Go West - Reise duch die USA
herumstreifen sollen.«
»Wirklich?« Sofort sah ich vor meinem geistigen Auge eine Herde Ponys am Strand entlanggaloppieren.
»Ruft an, wenn ihr eins gefangen habt«, sagte Barbara und lächelte.
Ich freute mich unbändig aufs Meer. Der Abschied zog sich ein Weilchen hin. Schließlich hatten wir hier zwei wunderschöne Tage verbracht. Doch dann warfen wir unsere Reisetaschen ins Auto und starteten in Richtung Küste.
Von Washington aus fährt man nach Annapolis und nimmt dann den US -50 E . Auf ihm überquert man die Bay Bridge und fährt ostwärts bis zum US -13 S , den man bis zur Route 175 East beibehält, die einen dann direkt nach Chincoteague führt. Ihr kennt das ja, sowie man eine Großstadt verlässt, ändert sich das Landschaftsbild komplett. In den Staaten ist das noch krasser, kommt doch bisweilen ewig kein Ort in Sicht, und dazu reicht der Blick auf das Land oft unglaublich weit. Allerdings ist das an der dicht besiedelten Ostküste weit weniger der Fall als im Mittleren Westen der USA . Es dauert nicht viel länger als drei Stunden, von Washington aus an den nächsten Traumstrand zu gelangen. Während wir uns dem Abzweig zur 175 näherten, fuhren wir durch eine mit Wald und Feldern durchsetzte Landschaft. Gar nicht so viel anders als bei uns. Als wir dann über die Brücke den Meeresarm überquerten, der den Landstrich vom Festland trennt, und nach Chincoteague hineinfuhren, fühlten wir uns auf Anhieb wohl. Ein gemütlicher kleiner Ort mit der obligatorischen Hauptstraße, der Main Street , kleinen Shops und Restaurants, aber keinesfalls so überladen und touristisch wie zum Beispiel die Küstenlinie der Ostküste Floridas. Es gibt keine enge Bebauung, sondern die oft schönen Häuser stehen auf eigenen, durchaus großzügig bemessenen Grundstücken, und zwar auch auf der Main Street . Vom Meer allerdings war von hier aus noch nichts zu sehen.
Wir suchten das Watson House , das ebenfalls an der Hauptstraße liegt. Übrigens müsst ihr keine Angst haben, dass der Verkehr dort vorbeibraust und euch nicht schlafen lässt. Die Hauptstraße ist wenig befahren und gleicht eher einer Nebenstraße. Man kann hier wunderbar spazieren gehen und sich die Shops anschauen, die liebenswerte antike Sachen, natürlich alles, was man zum Baden braucht, und jede Menge Souvenirs anbieten. Wir bogen erst einmal falsch ab, aber da wir Zeit hatten, fuhren wir langsam bis zum Ende des Ortes und wieder zurück. Dann standen wir vor dem Watson House , und ich verliebte mich sofort in dieses Schmuckstück aus der Vergangenheit. In viktorianischem Stil gebaut mit zwei Spitzdachgiebeln und einer großen Veranda davor, auf der Schaukelstühle stehen, ist es der Inbegriff des schönen Wohnens. Ein Traum! Wenn ich jemals genügend Geld habe, kauf ich mir so eins.
Wir klingelten, und Bob und Caroline öffneten. Die beiden schließt man sofort ins Herz. Sie wirken, wie man in England sagt, sophisticated . Very british , genau wie übrigens die gesamte Einrichtung des Hauses. Antike Stühle, Couchgarnituren, Kommoden, ja selbst das Geschirr scheint nicht nur aus einem vergangenen Jahrhundert zu stammen, sondern es sind tatsächlich Erbstücke oder mit Liebe ausgesuchte alte Einrichtungsgegenstände. Das trifft übrigens auf alle bed-and-breakfast zu, in denen wir übernachtet haben.
»Hey, how are you guys doing?«
»Jetzt geht’s uns gut!« Liz strahlte. »Einen schönen Gruß von meiner Mutter. Und von meinem Vater natürlich auch.«
»Weißt du, wie lange ich deine Mutter nicht mehr gesehen habe?«, fragte Caroline und winkte uns herein. »Kommt rein. Ich mach uns was zu trinken.«
Die beiden waren in ihrer Kultiviertheit liebenswert. Ich weiß, es ist eine Geldfrage, wo man auf einer langen Reise unterkommen kann. Aber wenn ihr ein paar Dollars übrig habt, dann müsst ihr in einem bed-and-breakfast inn übernachten. Wenigstens ein, zwei Nächte. Man muss eins wissen, wenn man in die USA reist: Die Zimmerpreise sind nicht ohne. Unter hundert Dollar ein einigermaßen gutes Motelzimmer zu kriegen, ist schwierig. Aber ihr dürft nicht vergessen, dass man in den USA in Hotels und Motels immer zwei große Betten vorfindet. Eins davon würde bei uns als Doppelbett durchgehen. Man unterscheidet queen- und king-sized beds , wobei die king-sized natürlich größer sind. Es ist also kein Problem, zu viert in einem Zimmer zu übernachten, wenn einen das nicht stört. Teilt ihr dann den Zimmerpreis durch vier, sieht das doch schon
Weitere Kostenlose Bücher