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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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weist.»
     
    Samantha Zinser legte den Hörer auf. PAPERCLIP. Sie überlegte. Der Vorstand hatte recht gehabt. Im Grunde setzten sie das Programm fort. Die Senatsanhörungen damals waren am Ende doch kein Todesurteil gewesen. Nur eine kurze Unterbrechung.
    Zinser hätte nie geglaubt, dass sie das Projekt ihres Lebens letztlich den Nazis verdankte, aber die Tatsache ließ sich nicht leugnen. Sie hatte deshalb zwar manchmal ein schlechtes Gewissen, doch tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass sie nichts tat, was nicht auch Präsident Truman getan hatte. Und zwar mit einigem Eifer.

KAPITEL 26
     
     
    Darian bog mit dem Van auf einen Feldweg ein. Mit Blick auf die Karte folgte sie dem Weg zu einem abgelegenen Feld, das von Kiefern umgeben war. Sie stellte den Motor ab.
    «Wir sind da», sagte Darian, machte die Tür auf und stieg aus. Laszlo wollte schon fragen, was sie meinte, als er in der Ferne ein Brummen hörte.
    «Da! Da oben!» Winter zeigte aus dem Fenster.
    Bevor Laszlo sehen konnte, wohin sie deutete, schob Winter die Tür auf und sprang auf die Wiese hinaus. Mittlerweile donnerte der Lärm in seinen Ohren. Er blickte auf und sah ein Flugzeug.
    «Kommen Sie, Mr. Cohen!», rief Laszlo über das Dröhnen hinweg. «Ich glaube, Sie werden abgeholt!»
    Laszlo sprang hinaus, und Elijah blieb dicht hinter ihm. Der Wind zerrte an Laszlos Haar, und die Erde bebte, als das Flugzeug wendete und zur Landung auf dem Feld ansetzte. Das grelle Kreischen der Turbinen schnitt durch die Luft, als die silberne Maschine abbremste. Dann beschrieb sie einen weiten Bogen und rollte ihnen entgegen.
    Der Pilot im Cockpit winkte.
    «Kommen die wirklich unseretwegen?», fragte Winter.
    «Allerdings», sagte Darian. «Oppenheimer hat Sinn für stilvolles Reisen.»
    «Wow», hauchte Elijah. «Das kann man wohl sagen.»
    Zu viert standen sie da und sahen sich an, wie das Flugzeug zwanzig Meter entfernt zum Stehen kam. Surrend öffnete sich die Tür. Ein kurzes Zischen war zu hören, als der Luftdruck in der Kabine ausgeglichen wurde.
    «Seid ihr bereit?», fragte Darian.
    Winter und Elijah sahen sich an, dann grinsten beide breit. Ohne ein weiteres Wort sprinteten sie zum Flugzeug.
    «Halt!», rief Laszlo. «Das Gepäck!»
    Die Kinder bremsten ab und kamen zurückgetrabt. Laszlo lud die Taschen aus dem Auto, reichte Winter und Elijah je eine und hievte die anderen auf seine Schultern, was Elijah die Peinlichkeit ersparte, zweimal gehen zu müssen. Laszlo spürte Elijahs Erleichterung, und zwar als Geruch von Kreide, und der Junge nickte ihm dankbar zu.
    Gemeinsam näherten sie sich der Maschine, während der Pilot eine kleine Treppe herunterließ.
    «Ich denke, hier heißt es vorerst Abschied nehmen», sagte Darian.
    «Du kommst nicht mit?», fragte Laszlo. «Aber ich dachte …»
    Darian schüttelte den Kopf. «Ich hab im Labor zu tun.» Sie lächelte. «Guck nicht so traurig. Du bist doch nur eine Woche weg. Sieh zu, dass sich die Kinder gut einleben.»
    «Du hast recht», sagte Laszlo, obwohl er seine Enttäuschung nicht verbergen konnte. Er war auf sie angewiesen, sodass ihm schon eine Woche wie eine Ewigkeit vorkam.
    Darian beugte sich vor, gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und flüsterte: «Du wirst mir fehlen.»
    «Du mir auch.»
    «Mr. Kuehl!», rief Winter dazwischen. «Können wir einsteigen?»
    Laszlo sah Darian an, und sie nickte den Kindern zu. Winter vergeudete keine Zeit. Sie stieg schon die Treppe hinauf. Eilig folgte Elijah ihr. Laszlo küsste Darian ein letztes Mal – diesmal auf den Mund – und ging zum Flugzeug.
    Im Gegensatz zu draußen, wo ein kühler Wind wehte, war es in der Kabine heiß und stickig. Augenblicklich bekam Laszlo Platzangst. Er stellte die Taschen ab und knöpfte den Kragen auf, aber ihm wurde übel. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und versuchte, tief durchzuatmen, keuchte stattdessen aber nur heftig.
    «Mr. Kuehl», sagte Elijah und starrte seinen Lehrer an. «Alles okay?»
    Laszlo nickte, aber schon bei der leisesten Bewegung dachte er, er müsste sich übergeben. Er versuchte, sich zu entspannen. Er hatte das Gefühl, dass sich um ihn herum Mauern aufbauten, die immer enger zusammenrückten. Er legte Elijah seine verschwitzte Hand auf die Schulter.
    «Verzeihen Sie, Mr. Cohen», presste Laszlo hervor, «aber ich muss hier raus.»
    Laszlo fuhr herum und stürmte aus der Kabine. Auf der Treppe kam er ins Stolpern und wäre fast gestürzt, hätte Darian ihn nicht beim Arm

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