Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)

Wirklichkeit bei konventionellen Kosmetikunternehmen auseinanderklaffen, denn natürlich sind auch diese Firmen an innovativen Inhaltsstoffen interessiert. Allerdings sind sie nicht bereit, dafür mehr Geld auszugeben. Der Profit steht über allem. An diesem Tag beschloss ich, aus der Firma auszusteigen und mit meiner Frau ein eigenes Unternehmen zu gründen.
    Ab 2009 begannen wir also den Markt zu analysieren und unsere Produkte zu entwickeln. 2010 kamen wir dann mit unserer Kosmetiklinie auf den Markt. Seither gibt es benecos in Biomärkten, im Naturkosmetikfachhandel, in ausgewählten Apotheken und Reformhäusern sowie online zu kaufen.
    Nach einiger Zeit bekamen wir immer wieder Anfragen von Konsumenten, die wissen wollten, ob unsere Produkte vegan sind. Erst dadurch wurden wir für das Thema sensibilisiert. Daraufhin haben wir die Zusammensetzungen unserer Produkte untersucht und solche, die ohne tierische Inhaltsstoffe auskommen, als vegan klassifiziert. Mittlerweile kann ich ganz exakt sagen: 48 unserer insgesamt 92 Produkte sind vegan, also etwas mehr als die Hälfte.
    Wenn ein Produkt aus unserem Sortiment nicht vegan ist, liegt es in den meisten Fällen daran, dass wir für die Textur Bienenwachs verwenden. Das ist aus unserer Sicht für manche Produkte immer noch unverzichtbar. Die Geschmeidigkeit, die wir uns für einen Lippenstift wünschen, ist derzeit nur sehr schwer anders herzustellen.
    Auch das klassische brillante Rot, das viele Kundinnen bei einem Lippenstift, aber auch beim Rouge bevorzugen, ist für eine Naturkosmetikfirma wie uns, die nicht auf synthetische Inhaltsstoffe zurückgreifen darf, nicht ohne tierische Inhaltsstoffe machbar. Dieses klassische Rot, aber auch viele andere brillante Farben erreicht man auf natürlichem Weg nur dann, wenn man Karmin zugibt. Und Karmin wird aus Läuseblut hergestellt.
    Wir sagen ganz bewusst: Wenn sich ein Produkt vegan realisieren lässt, ohne dabei die Qualität einzubüßen, die wir erreichen wollen, dann produzieren wir es ohne tierische Inhaltsstoffe und würden dieser Zusammensetzung stets den Vorzug geben. Das war uns zum Beispiel bei unserer Pflegeserie wichtig, die wir erst Ende November 2012 in unser Sortiment aufgenommen haben. Wir wollen aber niemandem etwas vormachen. Wir sind kein ausgesprochen veganes Label, das ausnahmslos vegane Produkte auf den Markt bringt. Derzeit fehlt uns noch die Erfahrung, um vegane Alternativen für jede Form von Kosmetik zu entwickeln.
    Natürlich verzichten wir vollständig auf Tierversuche. Das ist bei Naturkosmetik seit vielen Jahren Standard. Auch in der konventionellen Kosmetikherstellung sind Tierversuche in Deutschland seit 1998 und in der EU seit 2004 verboten. Dennoch kann man nicht ausschließen, dass konventionelle Kosmetikhersteller weiterhin Inhaltsstoffe verwenden, die an Tieren getestet werden. Die kommen dann eben nicht aus der Europäischen Union. Zwar sieht die jüngst beschlossene EU-Kosmetikrichtlinie vor, dass seit 2013 keine in Tierversuchen getesteten Kosmetikprodukte mehr in die EU eingeführt werden dürfen. Ein Verzicht auf das Testen von Endprodukten schließt aber nicht aus, dass einzelne Inhaltsstoffe weiterhin an Tieren getestet werden, zumal die wenigsten Inhaltsstoffe von Kosmetika ausschließlich für die Kosmetikindustrie hergestellt werden. Viele Inhaltsstoffe unterliegen der EU-Chemikalienrichtlinie und sind von diesem Verbot ausgenommen.

     
    Stephan Becker, Jahrgang 1970, ist Wirtschaftsingenieur und Kaufmann. 2006 heuerte er bei einer großen konventionellen Kosmetikfirma als Supply Chain Director an. Weil deren Herangehensweise nicht mehr seiner Philosophie entsprach, stieg er aus und gründete Ende 2008 gemeinsam mit seiner Frau Silke Becker, Jahrgang 1971, das Naturkosmetiklabel benecos in Aschaffenburg.
     

Kosmetik enthält oft Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs
    Die Tierrechtsorganisation PETA listet auf ihrer Internetseite Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs auf, die in Kosmetikprodukten verwendet werden, verweist jedoch darauf, dass einige dieser Stoffe sowohl tierisch als auch pflanzlich und synthetisch hergestellt werden können. Hinzu kommt, dass viele Firmen Begriffe wie »tierisch« oder »animal« vermeiden, um die Kunden nicht abzuschrecken. Eine eindeutige Auskunft kann meist nur der Hersteller selbst geben. Eine Auswahl:
• Allantoin, Alcloxa, Alsioxa: Abbauprodukt der Harnsäure im Stoffwechsel der meisten Säugetiere. Verwendung: Kosmetika, besonders