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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Gespräche geführt. Wie haben Sie Ihre Auswahl getroffen?»
    «Ich würde gern behaupten, ich hätte spezifische Kriterien entwickelt, aber in Wahrheit habe ich mich auf meinen Instinkt verlassen. Wenn der Bewerber durch die Tür kam, wusste ich meistens schon Bescheid.»
    «Haben Sie sich auch schon mal geirrt?»
    Laszlo überlegte einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf. «Nein. Stevie Grimes war ein Grenzfall, aber der gehörte zum Paket.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Stevie Grimes gebührt die Ehre, Elijah Cohens Cousin und einziger Freund zu sein. Mrs. Cohen wollte nicht, dass sich Elijah noch weiter isoliert, also musste ich Mr. Grimes in die Klasse nehmen.»
    «Und Sie hatten nichts dagegen, Stevie in Ihren Unterricht zu lassen?»
    «Er ist ein heller Kopf, nur nicht das, wonach ich suchte. Trotzdem ist er eine unterhaltsame Bereicherung.»
    «War es denn so wichtig, Elijah Cohen zu bekommen?»
    «Ja», sagte Laszlo, ohne zu zögern. «Das war es.»
    «Weshalb?»
    Laszlo überlegte. Anfangs hatte er Darians Fragen für harmlos gehalten. Aber jetzt war er nicht mehr sicher.
    «Wieso interessieren Sie sich so für Elijah?»
    Darian zuckte unverbindlich mit den Schultern. «Berufliches Interesse.»
    «Sie lügen.»
    Darian verbarg ihre Überraschung gut, doch Laszlo witterte ihre Angst.
    Nach zehn Sekunden Schweigen lächelte Darian. «Warum weichen Sie mir aus?»
    Laszlo zuckte mit den Schultern. «Berufliche Diskretion.»
    «Jetzt lügen wir beide.»
    Laszlo starrte sie an. «Sie sind nicht von der Schulbehörde, oder?»
    «Nein», sagte Darian unverblümt.
    Nun war es an Laszlo, überrascht zu sein. Er war einer spontanen Eingebung gefolgt und hatte nicht erwartet, dass er einen Treffer landen würde. Darian sah ihm tief in die Augen.
    «Lassen Sie uns offen sprechen.» Es klang, als meinte sie es ehrlich, doch Laszlo wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihn täuschte. Dennoch war er fasziniert.
    «Ich will Ihnen was sagen», sagte Darian und fuhr mit dem Finger am Rand ihres Glases entlang. «Lassen Sie uns drüber schlafen. Sie können es mir beim Frühstück erzählen. Oder auch nicht.»
    Laszlo sah ihr in die Augen. «Wir haben den Small Talk doch schon hinter uns», sagte er. «Wenn wir nicht über Elijah Cohen reden, worüber dann?»
    «Filme. Philosophie. Das Wetter. Ist doch egal. Oder wir könnten uns einfach betrinken.»
    Laszlo lächelte. «Klingt wie ein Plan, auf den ich mich einlassen könnte.»
    «Gut.» Darian trank ihr Bier aus und nickte der Kellnerin zu. «Noch zwei.»
     
    Darian war zweifellos schön, doch war es ihre Haltung, die Laszlo verzauberte, eine arrogante Gelassenheit, die er absolut unwiderstehlich fand. Als der Barkeeper die letzte Runde ansagte, konnte Laszlo gar nicht fassen, dass die Zeit so schnell vergangen war. Sie hielt seine Hand, während er sie nach Hause begleitete. Als sie vor ihrer Tür standen, zog sie ihn über die Schwelle und die Treppe hinauf.
    In ihrer Wohnung sagte sie kein Wort und machte auch kein Licht. Es gab keinen Grund, sich zu verstellen. Sie führte ihn ins Schlafzimmer. Dort küssten sie sich zum ersten Mal, und es war elektrisierend. Als sich ihre Lippen berührten, blieb die Welt stehen. In diesem Moment gab es nur sie. Niemand sonst war wichtig. Niemand sonst hatte je etwas bedeutet.
    Nur Darian.
    Ihr Haar duftete nach Erdbeeren. Ihre Haut war weich und glatt und vertrieb alles Denken, bis auf den Wunsch, in ihr zu sein. Doch er widerstand, zwang sich dazu, sich Zeit zu lassen, sie langsam zu entkleiden, den makellosen Körper zu betrachten, der im fahlen Licht schimmerte.
    Und dann verschmolzen sie, ihre Beine fest um seinen Leib geschlungen. Sie liebten sich zugleich zart und wild. Sie übersäte sein Gesicht mit sanften Küssen und krallte sich mit messerscharfen Fingernägeln in seinen Rücken. Er biss sie vorsichtig in den Hals, als er tief in sie eindrang.
    Sie stöhnte und nahm ihn bei den Schultern, zog ihn heran und stieß ihn von sich, erst langsam, dann immer schneller, bis sie beide in einer gewaltigen Woge der Ekstase kamen, wie Laszlo es noch nie vorher erlebt hatte. Im Laufe der Nacht liebten sie sich noch zweimal, ohne ganz aufzuwachen, pressten sich aneinander und ließen der Natur ihren Lauf, um bald darauf in den Armen des anderen wieder einzuschlafen.
    Als die Sonne am nächsten Morgen durch die Jalousien schien, betrachtete Laszlo Darian, und plötzlich verstand er jedes kitschige Liebeslied, das er je gehört

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