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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Stunde hiermit vorbei war und nun die Themen drankamen, «die in der Prüfung vorkommen werden». Dennoch hielt Laszlo ihr Interesse wach. Er versuchte ohnehin immer, seinen Unterricht interessant zu gestalten, aber heute hatte er einen besonderen Ansporn.
    Darian Washington.
    Er tat so, als wäre sie nicht da, doch immer wieder trafen sich ihre Blicke. Er fühlte sich wie unter einem Mikroskop. Drei Jahre in Folge war er Lehrer des Jahres gewesen, und doch kam er sich unfähig vor.
    Als es endlich zur Pause klingelte, war Laszlo ebenso erleichtert wie enttäuscht. Nachdem die Schüler draußen waren, kippelte Darian auf ihrem Stuhl und schwang die kniehohen Lederstiefel auf den Tisch. Einen Moment lang starrte sie an die Decke, dann sah sie ihn an, mit spielerischem Lächeln auf den Lippen.
    «Sie sind ein wahrer Künstler, Mr. Kuehl.»
    «Danke», sagte Laszlo. «Ich plane, mit meiner Show auf Tournee zu gehen: Die Possen des Nikola Tesla und weiterer obskurer Wissenschaftler.»
    «Die Kinder hören Ihnen zu. Angeblich benehmen sich die Hochbegabten den anderen Lehrern gegenüber unmöglich. Bei Ihnen sind sie bei der Sache. Was ist Ihr Geheimnis?»
    «Kinder sind um einiges sensibler als Erwachsene. Sie merken schnell, wenn man von oben herab mit ihnen spricht. Für die Hochbegabten ist es besonders schwierig, denn die Leute, die sie unterrichten, stellen eine zusätzliche Hürde dar.»
    «Wieso das?»
    «Neid. Meine Kinder sind nicht nur schlau. Sie sind Genies. Wir Lehrer sind nichts weiter als Babysitter, die auf sie aufpassen und ihrem Leben Struktur geben. Diese Kinder werden ein erfolgreicheres Leben führen als wir selbst. Uns bleibt nur die Hoffnung, dass irgendeiner irgendwann mal gerne an uns zurückdenkt.»
    «Ich glaube nicht, dass Sie sich als Babysitter sehen», sagte Darian, nahm ihre Stiefel herunter und stand auf. «Wenn es so wäre, würden Sie sich nicht solche Mühe geben.»
    «Ach, das?», sagte Laszlo und deutete auf die vollgeschriebene Tafel hinter ihm. «Das war doch alles nur spontan.»
    «Und als was sehen Sie sich dann?», fragte Darian und ging langsam auf ihn zu.
    Laszlo ließ sich auf seinen Drehstuhl mit dem aufgeplatzten grünen Leder sinken. Der Stuhl knarrte, als Laszlo sich anlehnte.
    «Wer stellt mir diese Frage? Die schöne Frau, die mich zum Essen ausführt? Oder die Angestellte des Bildungsministeriums?»
    Darian lächelte. «Erstere.»
    «Ich passe auf sie auf. Ich habe diese Kinder persönlich ausgewählt, habe sie aus ihren Schulen geholt und hierhergebracht. In ihren früheren Schulen haben die anderen meist auf ihnen herumgehackt … ich bin in gewisser Weise verantwortlich für ihr Wohlergehen.»
    «Was ist mit Winter Xu? Sie scheint mir hier eher der Klassenliebling zu sein.»
    «Die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Winter ist außergewöhnlich. Brillant und charismatisch … und sie wird mal eine echte Schönheit. Außerdem ist sie eine großartige Musikerin. Sie sollten zum nächsten Konzert des Schulorchesters kommen. Ich verspreche Ihnen, das wird kein gewöhnlicher Hausmusikabend.»
    «Das glaube ich», sagte Darian und setzte sich auf einen Tisch. «Das ist also alles? Sie sind ihr Schutzengel? Aber Sie können sie nicht ewig beschützen.»
    «Nein», sagte Laszlo. «Aber ich kann ihnen Sachen beibringen, die man in der Schule sonst nicht lernt.»
    «Zum Beispiel?»
    «Selbstvertrauen. Nehmen Sie Elijah Cohen.»
    «Der verschüchterte Junge mit den roten Haaren?»
    «In seiner Schule hat er nie ein Wort gesagt und hatte auch keinen Freund, nur seinen Cousin.» Laszlo merkte, wie er gleich wieder wütend wurde. Wie so viele dieser Kinder wurde auch Elijah missverstanden. Hätte er ihn früher gefunden, würde der Junge heute vielleicht nicht schon vor seinem eigenen Schatten erschrecken.
    «Wenn Sie mich fragen, scheint er mir immer noch eher scheu zu sein.»
    «Natürlich, das ist er auch», sagte Laszlo. «Aber so langsam wagt er sich aus seinem Schneckenhaus. Er nimmt im Unterricht an Diskussionen teil. Erst gestern kam er nach der Stunde mit einer Frage zu mir. Als er hier neu war, konnte er mir nicht einmal in die Augen sehen.
    Ich gebe mir viel Mühe mit ihm. Ich rufe ihn in jeder Stunde auf. Und er reagiert. Er lernt langsam, dass er genauso hierhergehört wie alle anderen auch. Er hat sogar noch ein bisschen mehr drauf als die anderen, auch wenn er das nie zugeben würde. Besonders sich selbst gegenüber.»
    «Sie glauben wirklich ehrlich an das

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