Gnosis
vor Begeisterung.
«Leider nicht», sagte Laszlo. «Wie Sie vorhin so elegant formulierten – Edison war ein Arsch.»
«Kann man wohl sagen.»
«Trotz Edisons Bemühungen, den Wechselstrom in Verruf zu bringen, waren die Vorteile doch so offensichtlich, dass die Regierung Teslas System den Vorzug gab, als man die Niagarafälle zur Elektrizitätsgewinnung nutzen wollte.
Der Rest ist bekannt. Auf der ganzen Welt wird Elektrizität per Wechselstrom verbreitet, und nur batteriebetriebene Apparate verwenden Gleichstrom. Geräte, die normalerweise mit Batterien betrieben werden, aber auch an eine Steckdose angeschlossen werden können, verwenden was für einen Adapter, der außerdem der Name einer Rockband ist … Miss Xu?»
«AC/DC», sagte Winter und grinste breit.
«Ganz genau.»
«Und was war jetzt mit den Radiowellen?», fragte James Ulrich.
«Ach, ja. Ich fürchte, ich wurde abgelenkt, als Mr. Grimes Edison als ‹Arsch› bezeichnete. Jedenfalls meldete Tesla 1897 zwei Patente an: eins für sein ‹System zur Übertragung elektrischer Energie› und eins für den ‹Apparat zur Übertragung elektrischer Energie›. Das Radio war geboren.
Radiowellen wurden bereits einige Jahre früher von einem deutschen Physiker namens Heinrich Hertz entdeckt. Er zeigte, dass Radiowellen eine Art elektromagnetischer Strahlung sind, mit Wellenlängen, die zu lang sind, als dass wir sie mit bloßem Auge erkennen können.»
Elijah Cohen beugte sich vor, er war plötzlich interessiert. «Aber ich dachte, elektromagnetische Strahlung ist Licht.»
«Wie ich sehe, haben Sie in unserem Buch schon weitergelesen, Mr. Cohen. Nun, Sie haben fast recht. Sichtbares Licht ist eine Form elektromagnetischer Strahlung, aber nur ein geringer Teil des Spektrums. Ich will es Ihnen erklären: Elektromagnetische Strahlung besteht ausschließlich aus Photonen, einem der elementaren Bausteine des Universums.
Photonen sind im Grunde reine Energie. Sie besitzen keine Masse und bewegen sich unablässig mit Lichtgeschwindigkeit – nahezu 300.000 Kilometer pro Sekunde. Die Art und Weise, wie Menschen elektromagnetische Strahlung wahrnehmen, hängt davon ab, wie viele Photonen involviert sind und wie sie sich bewegen.
Man geht davon aus, dass sich Photonen normalerweise in Wellenform bewegen. Je schneller sich die Welle bewegt, desto mehr Spitzen und Täler gibt es pro Sekunde. Deren Anzahl wird als Frequenz bezeichnet und in Hertz gemessen. Je stärker die Welle ist, desto größer ist ihre Amplitude – die Höhe der Spitzen und Täler.
Bei 0 Hertz hat man Elektrizität, wie sie von Batterien und Gleichstromgeneratoren erzeugt wird – vergessen Sie nicht: Beim Gleichstrom gibt es keine Wellen, sondern einen konstanten Elektrizitätsfluss.
Frequenzen zwischen 3 und 30 Hz bezeichnet man als ELF oder Extremely Low Frequency. Damit wird Wechselstrom übertragen.
Das menschliche Ohr kann sowohl das obere Spektrum des ELF wahrnehmen als auch die Frequenzen zwischen 20 Hz und 20.000 Hz, die Super Low, Ultra Low und Very Low genannt werden. Je höher die Frequenz, desto höher der Ton. Eine typische Männerstimme liegt zwischen 85 und 155 Hz, die typische Frauenstimme zwischen 165 und 255 Hz.»
«Moment mal», sagte Winter und neigte den Kopf zur Seite. «Wir können Strahlung hören?»
«Nicht ganz», sagte Laszlo. «Photonen prallen mit Luftmolekülen zusammen und versetzen sie in Vibrationen. Was wir hören, sind diese Luftmoleküle.»
«Also prallt das Licht auf die Luft, und wir hören die Luft?», fragte Winter.
«Im Grunde ja.»
«Grusel», sagte Stephen Grimes.
«Gehen wir den Rest des elektromagnetischen Spektrums durch», fuhr Laszlo fort. «Frequenzen zwischen 30 und 300 kHz werden als LF, Low Frequency, bezeichnet. Die Regierung nutzt sie für ihre Navigationssatelliten. Die Frequenzen darüber, zwischen 300 Hz und 3000 Hz, heißen MF oder Medium Frequency: die Mittelwelle im Radio.
Und da kommt unser Freund Nikola Tesla ins Spiel. Mit seinen beiden Patenten entwickelte er Geräte, die Schallwellen in elektromagnetische Strahlung umwandeln, welche sich dann mit Lichtgeschwindigkeit durch die Luft bewegt. Wird ein Radio auf dieselbe Frequenz eingestellt, auf der das Signal ausgesandt wurde, wandelt es die elektromagnetische Strahlung wieder in Schallwellen zurück.»
«Und wie?», fragte Winter.
«Das Radio überträgt den Ausschlag – die Amplitude – der elektromagnetischen Wellen in Klänge. Daher auch der Name AM:
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