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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rau Sandy und Gina
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umschrieb sie, und was wir dann immer noch nicht verstanden, errieten wir irgendwie. Und wenn das auch nicht half, versuchten wir es mit Zeichensprache. Wir verstanden uns mit Liz so gut, dass wir drei gackernden Mädchen im Starbucks schon auffielen. Aber Gott sei Dank belächelte man uns nur und schmiss uns nicht raus.
    Dann wurde es Zeit.
    »Los, Mädels!«, rief Liz fröhlich. »Die Disco wartet!«
    Wir liefen etwa eine Viertelstunde, ehe Liz in eine Stichstraße einbog, die hinunter zu den Piers am Hudson führte. Irgendwie fand ich die Gegend, durch die unsere Freundin uns jetzt lotste, nicht sonderlich vertrauenerweckend. Kaum ein Fußgänger war mehr zu sehen, und es gab auch wenig Durchgangsverkehr. Etwas, das mir in Manhattan schlichtweg unmöglich schien. Und wenn einmal ein Auto vorbeikam, war es jedes Mal eine Schrottkarre, die unter den Bässen irgendeines Rapsongs derart dröhnte, dass man Angst bekam, sie könnte jeden Augenblick zerbröseln. Wer in diesen Kisten saß, konnte man nicht erkennen, da die Scheiben ausnahmslos getönt waren.
    Mit mulmigem Gefühl ging ich neben Sandy und Liz her. Bloß keine Angst zeigen. Aber das Gefühl stellte sich ein. Ich konnte gar nichts dagegen machen. Und Sandy, ja, selbst Liz erging es ebenso.
    »Ich weiß nicht, was Angelina mir da empfohlen hat«, murmelte sie. »Wahrscheinlich ist das wieder so eine abgedrehte Location von ihr. Irgendeine umgebaute Lagerhalle, die für zwei, drei Jahre in ist und dann wieder dichtmacht.«
    »Kennst du nichts anderes?«, fragte Sandy halblaut. »Bei euch in Newark?«
    »Schon, aber bis wir da sind, ist es bald Mitternacht, und länger als bis eins wegzubleiben, hat mein Vater nicht erlaubt. Schließlich seid ihr erst siebzehn. Das lohnt sich eh nicht mehr. Außerdem holt uns Justin um zwölf am Times Square ab. Wenn ich ihn jetzt schon anrufe und von seiner Party weghole, bringt er mich um.«
    Liz warf einen Blick auf die Hausnummern. »Es kann nicht mehr weit sein, höchstens noch ein Block.«
    In dem Moment, als sie das sagte, fiel mir ein Stück weiter die Straße hinunter ein hässliches Gebäude auf, vor dem eine Traube junger Leute herumlungerte. »Da ist es!«
    »Na also«, sagte Liz erleichtert. »Jetzt sind wir schon mal da, dann lasst uns auch reingehen.«
    Als wir näher kamen, erkannte ich, dass die Leute alle ungefähr in unserem Alter waren. Sie starrten uns unverhohlen an, als wir vor dem Eingang der Disco angelangt waren. Der Eingang bestand aus einer schweren Stahltür, die sich in einer Nische des Betonklotzes befand. Sandy musterte die herumlungernden Gestalten und das kleine Glasfenster, das in die Wand eingelassen war und über dem »Kasse« stand.
    »Echt abgedrehte Location!«, entfuhr es ihr ironisch.
    Liz zuckte die Schultern. »Hast ja recht. Aber wollen wir nun rein oder nicht?«
    »Ich frag mal, was es kostet«, sagte ich und ging vor zur Kasse. Hinter der Scheibe saß einer der hässlichsten Typen, die ich je gesehen hatte. Ein kastenförmiger Kopf, aus dessen Gesicht mich gelbe Zahnstummel angrinsten. Stoppelhaare, die entweder durch Gel oder durch Fett nach oben abstanden. Ich vermute mal, Letzteres. Ein Achselshirt undefinierbarer Farbe und ebenso undefinierbaren Alters. Sehr wohl definierbar waren jedoch die Schweißflecken, die sich in verschieden großen Ringen und unterschiedlichsten Eintrocknungszuständen abzeichneten.
    Ich stand vor diesem Freak und bekam kein Wort heraus.
    »Was is? Wollt ihr Chicks rein oder nich?«
    Ich schluckte und versuchte, abgebrüht zu klingen.
    »Wie viel?«
    »Fünf.«
    Mechanisch fingerte ich fünfzehn Dollar hervor und schob sie durch den Schlitz.
    »Dreimal bitte.«
    Der Typ griff sich das Geld und hob den Daumen.
    »Have fun!«
    Ich wartete auf Eintrittskarten, aber er gab mir keine.
    »Keine Karten?«
    Kopfschütteln. »Könnt so rein. Have fun! «
    Der Blick seiner brauenlosen Schweinsaugen hatte etwas Verschlagenes, Hinterlistiges. Ich hatte ein absolut ungutes Gefühl dabei, in diese Disco zu gehen. Ich hätte drauf hören sollen, aber ich war siebzehn, und da will man keinen Rückzieher machen. Man ahnt zwar, dass man ins Verderben läuft, aber man gibt nicht nach.
    »Und?«, fragte Liz gespannt, als ich mit leeren Händen zurückkam.
    »Ein Fünfer für jeden. Wir können reingehen.«
    Liz runzelte die Stirn. »Einen Fünfer kostet das nur? Das ist viel zu billig für eine Disco in Manhattan.«
    »Dann werden die Drinks teuer sein«, kam es von Sandy.

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