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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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ja?»
    «Okay.» Jill biss sich auf die Unterlippe, um noch einmal Mitleid zu erregen, und starrte dann ihre schmutzigen, nackten Füße an.
    Der Priester drückte die Tür hinter sich zu und schloss ab. Schweigend deutete er zur Treppe, und sie entfernten sich ein paar Meter von der Zellentür. Darian spürte den Zorn und die Enttäuschung des Mädchens wie einen heftigen Stich und ballte die Hände zu Fäusten.
    Jill ist wütend. Sie will nicht, dass der Priester ihr die Chance versaut, hier rauszukommen.
    Darian schluckte und empfand dem Priester gegenüber plötzlich Respekt. Sie fragte sich, wie er dem Ansturm des Mädchens widerstanden hatte.
    Gottvertrauen. Hat er doch gesagt.
    - Halt die Klappe!
    «Pater, wie ich Ihnen schon bei unserem ersten Gespräch erklärt habe, leite ich eine Anstalt für Problemkinder.» Darian wartete kurz, um sich auf eine Auseinandersetzung vorzubereiten. «Psychologen wie auch erfahrene Physio- und Beschäftigungstherapeuten kümmern sich …»
    «Nein», unterbrach der Priester sie mit fester Stimme. «Ich kann sie nicht gehen lassen. Sie ist zu gefährlich.»
    «Was wollen Sie tun? Sie für immer hier unten einsperren?»
    «Wenn es sein muss … ja.»
    «Das klingt eher unrealistisch.»
    «Ihr Vorschlag aber auch», sagte Pater Sullivan. «Ärzte können keinen Dämon austreiben.»
    «Sie aber offensichtlich auch nicht.»
    «Und deshalb muss sie hierbleiben. Ich kann sie vielleicht nicht heilen, aber ich kann sie aufhalten.»
    Es ist zu spät. Überlass sie dem Priester. Lass sie …
    Darian nahm die Hand des Priesters. Augenblicklich übertrugen sich seine Gefühle auf sie.
    «Sie wissen, dass Sie das Mädchen nicht hierbehalten können, Pater.» Darian gab ihm eisige Gewissheit ein. Sie wartete, bis er sich mit der Erkenntnis abgefunden hatte. «Wenn Sie es versuchen, wird Jill alles zerstören, vor allem Ihren Traum, eines Tages Bischof zu werden.»
    Zwar war Darians letzte Bemerkung ein Schuss ins Blaue gewesen, doch hatte sie einen Volltreffer gelandet, denn augenblicklich nahm sie Pater Sullivans Entsetzen wahr. Offensichtlich bedeuteten Macht und Ansehen ihm eine Menge. Darian legte nach.
    «Es wird alles herauskommen – und der Skandal wird Ihre Vorstellungen übersteigen. Das Jugendamt wird kommen und die Kinder mitnehmen. Die Zeitungen werden Sie als Monstrum bezeichnen. Man wird Fotos von dem Keller zeigen, in dem Jill in Ketten lag. Man wird Sie wegen Pädophilie anklagen.»
    «Ich habe sie nicht angerührt!», sagte der Priester. «Ich habe nie ein Kind angerührt!»
    «Man wird Ihnen nicht glauben.» Darian drückte seine Hand, um Furcht in ihm auszulösen, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. «Wenn man Jill erst entdeckt hat, ist Ihre Glaubwürdigkeit dahin. Man wird Sie exkommunizieren. Man wird Sie verurteilen. Und die nächsten zwanzig Jahre werden Sie im Gefängnis vergewaltigt.
    Und wofür? Um zu verhindern, dass Jill entkommt? Verstehen Sie denn nicht? Wenn die Polizei sie gefunden hat – und man wird sie finden –, sind Sie derjenige, der eingesperrt wird. Jill möchte doch, dass Sie sie festhalten. Nur so kann das Mädchen Sie vernichten.»
    Mittlerweile hechelte der Priester fast, und sein Blick ging zwischen Darian und Jills Gefängnis hin und her.
    «Aber ich allein bin ihr gewachsen», flehte er. «Wenn ich sie Ihnen überlasse, wird sie … wird sie … Sie wissen nicht, wozu sie imstande ist.»
    «Ich komme mit ihr zurecht.»
    «Wie?»
    «Vertrauen Sie mir, Pater.» Darian nahm ihm die Angst und ersetzte sie durch sanfte Zuversicht. Der Priester atmete nun langsamer, und sein Blick wurde ruhiger. «Haben Sie Vertrauen. Ich wäre nicht hier, wenn es nicht Gottes Wunsch wäre, dass ich sowohl Sie als auch das Mädchen rette. Es ist Sein Wille.»
    Schweigend nahm der Priester ihre Worte auf. Darian fühlte, wie sein Verstand arbeitete, spürte den Hagel der Empfindungen und ließ ihnen freien Lauf. Sie griff nur ein, um den nagenden Zweifel zu zerstreuen. Schließlich holte er tief Luft und nickte.
    «Wollen Sie mit mir beten?»
    «Gewiss, Pater.»
    Sie hielt ihn noch immer fest bei der Hand, als Pater Sullivan gemeinsam mit ihr niederkniete. Der Priester schloss die Augen, senkte den Kopf auf die Knöchel seiner Hand und begann, etwas Lateinisches zu flüstern. Darian spürte einen Schock, als hielte sie ihren Finger in eine Steckdose, während der fromme Mann zu Gott sprach.
    Ihr brannten Kehle und Augen, als die Emotionen des Priesters

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