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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rau Sandy und Gina
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Entscheidung treffen. Für Sekundenbruchteile trafen meine Augen die von Sandy, dann folgte ich Liz. Ich wusste, dass meine Schwester nicht stehen bleiben würde. Ich hatte Angst wie noch nie zuvor in meinem Leben, doch ich ging mit langsamen, aber festen Schritten durch dieses Spalier muskelbepackter, achselshirttragender Latinos, bis ich Liz an der Theke erreichte und spürte, wie Sandy neben mich trat.
    Auf den Barhockern saßen überwiegend junge Frauen in Trägertops. Sie rückten widerwillig beiseite, damit wir Platz fanden. Als ich mit wild hämmerndem Herzen auf einen der Hocker gerutscht war und mich vorsichtig umsah, registrierte ich verblüfft, wie sich einer nach dem anderen der uns fixierenden Typen aus seiner Starre löste und den Tanzrhythmus wieder aufnahm. Sekunden später deutete nichts mehr auf die Bedrohung hin. Aber sie war noch da. Ich spürte es deutlich.
    Trotz des Dämmerlichts konnte ich sehen, dass Sandy und Liz kalkweiß geworden waren. Meines sah sicher nicht anders aus. Ich blickte hilflos zu Liz hinüber. Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Die feindselige Stimmung schnürte mir die Luft ab. Liz machte eine beruhigende Geste und formte mit den Lippen einen Satz: »Wir müssen da durch!«
    Dann wandte sie sich dem Barkeeper zu. Verblüfft sah ich ihr zu, wie sie bestellte und der schmächtige Typ sich tatsächlich daranmachte, etwas zu mixen. Langsam atmete ich aus, als ich merkte, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Ohne unsere Freundin wären Sandy und ich hier verloren gewesen.
    Was auch immer Liz bestellt hatte, als der Barkeeper es vor uns hinstellte, wehte eine Alkoholfahne herüber, die mich schon beim Einatmen betrunken machte. Liz hob ihr Glas und bedeutete uns zu trinken. Was dann meine Kehle hinunterlief, war Rum mit Rum auf Rum. Mir schossen die Tränen in die Augen, und ich versuchte krampfhaft, nicht zu husten. Ich spürte die Blicke der an der Bar herumlungernden Typen und schaffte es tatsächlich, cool zu bleiben. Sandy beherrschte sich weit besser, trank beinahe die Hälfte des Gesöffs aus und machte es dann Liz nach, die sich umdrehte, die Ellenbogen auf die Theke stützte und scheinbar entspannt das Geschehen auf der Tanzfläche beobachtete.
    Wir zwangen uns, eine Viertelstunde durchzuhalten. Das Interesse an uns schien nachzulassen, aber dann eskalierte die Situation urplötzlich.
    Ein angeberischer Typ baute sich vor Sandy auf und grinste sie anzüglich an. Goldkettchen baumelten an seinen Handgelenken, und vor der Brust trug er ein Amulett mit einer Art Dämon. Sein Körpergeruch kam bis zu mir herüber und war unerträglich. Sandy schüttelte angewidert den Kopf, als der Kerl sie offensichtlich zum Tanzen aufforderte. Statt von Sandy abzulassen, packte er ihren Oberarm und versuchte, sie mit sich zu ziehen. Ich wusste, dass es gefährlich wurde, aber nie im Leben hätte ich meine Schwester im Stich gelassen. Und Liz tat das auch nicht. Beinahe gleichzeitig rutschten wir vom Hocker. Doch ehe wir handeln konnten, tat das jemand anders für uns. Wie aus dem Nichts erschienen zwei Hünen rechts und links neben dem Kerl. Ehe der auch nur reagieren konnte, ergriffen sie seine Arme und drehten sie auf den Rücken. Das bösartige Grinsen erstarb dem Halbstarken auf den Lippen. Mit fratzenhaft verzerrtem Gesicht und unter lautstarkem Fluchen, das selbst das Technogewummer übertönte, wurde er abgeführt.
    Das war gerade noch einmal gut gegangen. Doch ehe ich entspannen konnte, baute sich ein weiterer Muskelprotz vor mir auf und brüllte mir ins Ohr: »Ihr seid hier unerwünscht! Das ist ein Platz nur für Puertoricaner! Ihr habt hier nichts verloren, verstanden? Ihr zahlt jetzt eure Drinks und dann verschwindet ihr!«
    Ich bekam kein Wort heraus, sondern nickte nur. Er hätte mich nicht bitten müssen, ich wollte sowieso hier raus. Und zwar sofort. Ich fragte den Barkeeper, was es kosten sollte, und bezahlte einen viel zu hohen Preis. Sandy und Liz standen angespannt neben mir und beobachteten nervös die Menge. Unsere Suche nach dem Ausgang war ein Spießrutenlauf. Diesmal bildeten die Latinos kein Spalier, sondern versperrten uns den Weg. Immer wieder rempelten sie uns an und taten dabei so, als würde es beim Tanzen passieren. Aber ich sah an ihren Augen, dass es Absicht war.
    Irgendwie schafften wir es bis zum Ausgang. Als ich die schwere Stahltür aufdrückte, lief mir der Schweiß in Strömen am Körper hinunter.
    »Nicht stehen bleiben!«,

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