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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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beäugt haben, lassen Sie uns anfangen. Womit haben wir gestern aufgehört?»
    «Tesla», meldete sich Winter Xu mit sanfter, selbstbewusster Stimme.
    «Danke, Miss Xu. Nach der Stunde hat mir Mr. Cohen eine ausgezeichnete Frage gestellt. Würden Sie diese Frage bitte noch einmal wiederholen?»
    «Ähm», machte Elijah verlegen und starrte auf seinen Tisch. «Ich wollte wissen, wieso er nicht b-b-berühmt ist. Wie Edison.»
    «Genau», sagte Laszlo. «Nun, das liegt hauptsächlich daran, dass sich Tesla nicht an die Regeln hielt. Zwar war er der talentiertere Wissenschaftler, aber Edison war der bessere Geschäftsmann. Sehen Sie, Teslas Problem war, dass er nie aufgeben konnte, selbst wenn es besser für ihn gewesen wäre.
    Nachdem beispielsweise der Wechselstrom den ‹Krieg der Ströme› gewonnen hatte, arbeitete Tesla weiter daran, die Verteilung der Elektrizität zu verbessern. Er entwickelte ein Sendesystem, bei dem Elektrizität durch die Luft übertragen wurde. Die Empfänger waren mit Argon gefüllte Gasbehälter.
    Zwar präsentierte er seine neue Technologie diversen Investoren, doch niemand zeigte Interesse, bis auf J.P. Morgan. Da Morgan durch seine Investition in Edisons Gleichstrom ein Vermögen verloren hatte, war er von Teslas Vorschlag nicht sonderlich begeistert. Dennoch machte er ihm ein Angebot, das allerdings sehr niedrig ausfiel. Tesla lehnte ab. Am selben Abend brannte Teslas Labor bis auf die Grundmauern nieder. Er verlor alles … seine gesamte Forschung, seine Entwürfe und Erfindungen.
    Wer das Labor in Brand gesteckt hat, wurde nie bewiesen. Aber Tesla verstand die Botschaft trotzdem – er sollte kein solches Sendesystem entwickeln.»
    «Hat er klein beigegeben?», fragte Elijah Cohen mit leiser Furcht in der Stimme.
    «Was glauben Sie?», sagte Laszlo. «Sehen Sie irgendwelche gläsernen Gaskugeln in der Stadt? Leider ist auch die beste Wissenschaft dem Kapitalismus nicht gewachsen.»
    «Wie Betamax gegen VHS», warf Stevie Grimes ein.
    «Ganz genau», sagte Laszlo. «Vor diesem Hintergrund möchte ich Ihnen noch eine weitere Erfindung Teslas vorstellen. Angeblich entwickelte er 1915 einen elektromagnetischen Antriebsmotor, der aus dem Nichts Energie herstellte, die er als ‹Ätherenergie› bezeichnete.
    1931 stellte er einen Prototyp für ein von Ätherenergie angetriebenes Automobil her, dessen Treibstoff aus dem Nichts kam. Sein Neffe wurde Zeuge, als Tesla damit neunzig Kilometer weit und bis zu 160 km/h schnell fuhr.
    Als sein Neffe fragte, woher die Energie kam, antwortete Tesla nur, es handele sich um eine ‹mysteriöse Strahlung›. Angeblich wusste er nicht, woher sie kam. Die Menschheit sollte sich einfach freuen, dass es sie gab.
    Mittlerweile betrieb Tesla eine geradezu paranoide Geheimniskrämerei, was auch der Grund war, wieso er sich weigerte, irgendwem seine Erfindung anzuvertrauen. Während der letzten zwölf Jahre seines Lebens versuchte er, ein System zu entwickeln, das er ‹Teleforce› nannte, basierend auf seinen Forschungen über Kugelblitze und Plasma. Tesla gab seiner Erfindung den Spitznamen ‹Todesstrahl›.»
    «Cool.»
    «In der Tat, Mr. Grimes. Allerdings vermute ich, dass ihm dieser Todesstrahl das Leben gekostet hat. Am 5. Januar 1943 bot er die Waffe dem amerikanischen Kriegsministerium zum Kauf an. Drei Tage später wurde Tesla tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Unmittelbar darauf konfiszierte das FBI sämtliche Forschungsunterlagen.»
    «Und dann?», fragte Mr. Grimes aufgeregt.
    Laszlo schüttelte den Kopf. «Nichts weiter.»
    «Was war mit dem Auto?», fragte Miss Xu.
    «Was war mit den Todesstrahlen?», fragte Mr. Grimes.
    «Niemand weiß, was aus Teslas Unterlagen wurde. Viele Leute glauben, seine Todesstrahlen seien die Inspiration für Ronald Reagans ‹Star Wars›-Raketenabwehrsystem gewesen, aber das ist reine Mutmaßung. Also, was ist die Moral von der Geschicht’? Mr. Cohen, möchten Sie vielleicht eine Vermutung anstellen?»
    «Man kann sich gegen den Staat nicht w-w-wehren?», meinte Elijah Cohen unsicher.
    «Das wäre eine Interpretation. Meine ist noch etwas hoffnungsloser: Man kann sich gegen den Staat wehren – aber wenn man es tut, wird man wahrscheinlich verlieren. Es könnte sogar sein, dass man ermordet wird. Das heißt natürlich nicht, dass man es nicht doch versuchen sollte. Wenn Sie also Ihre Bücher auf Seite 154 aufschlagen wollen …»
    Es wurde laut gestöhnt, als alle merkten, dass der «unterhaltsame Teil» der

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