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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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widerstehen konnte. Und jetzt, nach drei Monaten, war das, was als Lüge begonnen hatte, nicht mehr so weit von der Wahrheit entfernt.
    Im Grunde änderte diese Erkenntnis nichts an Darians Entscheidung – nur an dem Motiv für ihre Entscheidung.
     
    «Wie lange wollen wir noch so weitermachen?»
    «Gib mir einen Moment, mich zu erholen, dann zeig ich es dir», sagte Laszlo lächelnd. Er fand es wunderbar, wenn er ihr Haar auf seiner nackten Brust spürte und sie ihren Schenkel unter der Decke gegen sein Bein schmiegte.
    «Nicht das», sagte Darian und fuhr ihm sanft mit den Fingerspitzen über die Brust. «Ich meine, trautes Heim spielen. Die Geheimnisse des anderen ignorieren.»
    Laszlos Lächeln verflog. Er wusste, dass einer von beiden irgendwann nicht weiterkönnte. Er hatte nur nicht gedacht, dass sie diejenige sein würde.
    «Wann erzählst du mir endlich, warum du meine Klasse ausspioniert hast?», fragte Laszlo.
    «Ich habe mir nicht nur deine Klasse angesehen», sagte Darian mit fester Stimme. «Ich habe mir dich angesehen.»
    Laszlo wurde plötzlich kalt. Er spürte, dass sie die Wahrheit sagte. Aber wer um alles in der Welt sollte Darian losschicken, um ihn zu beobachten, außer …
    Sie wussten es.
    Laszlo sprang aus dem Bett.
    «Verdammt, wer bist du?»
    «Entspann dich!» Darian setzte sich auf und hob die Hände. «Ich bin unbewaffnet.»
    Laszlos Blick ging über ihren nackten Oberkörper, doch fühlte er sich zu dieser Fremden in seinem Bett nicht länger hingezogen.
    «Es ist mein Ernst, Darian. Wer bist du?»
    Darian stand langsam auf und ging auf ihn zu. «Ich bin genau die, die vor dir steht. Darian Washington.»
    «Verarsch mich nicht.»
    «Ich habe deine Klasse besucht, weil ich wusste, dass du besonders bist. Genau wie Elijah. Genau wie Winter.» Darian ging noch einen Schritt auf ihn zu. «Aber wenn du wissen willst, wieso ich hier bin, in deinem Schlafzimmer, dann ist die Antwort weit weniger kompliziert.»
    Darian stand jetzt ganz nah bei Laszlo. «Ich liebe dich.»
    Sie beugte sich vor, lehnte ihre weiche Wange an seine Brust und schlang die Arme um seine Schultern. Ohne darüber nachzudenken, zog Laszlo sie an sich, und so standen sie da und hielten sich im dunklen Schlafzimmer in den Armen.
    «Du kannst es mir ruhig erzählen …», flüsterte Darian. «Weil ich es doch schon lange weiß.»
     
    Trotz der kühlen Luft, die vom Fenster hereindrang, schimmerte Darians Körper vor Schweiß. Noch nie hatte sie so hart arbeiten müssen, um jemanden zu beeinflussen. Laszlo hatte einen ausgeprägten Willen, und seine Gefühle waren stark.
    Zwar war sie nicht in der Lage, genau zu sagen, was Laszlo – jenseits seiner Emotionen – tatsächlich dachte, aber sie konnte gut Schlussfolgerungen ziehen. Und nachdem sie das letzte Jahr im Labor der Organisation damit verbracht hatte, Testpersonen zu manipulieren, war Darian inzwischen geübt darin, Gedanken zu «lesen».
    Also «las» sie auch Laszlos: Seinen dringenden Wunsch, sich ihr zu öffnen. Seine wilde, fürsorgliche Loyalität den Kindern gegenüber. Seine überwältigende Angst, dass sie ihn verraten würde. Darian sog alles in sich auf, analysierte Laszlo, bis sie ihn so weit verstanden hatte, dass sie seinen Willen brechen konnte.
    Innerhalb von Sekunden war sie eins geworden mit dem Mann in ihren Armen. Dann öffnete sie die Schleusen. Seine Reaktion kam augenblicklich. Einen Moment lang bewegte sich Darian in einem emotionalen Vakuum, als Laszlos Verstand die neuen Gefühle aufnahm, die sie ihm einpumpte. Und dann – wie eine Flutwelle – schlugen seine Gefühle auf sie zurück.
    Schweigend atmete Darian ein und zwang Luft in ihre brennende Kehle, während sie die Intensität von Laszlos Emotionen abschwächte. Langsam fuhr sie die Kräfte herunter. Als sein geistiges Echo leiser wurde, ließ Darian die Kraft aus ihren angespannten Muskeln und sank an seine Brust.
    Laszlo hielt sie fest, während die bohrenden Gefühle ihr Innerstes erschütterten.
    Sie hatte schon viele Männer dazu gebracht, sich in sie zu verlieben, aber noch nie jemanden, der so stark war wie Laszlo. Plötzlich fragte sich Darian, ob sie einen schweren Fehler begangen hatte. Würde sie – da er sie nun ehrlich liebte – Distanz halten können … oder würden seine Gefühle langsam ihre eigenen durchsetzen?
     
    Noch nie war Laszlo dermaßen überwältigt. Es gab so vieles, was er sagen wollte. Er hatte so viele Fragen. Aber er konnte nur noch an Darians Worte

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