Go vegan!: Warum wir ohne tierische Produkte glücklicher und besser leben (German Edition)
Welthungerproblematik verschärft. All diese Gründe haben auch mich vor Jahren überzeugt. Deshalb bekommt selbst Vier, die Hundedame, die mich nun schon seit 12 Jahren begleitet, veganes Futter. Auch die Herstellung von Tiernahrung ist längst kein Nebenzweig der Fleischproduktion mehr, sondern eine milliardenschwere Industrie.
All das ist aber meine Sache. Ich will deshalb nicht ständig mit irgendjemandem diskutieren. Ich bin kein politischer Typ, der all diese Überzeugungen rausposaunen muss. Ich muss auch nicht ständig darüber schwadronieren, dass vegane Ernährung schlank und gesund macht, wie es manche tun. Darum geht es mir nicht. Natürlich isst man als Veganer tendenziell besser, weil man sich Gedanken über seine Ernährung macht und einfach mehr Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte zu sich nimmt. Aber vegane Ernährung muss nicht zwangsläufig gesund sein. Im Gegenteil: Ich trinke Alkohol, ich rauche und ich esse gerne Chips. Das ist alles vegan. Dass Veganismus jetzt auch als Diät verkauft wird, finde ich befremdlich.
Die stärkste Waffe, die Veganer besitzen, ist ihre Marktmacht. Allein mit der Entscheidung, was wir täglich kaufen und konsumieren, führen wir eine Veränderung herbei. Das ganze Theater drum herum braucht man dazu nicht. Erst neulich habe ich auf Facebook von einem Beispiel gelesen, das meine Theorie bestätigt. In meinem Viertel gab es bis vor Kurzem einen Metzger der ganz üblen Sorte. Dort konnte man für extrem wenig Geld ziemlich viel Fleisch einkaufen. Schweinebauch für einen Euro und dergleichen. Der Geruch, der aus diesem Laden auf die Straße drang, war entsprechend widerlich. Jetzt musste dieser Metzger schließen. Daraufhin hat jemand wütend gepostet: »Schon klar, dass der Metzger für die ganzen Bioveganer im Viertel eine Zumutung war.« Ich dachte nur: »Wie krass! Mittlerweile sind wir Veganer so Mainstream, dass es uns gelingt, einen Metzger zu vertreiben!« Ich weiß natürlich nicht, ob das tatsächlich der Grund war, aber die Vorstellung gefällt mir.
Immer mehr Menschen denken heute darüber nach, was sie essen, und stellen sich die sehr berechtigte Frage, wo ihr Fleisch herkommt. Wo sind diese ganzen Tierfabriken und was passiert dort? Fleisch ist mittlerweile zu einem der billigsten Nahrungsmittel geworden. Im Discounter bekommt man ein Suppenhuhn für 98 Cent. Ein ganzes Tier! Ist das nicht wahnsinnig traurig? Ein ganzes Lebewesen ist nicht mal einen Euro wert. Es muss doch auch mal ein bisschen Futter bekommen haben. Und sicherlich hat es auch Strom, Wasser und Sprit verbraucht. Dass da was nicht stimmen kann, fällt immer mehr Menschen auf.
Das Bewusstsein und die gesellschaftlichen Normen verändern sich und das ist gut so. Gleichzeitig nimmt der gesellschaftliche Druck, der sich allmählich aufbaut, bisweilen groteske Züge an. Ich kann mittlerweile nicht mehr zählen, wie oft ich schon die Sätze gehört habe: »Ich esse auch nicht mehr so viel Fleisch« oder »Ich kaufe mein Fleisch nur beim Biometzger«. Ständig sagen das Menschen zu mir. Dabei habe ich fast nie danach gefragt. Das ist interessant. Offenbar lösen Veganer mittlerweile bei vielen Fleischessern so eine Art Reflex aus. Sie wissen, dass Fleischkonsum moralisch verwerflich ist. Weil sie trotzdem gemocht werden wollen oder befürchten, dass man ihnen Vorhaltungen machen könnte, sagen sie dann so etwas. Dabei ist das in den meisten Fällen Quatsch. Es mag sein, dass die Menschen tendenziell weniger Fleisch essen als früher. Zumindest in den gebildeteren Schichten. Aber die allerwenigsten Fleischesser kaufen ihr Fleisch ausschließlich vom Biobauern. Das mag vielleicht zutreffen, wenn sie sich mal ein richtig gutes Steak gönnen. Dafür geben sie dann gerne viel Geld aus. Was die meisten Fleischesser aber nicht auf dem Schirm haben, ist das verarbeitete Fleisch. In der Kantine zum Beispiel, im Restaurant oder beim Fast-Food-Imbiss zwischendurch. Ich kenne keinen Fleischesser, der nachfragen würde, aus welchem Stall das Tier kommt, das er da auf seinem Teller hat, wie es behandelt wurde und wie es zu Tode gekommen ist. Trotzdem habe ich diese Sätze schon extrem oft gehört.
Sandra Forster, Jahrgang 1974, betrieb ein Tattoo- und Piercingstudio, bevor sie ihre erste Bar in München eröffnete. Seither hat sie schon einige Restaurants und Clubs besessen, darunter das »Zerwirk«, Deutschlands erstes veganes Restaurant. Heute betreibt sie das Restaurant »Roecklplatz« – ein
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