Gnosis
Gute», sagte Darian und schüttelte den Kopf.
«Schuldig», sagte Laszlo und hob die Hände. «Und was ist mit Ihnen? Glauben Sie denn an nichts?»
«Oh, doch», sagte Darian und stand auf. «Aber ich glaube an etwas anderes. Also, heute Abend: Corner Bistro. Liegt an der …»
«West Fourth. Ja, kenn ich. Da gibt es phantastische Burger.»
«Ist das in Ihrem Sinne?»
«Klar. Da bin ich oft. Ich dachte nur, Sie stehen eher auf Stoffservietten und ziehen es vor, wenn der Fußboden nicht so klebt.»
«Tu ich auch», sagte Darian. «Aber nicht heute Abend. Heute soll der Heimvorteil bei Ihnen liegen.»
«Ich wusste gar nicht, dass wir ein Spiel spielen.»
«Das ganze Leben ist ein Spiel», sagte Darian. «Wir sehen uns um acht.»
Als Laszlo ihr hinterhersah und die Absätze ihrer hohen Stiefel auf dem Boden klackern hörte, fragte er sich, worauf er sich da eigentlich einließ. Nicht dass es was geändert hätte. Er wäre ihrem Charme sowieso erlegen.
KAPITEL 9
Es hätte der glücklichste Tag in Pater Sullivans Leben werden sollen. Am Morgen war endlich der langersehnte Anruf gekommen. Erzbischof Jean Jadot, der Apostolische Nuntius der Vereinigten Staaten, teilte ihm mit, die Bischofskonferenz habe ihn dafür empfohlen, der Erzdiözese von Boston als Weihbischof zu dienen – und der Heilige Stuhl hatte zugestimmt.
Seit Jahren hatte Pater Sullivan auf diese Ernennung hingearbeitet. Nun sollte sein Traum endlich wahr werden, doch der Gedanke an diesen Dämon unten im Keller trübte die Freude.
Es war wohl eine Ironie des Schicksals, dass der Erzbischof seinen Anruf mit den Worten beendete: «Am meisten beeindruckt hat den Pontifex Eure Arbeit mit den Waisenkindern. Darauf könnt Ihr wirklich stolz sein.»
«Danke», hatte Pater Sullivan gesagt, und seine Gedanken wanderten zu Jill und dem Dämon, der in ihr wohnte. «Obwohl es noch viel zu tun gibt.»
«Das gibt es immer.»
Diese Worte hallten noch in Pater Sullivan nach, während er in den Kirchenkeller hinunterstieg. Als er den Kerker des Dämons betrat, sog er scharf die Luft ein. Es stank nach Abfall und Urin. Zwischen den Beinen des Mädchens sah er einen dunklen Fleck.
Was hast du erwartet? Meinst du, sie könnte es ewig zurückhalten?
Pater Sullivan hörte nicht auf die tadelnde Stimme in seinem Inneren und legte eine lange Stahlkette um das dicke Rohr, das von der Decke bis zum Boden reichte. Dann widmete er sich Jills regloser Gestalt.
Er öffnete eine braune Papiertüte und holte zwei Paar Handschellen heraus. Er sicherte die Kette mit einem schweren Schloss, hakte die Handschellen dahinter und legte sie dem Mädchen an – wobei er sorgfältig darauf achtete, ihre Haut nicht zu berühren.
Das zweite Paar schloss er um ihre Fußgelenke. Dann erst durchtrennte er den Strick, mit dem sie gefesselt war. Als dieser zerschnitten war, trat er eilig zurück. Das Ungeheuer gab einen Seufzer von sich. Vorsichtig hob es die Arme an, dann heulte es vor Schmerz.
«Deine Arme tun nur weh, weil sie so lange in derselben Stellung gelegen haben», sagte der Pater. «Sobald du sie bewegst, werden sie auch wieder durchblutet. Versuch es nochmal.»
Jill biss die Zähne zusammen und hob ihre dürren, zitternden Arme an. Kraftlos fielen die gefesselten Handgelenke auf ihre Brust.
Sie ruhte sich einen Moment aus und atmete tief ein und aus.
Dann setzte sie sich auf. Sie zuckte zusammen. Langsam hievte sie die Beine vom Tisch. Als sie sich nach vorn beugte, verlor sie das Gleichgewicht und krachte auf den Boden. Pater Sullivan musste sich zurückhalten, damit er nicht zu ihr eilte, um ihr aufzuhelfen.
Stattdessen stand er nur da und starrte das schluchzende Mädchen dort am Boden an. Das lange, strähnige Haar hing ihr ins Gesicht. Die Lippen bebten und glänzten im Licht der nackten Glühbirne, rot vor Blut.
Neben ihrem Kopf lag ein kleiner weißer Splitter. Ein abgebrochener Zahn. Pater Sullivans Herz zog sich zusammen vor Mitgefühl und Entsetzen über das, was er getan hatte.
Es ist nur ein Trick. Sie will dich locken. Vergiss nicht, wie es Pater McKinney ergangen ist. Vergiss nicht, wozu sie ihn gebracht hat. Bleib stark in deinem Glauben.
Pater Sullivan wusste, dass er diese Gelegenheit nutzen sollte, da der Dämon vielleicht geschwächt war, nachdem man seinen menschlichen Körper verletzt hatte. Doch der Gedanke, sie – ihn – jetzt mit Fragen zu malträtieren, war ihm unangenehm. Der Priester stellte einen Plastikbecher auf den Tisch
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