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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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mit eher künstlichen Glücksgefühlen.
    Nicht künstlich. Gefühle können nicht künstlich sein. Wenn man sie empfindet, sind sie real.
    - Wie auch immer. Lass dich von dieser Wednesday Addams bloß nicht verrückt machen.
    «Ich will dir nur helfen», sagte Darian sanft. «Die Leute, für die ich arbeite, kümmern sich um begabte Kinder … wie dich.»
    «Die haben keine Angst?»
    «Nein.»
    «Das verstehe ich nicht.»
    «Ich werde dir alles erklären, aber nicht hier.» Darian ging noch einen Schritt auf das Mädchen zu. Sie war kaum einen Meter entfernt. Nah genug, dass Darian ihren stinkenden Atem riechen konnte. «Wenn ich dich freilasse, kommst du dann mit mir?»
    «Ja», sagte Jill, ohne zu zögern.
    Darian tat einen letzten Schritt auf das Mädchen zu. Jetzt stand sie ganz nah bei ihr. Wortlos hob Jill ihre gefesselten Handgelenke, an denen die schwere Kette baumelte. Darian schloss die Handschellen auf, die sich mit metallischem Klicken öffneten. Jill ließ die Arme sinken, und klappernd fielen die Fesseln auf den Boden.
    Darian zuckte zusammen. Unter dem Schmutz an den Handgelenken des Mädchens waren offene Wunden zu sehen. Trotz des Ansturms der Freude, die Darian ihr eingab, waren Jills Schmerz und Verwirrung deutlich spürbar.
    Man hätte das Mädchen unbedingt in den Arm nehmen sollen, doch bei dem bloßen Gedanken daran war Darian, als müsste sie sich übergeben. Sie brachte es gerade fertig, Jill leicht auf die Schulter zu klopfen.
    «Es wird alles wieder gut.»
    Jill sah fragend zu ihr auf. «Versprochen?»
    «Ganz sicher», sagte Darian.
    Sie wusste, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Doch sie wusste nicht, wie gewaltig diese Lüge war.

KAPITEL 16
     
     
    Man gestattete Darian nur eine schnelle Tasse Kaffee und eine Zigarette, bevor die Einsatzbesprechung begann. Wie üblich nahm Dietrich daran teil, befestigte sechs Elektroden an ihrem Kopf und klebte vier weitere an ihre Brust. Da gab es nichts zu beschönigen. Sie war eine Söldnerin – mehr nicht.
    Da Jill das erste empathische Kind war, das Darian ins Labor gebracht hatte, wollte Zinser alles wissen. Sie lauschte ihr, ohne sie einmal zu unterbrechen – bis Darian erwähnte, dass sie die Emotionen des Priesters nicht hatte erfassen können, ohne ihn zu berühren. Samantha Zinser gab sich keine Mühe, ihre Aufregung zu verbergen.
    «Und das ist Ihnen zuvor mit niemandem so gegangen?», fragte Zinser und beugte sich vor, als könnte sie es besser begreifen, wenn sie näher kam.
    «Nein. Noch nie.»
    «Und er war auch gegen Jill resistent?»
    «Das hat er behauptet.»
    «Aber Sie haben es nicht beobachtet», bemerkte Elliot Dietrich laut. Er äußerte sich zum ersten Mal, seit die Befragung begonnen hatte.
    «Genau», sagte Darian und wandte sich dem Wissenschaftler zu. Der große, dickliche Mann schwitzte heftig. Seine Knopfaugen blinzelten sie aus dem schwammigen Gesicht an.
    «Und was glauben Sie, weshalb Sie seine Gefühle nicht wahrnehmen konnten?»
    «Ich … ich weiß es nicht.»
    Dietrich behielt die Reihe der Monitore im Blick. Er ging auf ihre Unsicherheit ein. «Sagen Sie uns alles, Darian.»
    «Ich … ach, nicht wichtig.»
    «Na, kommen Sie», drängte Zinser.
    «Er hat gesagt …» Darian unterbrach sich. Plötzlich kam sie sich albern vor. «Er sagte, sein Glaube beschützt ihn.»
    «Sein Glaube?», höhnte Zinser.
    «Ich hab doch gesagt, es ist vollkommen lächerlich.»
    «Sagen Sie …», fragte Dietrich mit ernster Stimme. «Finden Sie den Gedanken denn lächerlich?»
    Zinser sah den Wissenschaftler an, als hätte er den Verstand verloren, doch dann bemerkte sie seinen Gesichtsausdruck und blickte wieder zu Darian.
    «Ich glaube nicht an Gott», sagte Darian langsam. «Aber was Pater Sullivan angeht … ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll.»
    Dietrich betrachtete die Monitore und nickte, dann bedeutete er ihr fortzufahren. Die Besprechung dauerte über zwei Stunden. Zwar erkundigte sich Zinser nach jedem noch so kleinen Detail, doch merkte Darian, dass die Direktorin abgelenkt war und sich offenbar Sorgen machte. Als könnte sie es kaum erwarten, das Gespräch zu beenden, um sich endlich etwas anderem, Wichtigerem zuwenden zu können.
    Was diese wichtige Angelegenheit war, wusste Darian nicht. Sie war viel zu erschöpft, um sich Gedanken darum zu machen, was Zinser durch den Kopf ging. Was ihr allerdings noch leidtun würde.
     
    Samantha Zinser sah auf den Monitoren, wie Darian den Flur

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