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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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war, dass er sich fürchten, dass er panische Angst empfinden sollte, fühlte er sich doch erleichtert. Jetzt verstand er, und er konnte alle Hoffnung auf Flucht getrost vergessen.
    An diesem Ort würde er lange bleiben. Bis in alle Ewigkeit vielleicht.
    Denn er war in der Hölle.

KAPITEL 19
     
     
    Darian starrte mit leerem Blick an die Decke, als es an der Tür klopfte.
    «Herein.»
    Sie war so erschöpft, dass sie gar nicht hinsah. Darian wusste ohnehin, dass es Zinser war.
    «Ich habe gute Neuigkeiten für Sie!», sagte Zinser mit fröhlicher Stimme. «Sie müssen nicht länger Jills Babysitter spielen.»
    Darians Augen wurden groß. Ruckartig setzte sie sich auf. «Lassen Sie sie frei?»
    «Nein», sagte Zinser ungeduldig. «Wir haben eine Möglichkeit gefunden, uns vor ihr zu schützen.»
    Während Zinser sprach, konzentrierte Darian sich auf die Empfindungen dieser Frau. Sie sagte offenbar die Wahrheit. Nur als Zinser ihr gesagt hatte, spürte Darian, dass die Direktorin nicht die Wahrheit sagte.
    Wäre Darian nicht so mitgenommen gewesen, hätte sie sich diese Lüge erklären können. Aber sie war zu müde für Schlussfolgerungen.
    «Und was bedeutet das für mich?»
    «Es bedeutet, dass Sie sich Mr. Kuehl widmen können.»
    «Soll ich jetzt ihn und seine Schüler rekrutieren?»
    «Noch nicht», sagte Zinser. «Vergnügen Sie sich noch eine Weile. Aber es wird nicht mehr lange dauern.»
     
    Und Zinser sollte recht behalten. Es dauerte nicht lange – zwei Wochen nur. Dann war der Moment gekommen. Darian wartete, bis sie miteinander geschlafen hatten, um es ihm zu erzählen. Zinser hatte sich die Lüge ausgedacht – eine Möglichkeit, die Arbeit der Organisation zu erklären. Doch als sie sie gerade anfangen wollte zu sprechen, hatte Darian plötzlich ein schlechtes Gewissen.
    Tu es nicht.
    - Dein Leben lang hast du Männer benutzt. Warum sollte einer mehr oder weniger etwas ausmachen?
    Aber es machte etwas aus. Normalerweise hatte sie es auf einfach zu beschaffende Dinge abgesehen: eine hübsche Kette oder irgendetwas anderes von Tiffany’s. Aber heute Abend ging es um etwas anderes. Heute Abend musste sie Laszlo zu etwas überreden, und das war erheblich …
    unmoralischer.
    War das fair? Schließlich konnte es ja auch sein, dass die Organisation ihre Schüler zu kleinen Gandhis ausbildete.
    Genau. Und du bist Mutter Teresa.
    Na und? Laszlo war kein kleiner Junge mehr. Er konnte gut auf sich selbst aufpassen – im Gegensatz zu ihren früheren Liebhabern. Obwohl die meisten reich oder mächtig waren – Schauspieler, Geschäftsleute und einmal ein Kongressabgeordneter –, waren sie doch alle schwach und leicht beeinflussbar.
    Viele besaßen eine gewisse Gabe (ohne Charisma kam schließlich niemand so weit), doch waren sie sich dessen nicht bewusst. Sie hielten sich für Menschen mit großer Anziehungs- und Überzeugungskraft. Sie glaubten, es läge an ihren brillanten Ideen und ihrer überlebensgroßen Persönlichkeit, dass ihre Anhänger ihnen so leidenschaftlich folgten.
    Natürlich kannte Darian die Wahrheit und wusste, wie es wirklich funktionierte. Es hatte zu der Vereinbarung gehört, die sie mit der Organisation getroffen hatte: Wissenschaftliche Erkenntnisse wurden offengelegt. Dietrichs Berichte waren nicht eben für Laien gedacht, doch Darian war nicht auf den Kopf gefallen.
    Darian wusste, dass man ihr so manchen Bericht vorenthielt. Trotzdem hatte sie schon einiges gelernt. Leider bekam sie durch ihr Wissen keineswegs mehr Macht. Sicher, Zinser hatte ihr einige Testpersonen überlassen, mit denen sie experimentieren konnte, doch nachdem Darian wusste, wo ihre Grenzen lagen, wurden selbst die perversesten Experimente langweilig.
    Daher hatte Darian beschlossen, auszusteigen, bevor sie auf der falschen Seite der Lupe landete. Genau das war ihr gerade durch den Kopf gegangen, als die Organisation von Laszlo erfuhr. Der Zeitpunkt war perfekt. Sie würde Laszlo und seine beiden Schützlinge liefern, das Kopfgeld kassieren und sich aus dem Staub machen. Mit den drei neuen Testpersonen hätte die Organisation sicher nichts dagegen einzuwenden, wenn Darian ging.
    Aus diesem Grunde hatte Darian Laszlo so weit gebracht, dass er verrückt nach ihr war. Nur hatte Darian nicht bedacht, wie sie sich dabei fühlen würde. Anfangs hatte sie sich noch vor seinen Emotionen schützen können. Doch als sie dann mehr Zeit miteinander verbrachten, musste sie feststellen, dass sie seinen Gefühlen schwerlich

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