Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
wirklich Sprachrohr sein und aufzeigen wollen, dass es auch anders geht, müssen wir bei den großen Modeschauen präsent sein. Deshalb haben wir im Frühjahr 2012 zum ersten Mal an der Fashion Week in Berlin teilgenommen. Weil uns die Hektik und der Trubel einer solchen Veranstaltung aber widerstreben, haben wir unsere Show ganz anders gestaltet. Alles war sehr entschleunigt und künstlerisch, mit ruhiger Livemusik und Tänzerinnen. Danach sind sehr viele Menschen zu uns gekommen und haben uns gesagt, wie sehr sie es genossen haben, zu einer Zeit, in der man eigentlich hektisch von einem Event zum nächsten läuft, einen Moment innehalten zu können. Genau in solchen Momenten können wir andere Menschen mit unserer Botschaft erreichen.
Die Fasern, die wir verwenden, sind noch sehr jung und deshalb noch nicht so lange erprobt wie zum Beispiel Baumwolle, aus der schon seit Jahrhunderten Kleidung hergestellt wird. Das mag große Modefirmen davon abhalten, die Verwendung neuer Materialien zu riskieren. Das Hauptargument, warum große Modelabels bei den bewährten Rohstoffen und Produktionsmethoden bleiben, ist aber mit Sicherheit der Preis. Was Baumwolle, Leder, Wolle und synthetische Fasern anbelangt, bestehen wirtschaftliche Strukturen, die oftmals auf ausbeuterischen Verhältnissen für Mensch und Tier beruhen, die sich aber über Jahrzehnte bewährt haben und den Modefirmen und Textilproduzenten große Margen garantieren. Solange die Verbraucher nicht explizit nach anderer Kleidung verlangen, gibt es für konventionelle Firmen keinen Grund, etwas am bestehenden System zu verändern.
Im Vergleich zu echter, ökologisch produzierter Baumwolle bieten die Fasern, die wir für uns erschlossen haben, keinen Preisnachteil. Die Betonung liegt hier auf »echter« Baumwolle, denn auf dem Modemarkt wird derzeit extrem viel »Greenwashing« betrieben. Etwa ein Prozent der weltweiten Baumwollproduktion wird tatsächlich ökologisch gewonnen. Wenn man sich ansieht, wie viel angebliche Ökobaumwolle verkauft wird, dann wird deutlich, dass da etwas nicht stimmen kann. Auf Stoffmessen ist ein entsprechendes Label, das ein Kleidungsstück als ökologisch produziert und fair gehandelt ausweist, vor allem von asiatischen Produzenten sehr leicht zu bekommen. Man darf es nur nicht nachprüfen wollen.
Trotzdem ist absehbar, dass Nachhaltigkeit auch in der Modebranche immer wichtiger wird. Wir gehen davon aus, dass große Modefirmen angesichts der unmenschlichen Arbeitsbedingungen in Drittweltländern wie Pakistan oder Bangladesch, aber auch aufgrund der stetig wachsenden Umweltproblematik und Ressourcenknappheit in den kommenden Jahren ein massives Glaubwürdigkeitsproblem bekommen werden. Wir werden es uns auf Dauer nicht leisten können, Weideflächen, die auch für die Mode- und Fellindustrie genutzt werden, so stark zu verseuchen, dass sie anschließend nicht mehr genutzt werden können.
Echte Nachhaltigkeit muss die gesamte Wertschöpfungskette kennzeichnen: Die Rohmaterialien müssen umweltfreundlich hergestellt und verarbeitet sein, die Transportwege müssen reduziert werden, die Textilien müssen unter fairen Arbeitsbedingungen produziert werden und die Unternehmensstrukturen dürfen auch in Deutschland nicht auf ausbeuterischen Arbeitsbedingungen im Niedriglohnsektor basieren. Nachhaltigkeit bedeutet, ein Produkt mit Substanz zu schaffen, das sich entwickeln kann. Darüber hinaus muss es am Ende seines Lebensweges biologisch abbaubar sein. Es ist ein Kreislaufprinzip, in dem wir denken müssen.
Wir verlangen nicht von unseren Kunden, vegan zu werden. Das ist nicht der Weg der Zukunft. Wir wollen vielmehr auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen. Im Gegenzug wollen wir erreichen, dass sich die Menschen mehr mit dem auseinandersetzen, was sie konsumieren. Es geht darum, dass ein jeder mit Achtsamkeit durchs Leben geht und versucht, einen Beitrag zu leisten. Nur so können wir langfristig auf der Welt bestehen.
Sandra Umann ist Fotografin. Anja Umann studierte Modedesign und arbeitete für Strenesse, Wunderkind und den japanischen Modedesigner Yohji Yamamoto in Paris und Tokio. Gemeinsam betreiben die Zwillingsschwestern, Jahrgang 1978, in Berlin das vegane High-Fashion-Modelabel »Umasan«.
Veganes aus der Tube
D ass einige unserer Kosmetikprodukte vegan sind, war anfangs Zufall. Als meine Frau und ich 2008 mit der Planung für das Unternehmen benecos begannen, wollten wir in erster Linie eine zertifizierte
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