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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Priesters an dem gebrochenen Spiegel blitzte auf. Der Anblick mochte grausam gewesen sein, aber Dietrich dachte dennoch gern daran zurück.
    Denn es war der Augenblick gewesen, in dem er entdeckt hatte, wie empathische Fähigkeiten zu kontrollieren waren. Und damit hatte er seine Nützlichkeit für die Organisation bewiesen, was bedeutete, dass er noch lange, lange weiterarbeiten durfte.
    Er starrte an die Decke und träumte davon, was er in Zukunft noch alles erforschen würde. Nachdem er Zinsers Ziel nun tatsächlich erreicht hatte, konnte er vielleicht auch in anderen Bereichen Studien durchführen. Er konnte das MK ULTRA und die dazugehörigen Programme wieder aufnehmen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern musste er sich keine Gedanken über den Senat machen. Die Grenzen waren endlos weit gesteckt.
    Oder – wie die Leute der Operation OFTEN meinten: Grenzen waren nicht vorhanden.
    Überhaupt keine.

KAPITEL 24
     
     
    Darian wachte am nächsten Morgen früh auf. Am Abend vorher hatte sie die letzte Hürde überwunden – Elijahs und Winters Eltern. Es war mörderisch anstrengend gewesen, sie alle gleichzeitig zu kontrollieren, vor allem Mr. Xu war besonders schwer in den Griff zu bekommen. Nach dem Essen jedoch hatten beide Paare eingewilligt, ihre Kinder auf die (fiktive) Oppenheimer Schule für Hochbegabte zu schicken.
    Jetzt schien es Darian, als wäre ihr eine Last von den Schultern genommen. Sie sprang aus dem Bett und zog eilig Tanktop und Jogginghose über.
    Laszlo schlug die Augen auf und lächelte. «Wo soll’s denn hingehen?»
    «Einmal um den See joggen.»
    «Viel Spaß», sagte Laszlo und rollte sich auf die andere Seite.
    Darian warf ihm eine Kusshand zu und lief mit großen Sätzen die Treppe hinunter. Als sie unten ankam, freute sie sich, wie schnell sie war. Sie rannte durch die Lobby, dann durch die Haustür auf den Bürgersteig hinaus. Sie atmete die kalte Winterluft ein.
    Sie mochte die Stadt zu dieser Tageszeit. Die Sonne schien, und sonntagmorgens waren die Straßen menschenleer. Es war eine der wenigen Gelegenheiten, draußen zu sein, ohne von Emotionen überschwemmt zu werden. Nur die entspannte Ruhe einer Million Schlafmützen.
    Sie kam an einer Bushaltestelle vorbei, nur ein Mann wartete dort. Darian nickte ihm kurz zu, er lächelte zwar, doch spürte sie seine harte, klebrige Angst und seine warme, feuchte Irritation. Erst dachte Darian, sie hätte ihn erschreckt, als sie aus dem Apartmenthaus gestürmt kam. Doch wäre es nur das gewesen, hätte sie nicht mehr als einen kurzen Ruck verspürt. Als Darian weiterlief, wurde seine Angst jedoch fast greifbar.
    Sie sah sich um, doch der Mann hatte sich von ihr abgewandt, als ob …
    Er möchte nicht erkannt werden.
    Darian lief weiter und verbarg instinktiv ihre Sorge. Wer war das? Sie versuchte sein Gesicht einzuordnen. Unscheinbarer Weißer, Geheimratsecken, hohe Stirn, breite Nase – wenig einprägsam. Er sah aus wie die Hälfte der Männer gestern Abend im Restaurant.
    Darians Herz setzte kurz aus. Er war dort gewesen! Drei Tische weiter! Das konnte kein Zufall sein. Sie hatten im East Village gegessen. Nie im Leben wartete derselbe Mann rein zufällig direkt vor ihrer Haustür an der Upper West Side um sieben Uhr morgens auf den Bus. Es sei denn, er verfolgte sie. Aber warum …
    Darian blieb stehen, sie stolperte fast, weil sie so abrupt anhielt. Warum jemand sie beobachtete, war die weniger wichtige Frage als: wer. Die Organisation. Wie hatte sie auch so naiv sein können? Mit einem Mal wurde ihr klar, dass das Ganze kein Spiel war. Sie hatte nicht in der Lotterie gewonnen. Sie arbeitete für fragwürdige Leute, die vermutlich ungehalten reagierten, falls sie sie jemals hintergehen sollte. Oder aussteigen wollte …
    Darian schüttelte den Kopf und zwang sich, weiterzulaufen. Sie war doch paranoid. Selbst wenn diese Leute nicht wollten, dass sie ging, was sollten sie denn tun? Tot nützte sie denen überhaupt nichts.
    Bist du sicher? Vielleicht möchte Dietrich deinen Schädel auf sägen und nachsehen, was drin ist, aus reiner Neugier.
    Darian schluckte und versuchte, den grässlichen Gedanken aus dem Kopf zu kriegen.
    Genau. Aus dem Kopf. Erst den Gedanken, dann dein ganzes Gehirn …
    NEIN. Das ist doch Unsinn! Außerdem – wenn sie etwas planten, würde sie die Absichten erkennen, bevor die Organisation etwas unternehmen konnte. Und falls sie Darian tatsächlich in einem unachtsamen Augenblick erwischten, würde sie sich einfach

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