Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
Softeis bekamen, wie sie wollten, war ich neidisch. Später hing ich mit meinen Kumpels nach der Schule bei Burger King ab. Das war für uns leckeres Essen. Wir haben uns nie Gedanken darüber gemacht, ob das gut für uns ist. Es war die Zeit von Knight Rider und dem A-Team . Alles, was aus Amerika kam, fanden wir cool.
Meine ersten Kocherfahrungen machte ich mit Tütensuppen, Maggi fix für Bolognese und Schlemmerfisch à la Bordelaise. Vegetarier zu sein wäre für mich früher undenkbar gewesen. Eine meiner ersten Freundinnen war Vegetarierin. Ich kann mich noch an eine Situation erinnern, als wir alle zusammen bei Tisch saßen. Wir haben Putenkeule gegessen und sie kam mit einem Möhreneintopf an. Ich dachte nur: »Meine Güte, ey! Zum Glück bin ich kein Vegetarier!« Deshalb ging mir am nächsten Morgen nach dem Gespräch mit Ahmet durch den Kopf: »Alter, jetzt hast du was zugesagt, was du vielleicht gar nicht einhalten kannst.« Aber dann hab ich mich noch mal mit ihm getroffen und wir haben zusammen gekocht. Mit der Zeit habe ich dann gemerkt, dass es gar nicht so schwierig ist, Vegetarier zu sein.
Nach ein paar Wochen war mir das Vegetarier-Dasein nicht mehr genug. Ich hatte nächtelang über Käfig- und Milchkuhhaltung recherchiert. Was ich las, bestärkte mich, einen Schritt weiter zu gehen. Nach einem Bluttest beim Arzt hatte ich außerdem erfahren, dass sich mein Cholesterinspiegel wegen der vielen Milchprodukte, die ich als Vegetarier zu mir genommen hatte, weiter erhöht hatte. Also zögerte ich nicht lange, denn ich wollte nicht so enden wie mein Vater, und strich alle tierischen Produkte von meinem Speiseplan. Das Ergebnis war erstaunlich. Früher war ich ein richtiger Fettklops. Aber durch die vegane Ernährung und den Sport, den ich machte, habe ich im ersten Jahr 20 Kilo und später durch meine Fitnessaktivitäten noch einmal 15 Kilo abgespeckt, insgesamt also 35 Kilo! Auch meine Akne ging weg. Aber das Wichtigste war, mein Cholesterinspiegel war plötzlich normal und ich hatte ein besseres Gewissen gegenüber den Tieren. Ein wirklicher Trost für den Verlust eines geliebten Menschen war das natürlich nicht. Aber heute weiß ich: Für meinen Vater hätte die vegane Ernährung die Rettung sein können!
Das Schräge ist: Wir haben uns früher nicht besonders schlecht ernährt. Ganz normal könnte man sagen. Aber was in unserer Gesellschaft als normal gilt, ist de facto ziemlich ungesund. Fast jeden Tag Fleisch zu essen ist normal. Ordentlich Sahne auf dem Kuchen, das ist normal. Sonntags das Frühstücksei ... Normal ist auch, dass die meisten Menschen in Deutschland an ernährungsbedingten Krankheiten sterben, so wie mein Vater. Auch die Massentierhaltung ist normal. Dass 50 Millionen männliche Küken im Jahr mit Giftgas getötet oder geschreddert werden, weil sie keine Eier legen, ist normal. Dass täglich eine Milliarde Menschen auf der Welt hungern, während wir uns vollstopfen, das ist normal. Und genauso normal ist es, dass jeden Morgen Menschen aufstehen und ins Labor fahren, um Tiere zu verstümmeln und zu verätzen, damit wir irgendwelche Medikamente und Duschgels besser vertragen. Wir machen uns einfach keine Gedanken darüber. Wir leben wie in einer Matrix, einer simulierten Welt. Ständig haben wir so viel im Kopf: die Schule, die Uni, den Job, all den Mist, mit dem uns die Medien zumüllen. Wir haben gar keine Zeit, uns Gedanken darüber zu machen, ob uns das Leben, das wir führen, überhaupt gefällt. Erst wenn man die Matrix verlässt, wird einem bewusst, wie krank das alles ist. Und wenn man einmal draußen ist, kann man nicht mehr zurück.
Viele Menschen sagen, Veganer zu sein sei extrem. Aber eigentlich ist es genau andersherum. Der Herzinfarkt, der meinen Vater das Leben gekostet hat, war bereits sein dritter. Vorher war er schon einmal operiert worden, die Ärzte pfuschten und er lag danach wochenlang im Koma. Ist es nicht viel extremer, dass man aufgrund seiner Ernährung den Brustkorb aufgeschnitten bekommt und einem die Ärzte am offenen Herzen rumfummeln müssen? In der westlichen Kultur denken wir immer, wir seien so fortschrittlich. Ich glaube aber, dass wir in der Zukunft diese Zeit mit dem dunkelsten Mittelalter vergleichen werden. Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurden Menschen und Tiere systematisch in diesen Größenordnungen ausgebeutet!
Gekocht habe ich eigentlich schon als kleiner Junge gerne. Ich hing ständig in der Küche ab. Aber früher
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