Go West - Reise duch die USA
gewordene Symbolik der Sonnenstrahlen, die die Verbindung vom Sonnengott zur Erde darstellen. Wir alberten ein wenig herum, denn die Vorstellung, dass George Washington zum Sonnengott erklärt worden war, amüsiert einen schon. Was man sich dabei gedacht hatte, wussten wir nicht, und wir beschlossen, stattdessen den Tempel der heutigen Regierungsgötter zu besuchen, nämlich das White House . Dazu braucht man nur vom Washington Monument ein Stück nach Norden zu laufen.
Als wir das Weiße Haus erreichten, fand gerade eine kleine Demonstration vor dem weitläufig eingezäunten Gelände statt.
»Die demonstrieren hier jeden Tag gegen irgendwas«, erzählte Liz. Heute waren es nicht mehr als ein gutes Dutzend Abtreibungsgegnerinnen, die mit Transparenten und Megafon auf ihre Sache aufmerksam machten. Wir suchten uns eine etwas ruhigere Stelle und ließen das Gebäude auf uns wirken. Es ist schon imposant. Nicht wirklich riesig, sondern auf eine unaufdringliche Weise erhaben. Oder einfach nur schön. Ich glaube, jeder von euch weiß, wie es aussieht, also beschreibe ich es nicht näher. Natürlich kann man nicht so einfach hinein, daher machten wir nach zehn Minuten kehrt und liefen zurück zur mall .
Wenn ihr Lust auf Museen habt, bitte schön: Die Smithsonian Institution ist das größte Museum der Welt! Es besteht aus neunzehn Einzelmuseen und Galerien und dem Nationalzoo. Viele der Museen liegen an der mall . Sie sollen Hundertzweiundvierzig Millionen Objekte beherbergen. Ich konnte es auch nicht glauben. Hundertzweiundvierzig Millionen! Ich glaube, man kann diese Museen nicht während eines Wochenendtrips abgehen und schon gar nicht alle Exponate anschauen. Wir diskutierten ein Weilchen, entschieden uns dann aber, bei dem schönen Wetter lieber im Freien zu bleiben. Das Bummeln strengte langsam an. Liz schlug vor, noch zum Kapitol zu laufen und dann den Rest des Nachmittags im Park zu verbringen. So machten wir es auch.
Das Kapitol ist der Sitz des Repräsentantenhauses und des Senats der USA . Sozusagen der amerikanische Bundestag. Als ich davorstand, fand ich es eindrucksvoller als das weiße Haus. Es ist ein palastartiges Gebäude mit riesiger, mehrstöckiger runder Kuppel. Es macht einfach was her.
Dann schlenderten wir zurück in den Park, kauften uns jede ein großes Eis und ließen uns auf dem Rasen nieder. Es war Nachmittag geworden und die Stimmung wunderbar leicht. Wir quatschten, legten uns ins Gras und waren glücklich.
Wir waren in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika, hatten all die weltberühmten Gebäude gesehen, und ich hatte ein Eichhörnchen auf den Kopf bekommen. Was will man mehr?
Chincoteague
H eute fahren wir ans Meer!«, rief Liz fröhlich, als wir beim Frühstück saßen.
»Ihr wollt nach Chincoteague?«, fragte Barbara. Von Frank hatten wir uns schon verabschiedet, da er früher aus dem Haus gehen musste. »Oh, das ist wunderbar! Wir haben einmal einen Wochenendausflug an die Küste gemacht. Es ist wunderschön dort. Es wird euch gefallen.«
»Ich kenne unsere Küste überhaupt nicht«, gab Liz zu und wir schauten sie überrascht an.
»Echt nicht?«, fragte Sandy. »Das ist doch nicht weit von Washington aus.«
»Wir fliegen in den Ferien immer zu Onkel Ben«, meinte sie achselzuckend. »Und in L. A. gibt es jede Menge Strand. Meine Eltern haben ja nicht so viel Urlaub, dass wir dann noch woanders hinfahren können.«
»Wie viel Urlaub haben sie denn?«, fragte ich neugierig.
»Mit den Feiertagen zusammen nicht mehr als drei Wochen.«
»Ups!«, entfuhr es Sandy. »Unsere haben doppelt so viel.«
»Ich zieh nach Deutschland!«, rief Liz lachend. »Was meint ihr wohl, warum ich diese Reise jetzt mache? Selbst wenn ich in der Firma meines Vaters anfange, werde ich deswegen nicht mehr Urlaub bekommen als die anderen. Wäre ja auch ungerecht, und alle anderen Mitarbeiter wären neidisch.«
Barbara erklärte uns, dass die meisten Amerikaner nur zwei Wochen Urlaubsanspruch pro Jahr haben. Aber noch mehr erstaunte uns, dass viele Menschen zwei Jobs brauchten, um genügend Geld zum Leben zu verdienen. Das konnte ich mir gar nicht vorstellen. An diesem Morgen wurde mir das erste Mal richtig bewusst, wie gut ich es hatte. Ich beschloss, die Reise noch mehr zu genießen.
»Kennst du Chincoteague?«, fragte ich Barbara.
»Nein, wir waren in Ocean City. Aber wir haben viel von Chincoteague gehört. Dort gibt es ein geschütztes Gebiet an der Küste, wo wild lebende Ponys
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