Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
München und bloggt seit Anfang 2011 auf http://claudigoesvegan.blogspot.de/ .
Der Challenger
F rüher, als ich noch fett war, habe ich immer sehr viel am Computer gespielt. Online-Strategie-Spiele wie Starcraft und all so was. Das fand ich gut. Man hat ein Ziel, aber weiß anfangs nicht, wie man es erreichen soll. Also muss man sich etwas überlegen. Dann strengst du dich an und am Ende hast du alle besiegt. Ich glaube, ich habe immer noch die Psyche eines Zockers. Mit den Computerspielen habe ich zwar längst aufgehört, aber hohe Ziele stecke ich mir immer noch gerne. Am liebsten solche, bei denen alle sagen: Der spinnt.
Dass ich heute Veganer bin, hat sehr viel mit meinem Vater zu tun. Ich war 19 Jahre, als er starb, und sein Tod kam sehr überraschend. Ich war mit meinen Eltern und meinem Bruder im Skiurlaub in der Schweiz. An dem Tag hatte es sehr stark geschneit. Ich bin hochgefahren, aber alle weiteren Lifte waren gesperrt. Also hab ich mich an die Talfahrt gemacht. Unten an der Liftstation habe ich die Skier abgeschnallt und wollte zu meiner Familie gehen. Ich sehe es immer noch vor mir: Ich ging durch eine Art Tunnel auf die Liftstation zu und schon im Tunnel hatte ich ein ganz komisches Gefühl. Als ich um die Ecke bog, sah ich zuerst meine Mutter, die sehr verzweifelt wirkte. Da wusste ich sofort: Es ist irgendetwas passiert. Als Nächstes sah ich meinen Bruder und meinen Vater, wie er dalag. Er hatte einen Herzinfarkt erlitten und war einfach so umgefallen. Mit 62 Jahren! Dieses Erlebnis hat mich sehr geprägt.
Mein Vater hatte immer einen sehr hohen Cholesterinspiegel gehabt und das hat maßgeblich zu seinem Tod beigetragen. Deshalb habe ich nach diesem Schicksalsschlag begonnen, mich mit Ernährung zu beschäftigen. Ich habe über meine eigene Zukunft nachgedacht und mich gefragt: »Willst du, dass dir das auch passiert?« Auch ich hatte damals einen erhöhten Cholesterinspiegel und war übergewichtig. »Willst du auch eines Tages einfach so umfallen?«, dachte ich.
Etwa zur selben Zeit habe ich einen alten Freund wiedergetroffen, den ich noch aus meiner Jugend kannte. Ich bin in Berlin aufgewachsen und die Typen, mit denen ich damals abhing, waren ziemlich rough: Jungs mit breiten Schultern und Bomberjacke, die in der Muckibude abhingen und Scheiße bauten. Als ich Ahmet nach vielen Jahren wiedertraf, hatte er sich verändert. Er war Vegetarier geworden, und als wir im Auto in die Stadt fuhren, um einen Film anzuschauen, hat er mir davon erzählt. Nicht belehrend und von oben herab, sondern als wäre es das Normalste auf der Welt. Wir sprachen über Tierschutz und darüber, wie schwer es uns fallen würde, ein Lebewesen mit den eigenen Händen zu töten. Er fragte mich: »Könntest du für deinen Fleischkonsum einem Rind eigenhändig die Kehle durchschneiden?« Meine ehrliche Antwort war »Nein«. Ich bin keine Mimose, aber das ganze Blut und so? Das würde ich nicht schaffen. Nach dieser Autofahrt fühlte ich mich, als sei ich aus einem langen Winterschlaf erwacht.
Ich muss immer an die Szene aus dem Film Matrix denken, als Morpheus Neo die rote und die blaue Pille anbietet: »Wahrscheinlich fühlst du dich wie Alice im Wunderland, als sie in den Kaninchenbau fiel«, sagt Morpheus da zu Neo. »Ich will dir sagen, warum du hier bist. Du bist hier, weil du etwas weißt. Du kannst es nicht erklären, aber du fühlst es. Du hast es dein ganzes Leben gespürt, dass mit der Welt etwas nicht stimmt. Du weißt nicht, was es ist, aber das Gefühl ist da, wie ein Splitter in deinem Kopf, der dich verrückt macht. Nimm die blaue Pille und alles ist vorbei. Du wachst auf und glaubst, was du glauben willst. Nimmst du die rote Pille, bleibst du im Wunderland und ich führe dich in die Tiefen des Kaninchenbaus.« Wie Neo im Film habe ich mich damals für die rote Pille entschieden. Als wir ausstiegen, sagte ich zu Ahmet: »Hey Bro, ich mache das jetzt auch. Ich werde Vegetarier.« Das war im Jahr 2000. Erst am nächsten Morgen, als ich noch mal darüber nachdachte, wurde mir bewusst, was ich da eigentlich gesagt hatte. Kein Brathähnchen mehr, kein Döner, kein McDonald’s!
Ich war so aufgewachsen wie die meisten Kinder in Deutschland. Ich habe mich gefreut, wenn meine Mutter Spaghetti bolognese gekocht hat oder Chicken Wings mit Pommes. Wenn meine Klassenkameraden in der Schule ihren Geburtstag bei McDonald’s feierten und danach erzählten, wie sie ihre eigenen Burger machen durften und so viel
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