Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
zu kurz kommt, sind die Hintergründe der Massentierhaltung, der positive Effekt, den der Veganismus für den Umweltschutz hat, und die medizinischen Vorteile. In der Medienberichterstattung geht es fast immer nur ums Essen. Dass tierische Inhaltsstoffe auch in vielen anderen Produkten enthalten sind, erfährt man dort nicht. Solche Infos findet man nur im Netz. Ohne dass ich das beweisen kann, glaube ich, dass dahinter eine große Interessengemeinschaft steckt, nämlich die Agrarlobby. Werbung in der Art von »Die Milch macht’s«, »Fleisch aus deutschen Landen« und »So wertvoll wie ein kleines Steak« kommt ja nicht von ungefähr. Auch die Angst vieler Menschen, man könnte als Veganer einen Mangel an Protein erleiden, wird meines Erachtens bewusst geschürt. Das beginnt schon bei der Mehrwertsteuer: Warum muss ich auf meine Pflanzendrinks auf Soja-, Reis- oder Haferbasis, die nicht »Milch« heißen dürfen, 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen, während Kuhmilch nur mit sieben Prozent besteuert wird?
Laut der Veganen Gesellschaft Deutschland e. V. gibt es 800 000 Veganer (2013) in Deutschland, Tendenz steigend. Trotzdem werden wir in den Medien nach wie vor oft wie Außerirdische behandelt. Das finde ich schade, denn eigentlich sind wir schon ziemlich viele.
Meine vegane Reise, die nun schon mehr als zweieinhalb Jahre andauert, war von Anfang an ein großes Abenteuer für mich. Ich war wahnsinnig neugierig – und bin es heute noch – und habe zunächst alles ausprobiert, was ich auf dem Markt gefunden habe. Lustigerweise hatte ich gedacht, wenn ich vegan werde, nehme ich ab. Aber dann habe ich ziemlich schnell entdeckt, dass es auch vegane Schokolade und vegane Kekse, vegane Kuchen, veganen Kaiserschmarrn und vegane Apfelkücherl gibt. Ich glaube, ich habe zu Beginn einfach alles gefuttert, was der Handel hergab, sogar vegane Marshmallows, obwohl ich die in der nicht veganen Version nie besonders lecker fand. Von Verzicht kann also wirklich nicht die Rede sein.
Im November 2012 war ich zum ersten Mal als Veganerin in Berlin und Patrick Bolk, der den Blog »Deutschland is(s)t vegan« betreibt, auf dem ich zusammen mit neun anderen Bloggern regelmäßig schreibe, führte mich durch die Stadt. Wir waren viermal täglich auswärts essen: zum Frühstück, zu Mittag, zu Kaffee und Kuchen und zum Abendessen – jedes Mal in einem anderen Restaurant oder Café. Ich habe wohl in meinem ganzen Leben noch nie so viel gegessen, aber ich habe es sehr genossen. Ich schaue mir einfach gerne an, wie verschiedene Köche und Restaurants veganes Essen interpretieren, und will wissen, wie es wo schmeckt. So erfahre ich auch immer viel Neues, über das ich auf meinem Blog berichten kann. Das Gute ist, dass immer wieder neue Produkte auf den Markt kommen. Denn je mehr Veganer es gibt, desto stärker steigt auch die Nachfrage, und mit wachsender Nachfrage wird das Sortiment an veganen Nahrungsmitteln immer umfangreicher.
Mittlerweile nimmt das Thema Veganismus sehr viel Raum in meinem Leben ein, auch wenn ich das anfangs gar nicht erwartet hätte. Das kam ganz von selbst. Ich bin ein kommunikativer Mensch, und wenn ich die Arbeit von jemand anderem spannend finde, schreibe ich demjenigen eine Mail oder verschicke eine Freundschaftsanfrage auf Facebook. So habe ich mittlerweile eine Menge vegane Köche, Aktivisten und Blogger kennengelernt. Die meisten sind sehr offen und tauschen sich gerne aus.
Auch in den Medien war ich nun schon häufiger. Los ging es mit einem Interview bei einem lokalen Radiosender in München. Die Reporterin hatte einen Selbstversuch gemacht und einen veganen Monat eingelegt, also habe ich ihr geschrieben und meine Hilfe angeboten. Ihre Antwort war: »Mensch, Claudi, komm doch mal ins Studio.« Und dann saß ich da, selbst gerade mal zwei Monate vegan, total nervös und mit roten Wangen. Ich hatte mir sogar einen Spickzettel geschrieben, auf dem die wichtigsten Fakten standen. Zum Glück wurde das Interview nicht live gesendet. Das hat die Sache sehr viel leichter gemacht. Danach kam das Fernsehen auf mich zu. Die Redakteurin hatte zur Vorbereitung auf die Sendung gegoogelt und war auf meinen Blog gestoßen. »Nie wieder Fleisch« hieß der provokative Titel der Doku, in der ich zusammen mit meinem damaligen Freund, der Fleisch aß, gegrillt habe. Außer mir kamen noch ein konventioneller Koch, ein Ernährungswissenschaftler und ein Bioschweinehalter zu Wort. Auch zwei Münchner Lokalzeitungen habe
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