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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rau Sandy und Gina
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zischte Liz mir ins Ohr. »Einfach weitergehen!«
    Alles in mir schrie: Renn los! , aber ich kämpfte dagegen an und folgte Sandy und Liz in bemüht normalem Schritt. Mit allen Sinnen lauschte ich nach hinten, ob uns jemand folgte, aber abgesehen von einigen anzüglichen Rufen blieben wir unbehelligt.
    Nachdem ein Block zwischen uns und diesem Bunker lag, entspannten wir uns etwas.
    »Angelina dreh ich den Hals um!«, fluchte Liz. »Nie wieder frag ich sie, wo man hingehen kann!«
    Sandy stand noch unter Schock. »Der war so eklig!«, stieß sie hervor und rieb die Stelle, an der sie der Kerl angefasst hatte.
    »Das war knapp«, murmelte ich. »Sag mal, Liz, ist diese Angelina Puerto Ricanerin?«
    Liz schüttelte grimmig den Kopf. »Nein, aber ihr Halbbruder hat eine puerto-ricanische Mutter. Oh Mann, tut mir bloß einen Gefallen! Erzählt meinen Eltern auf gar keinen Fall, was passiert ist. Ich hab die Verantwortung für euch. Ich hätte euch nie mit hierhernehmen dürfen.«
    Sandy warf einen kurzen Blick zurück, aber es war niemand zu sehen. »Du kannst doch nichts dafür. Wenn George fragt, sage ich einfach, die Disco war doof.«
    Wir mussten lachen, und das löste die Anspannung ein wenig. Doch es brauchte noch drei weitere Blocks, ehe wir uns einigermaßen beruhigt hatten. Aber es sollte nicht lange dauern, bis wir der nächsten gefährlichen Situation gegenüberstanden.
    Wir hatten etwa die Hälfte des Weges zum Central Park zurückgelegt, als wir einen Parkplatz passierten, der mir schon auf dem Hinweg aufgefallen war. Es war keine große Fläche, die von der Bebauung verschont worden war, sondern nicht mehr als die Grundfläche eines großen Hauses. Mehr als zwanzig Stellplätze, sogenannte lots , fasste der Platz nicht. Als wir vorhin vorbeigelaufen waren, war mir das Schild aufgefallen, das die Höhe der Parkgebühren anzeigte. Acht Dollar für eine Viertelstunde! Wer um alles in der Welt parkte für solch einen Preis?
    Und das in dieser Gegend hier. Vorhin jedoch waren tatsächlich alle Parkplätze belegt gewesen. Als wir jetzt an der Stelle vorbeikamen, hatte sich das geändert.
    Nur ein einziges Fahrzeug stand auf dem Grundstück. Doch was für eins! Ein riesiger Cadillac. Ein Cabrio in Pink! Ich würde nicht drauf wetten, aber dieses Auto sah genauso aus wie der Schlitten von Elvis Presley. Es war aber nicht Elvis, der hinterm Steuer saß. Drei Schwarze saßen in dieser Barbiekutsche, und ein Vierter lehnte am Heck. Der am Steuer ließ die Lautstärke eines Rapsongs im Takt hoch und runter fahren und wiegte dabei seinen Kopf hin und her. Er hatte die Figur eines Sumoringers der höchsten Gewichtsklasse. Die übrigen drei waren zwar nicht so fett, aber ebenfalls mächtige Kerle. Sie grölten den Text des Songs mit, dass ich eine Gänsehaut bekam.
    Es war eine unwirkliche Situation. Wie eine Szene aus einem Film, die man sich vielleicht ausdenken, die aber niemals real sein konnte. Ich bemühte mich, möglichst unbeteiligt vorbeizuschlendern, aber ich konnte meine Augen nicht von diesem Anblick lösen. Unsere Diskussion über das gerade überstandene Erlebnis in der Disco war verstummt, weil wir den Typen nicht auffallen wollten. Aber es nützte nichts. Wir waren drei junge und nicht unbedingt unansehnliche Mädchen. Und wir waren nicht zu übersehen.
    »Hey, you beauties! Like some carjumping?« Das kam von dem Muhammad-Ali-Typen am Heck.
    »No, thanks« , krächzte Liz mit mir fremder Stimme.
    »Oh, come on! We don’t bite!«
    Mit einer für seine Statur erstaunlichen Leichtigkeit löste sich der Typ von seinem Wagen und kam mit breitem Grinsen auf uns zu. Ich glaube, wir alle drei kämpften mit dem Impuls, loszurennen. Aber hatten wir eine Chance gegen diesen Athleten? Als würde mich eine Lähmung erfassen, verlangsamte ich meinen Schritt, und Sandy und Liz machten es mir notgedrungen nach.
    Als der Mann dann vor uns stand, wusste ich, dass er uns nichts tun würde. Trotz der dunklen Umgebung konnte ich in seinem Gesicht lesen. Das Grinsen war einem Lächeln gewichen. Die Augen blitzten schelmisch und betrachteten uns freundlich-abschätzend. Sein T-Shirt spannte sich über seiner Brust und den Oberarmmuskeln. Doch trotz der vielen Ketten und seines Machooutfits stand da ein Kerl, der mir keine Angst einflößte. Er wirkte mehr wie ein großer gutmütiger Bär.
    » Hey, girls , ihr braucht keine Angst vor uns zu haben. Wir probieren nur unseren neuen Song aus.« Er machte eine Geste über den

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