Go West - Reise duch die USA
weit freundlicher aus. Vergesst aber nicht, dass auf jeden Preis noch die lokale Steuer kommt. Die ist von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich, kann aber durchaus im zweistelligen Prozentbereich liegen, sodass man einen Schreck bekommt, wenn’s ans Bezahlen geht. Das gilt auch für alles andere, sei es, ihr kauft Klamotten oder geht essen. Immer hauen sie die Steuer drauf. Noch gewöhnungsbedürftiger ist das Trinkgeld. Die Menschen, die im Servicebereich arbeiten, leben vom Trinkgeld. Es gibt kein Grundgehalt wie bei uns, und der Service ist eben nicht im Preis inbegriffen. Es ist daher nicht nur angesagt, Trinkgeld zu geben, sondern vorgeschrieben. Viele Touristen, die das erste Mal in den USA sind, wissen das nicht, werden aber liebevoll nachdrücklich, manchmal sogar aufdringlich darauf hingewiesen, wenn die Rechnung kommt. Es sind fünfzehn Prozent, die man zahlen muss, freiwillig kann es mehr sein, weniger aber nicht. Geht man also für zwanzig Dollar essen, dann können daraus beim Bezahlen schnell mal eben sechsundzwanzig Dollar inklusive Trinkgeld und Steuer werden. Das sollte man wissen beim Kalkulieren seines Budgets.
Jedenfalls, wenn ihr euch ein bed-and-breakfast inn leisten könnt, dann tut es. Es hat unbezahlbare Vorteile. Ihr habt ein wunderschönes Ambiente, liebenswerte Gastgeber statt anonymem Hotelbetrieb, individuell und zum Träumen einladend eingerichtete Zimmer, und ihr lernt Menschen aus aller Welt kennen, die ebenso wie ihr auf eigene Faust reisen und in aller Regel Interessantes zu erzählen haben. Man trifft sich nämlich zweimal am Tag. Morgens zum gemeinsamen Frühstück, meist an einem großen Tisch. Die Gastgeber, die sogenannten innkeeper , machen und servieren das Frühstück selbst, und in großer Runde fühlt man sich wohl und knüpft Bekanntschaften. Und nachmittags gibt es Tee und Gebäck, manchmal auch Portwein oder Sherry. Eben very british , aber mal etwas ganz anderes. Und das alles ist im Zimmerpreis eingeschlossen. Ich finde, das relativiert den Preis von hundertfünfundzwanzig bis hundertfünfzig US -Dollar für ein Zimmer in einem bed-and-breakfast wieder. Allerdings findet man in diesen Häusern oft nur die Möglichkeit, zu zweit in einem der Zimmer zu wohnen. Und man muss Glück haben, denn oft gibt es nicht mehr als vier Zimmer, die vermietet werden, denn es sind ja keine Hotels, sondern Privathäuser.
»Wenn es euch nichts ausmacht, zusammen in einem Zimmer zu schlafen, dann hab ich ein schönes für euch«, sagte Caroline, nachdem wir ihren frisch gepressten Orangensaft ausgetrunken hatten. »Ich gebe es euch zum Sonderpreis, und ihr könnt es für drei Nächte haben, wenn ihr wollt.«
Wir wollten. So schön altmodisch hatte ich noch nie übernachtet. Wir ließen erst einmal unsere Taschen im Zimmer und fragten Bob, wie wir an den Strand kommen konnten.
»Ganz einfach. Ihr fahrt einen Block weiter und biegt dann nach rechts ab. Die Straße führt direkt zum Naturschutzgebiet und zum Strand.«
»Können wir da auch Ponys sehen?«, fragte Sandy.
»Wenn ihr Glück habt«, meinte Bob. »Schließlich leben sie wild. Na ja, sie sind schon an Menschen gewöhnt, und einmal im Jahr werden die Junghengste aus der Herde geholt und verkauft, um mit ihnen zu züchten. Chincoteague-Ponys gibt es mittlerweile ganz schön viele. Man darf den Bestand der Wildpferde nicht zu groß werden lassen, da das wiederum dem Naturschutzgebiet schadet.«
»Wie sind die denn überhaupt hierhergekommen?«, fragte ich.
»Die Legende sagt, dass Siedler Pferde auf ihren Schiffen mit nach Amerika gebracht haben. Eines der Schiffe sei in einem Sturm gekentert und die Pferde hätten sich hier an Land gerettet. In freier Wildbahn sind sie dann von Generation zu Generation kleiner geworden, um sich den härteren Lebensbedingungen anzupassen.«
Ich musste lachen. »Gut, dass ich nicht in freier Wildbahn lebe!«
»Ja, sonst würdest du am Ende noch schrumpfen«, sagte Liz.
Wir hatten noch genügend Zeit, um einen Abstecher ans Meer zu machen. Also brachen wir auf und fuhren mit dem Auto ins Chincoteague National Wildlife Refuge . Was uns Bob und Caroline nicht gesagt hatten, war, dass wir Eintritt bezahlen mussten! Mitten im Wald gibt es eine Kontrollstelle, an der man anhalten muss. Ein freundlicher Ranger streckt die Hand aus und verlangt acht Dollar für einen Tagesbesuch! Da wir drei Tage hier bleiben würden, entschieden wir uns für einen Wochenpass, der fünfzehn Dollar kostet. Ich
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