiern zusammen bist, schickst du dich am Ende noch selbst in die Wüste. Das sind doch alles Freaks.»
    «Bin ich denn ein Freak?»
    «Komm schon! Du weißt, was ich meine. Du nimmst nur an Freak-Stunden teil. Ansonsten bist du eine von uns.»
    «Und wer genau ist wir? Die stereotypen coolen Kids?»
    «Was hat das mit Stereo zu tun?»
    «Vergiss es», sagte Winter und stocherte in ihren Kroketten herum.
    Als sie auf die Schule gewechselt hatte und hierhergekommen war, sollte es ein neuer Anfang werden. Sie wollte sich Freunde suchen, die eher auf ihrem Level waren. Unweigerlich aber landete sie in der Clique der hübschen Mädchen. Sie hatte es sich nicht ausgesucht – sie wurde auserwählt. Schon am ersten Tag lud man sie an ihren Tisch ein – die gesellschaftlichen Würfel waren gefallen.
    Zwar unterhielt sie sich gern über Jungs und Klamotten, aber sie hatte nie das Gefühl, sie selbst zu sein. Immer spielte sie eine Rolle. Die unschuldige Tochter für Mom und Dad. Den coolen Teenie für ihre neuen Freunde. Die vorbildliche Schülerin für ihre Lehrer.
    Es gab nur zwei Situationen, in denen sie sich wohl fühlte.
    Zum einen in der Orchesterprobe. Das war die einzige Stunde, in der es nicht um

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