Go West - Reise duch die USA
der drei Tage auch nur ein einziges Pony gesehen, aber Bob sagte uns, sie seien in der Regel weiter nördlich anzutreffen.
Wir studierten die Karte. Bis zu unserem nächsten Ziel Kill Devil Hills (starker Name, oder?) auf den Outer Banks von North Carolina sind es etwa hundertachtzig Meilen. Nicht allzu weit, aber wir würden keine interstate nehmen können und wussten nicht genau, wie lange wir brauchen würden. Liz rief ihre ehemalige Schulfreundin Darielle an, und ihre Eltern waren so lieb und sagten, dass wir kommen konnten, wann immer wir wollten.
Eins muss ich an dieser Stelle mal sagen. Die Amerikaner haben ja bisweilen den Ruf, etwas oberflächlich zu sein und eine gewisse aufgesetzte Höflichkeit zu besitzen. Dem muss ich entschieden widersprechen. Wie oft durften wir bei irgendjemandem übernachten, der uns gar nicht kannte! Niemals hat auch nur einer von ihnen etwas als Gegenleistung für Unterkunft und Verpflegung erwartet. Und in manch heikler Situation haben uns immer nette Menschen geholfen, sei es, als wir mit einem Plattfuß mitten in der Pampa liegen geblieben waren oder anderweitig Hilfe brauchten. Ihr mögt merkwürdige Gesetze haben und ein wenig zu konservativ sein, liebe Amerikaner, aber ihr seid wirklich nett und gastfreundlich. Danke dafür.
Zu Bob und Caroline und ins Watson House würde ich immer wieder fahren. Caroline rief sogar für uns in St. Augustine an, wo eine Bekannte von ihr ebenfalls ein bed-and-breakfast inn betrieb. Sie kannte Danah durch eine Art Verband, in dem sich die bed-and-breakfast -Betreiber zusammengeschlossen hatten. Caroline erzählte von uns, und Danah versprach, dass sie uns gern aufnehmen würde, wenn zu der Zeit etwas frei sein sollte.
Wir verabschiedeten uns herzlich, dann ging es zurück auf die Route 175 und weiter auf dem Highway US -13 S in Richtung Norfolk. Man fährt auf der großen Halbinsel entlang, die dem Festland durch eine Bucht vorgelagert ist. Wenn ihr euch die Karte anschaut, dann seht ihr, dass das die kürzeste Strecke nach Virginia Beach und zu den Outer Banks ist, die schon in North Carolina liegen. Da das wohl auch frühere Generationen bemerkt haben, entschied man sich, eine Brücke über das Meer zu bauen, damit man nicht mehr den riesigen Umweg über das Festland fahren musste. Und wenn ich jetzt sage, Brücke , dann haltet euch fest. Diese Brücke ist eigentlich keine Brücke, sondern eine Straße über das Meer. Sie ist sage und schreibe dreiundzwanzig Meilen lang. Wenn man auf ihr entlangfährt, wird einem mulmig, denn man sieht kein Land mehr. Es ist sagenhaft. Du fährst mit dem Auto übers Meer, und es nimmt kein Ende! Ich kann nur sagen, wenn ihr in die Gegend kommt, dann nehmt diese Brücke. So etwas erlebt man nicht alle Tage. Es gibt nur zwei Dinge, die das Erlebnis ein wenig trüben. Zum einen kostet die Benutzung eine Gebühr, und zum anderen kann es passieren, dass statt Insekten ein paar Möwen an der Frontscheibe kleben. Es herrschen entlang der Brücke für Möwen offensichtlich so attraktive Aufwinde, dass sie sich dicht über den Autos im Wind treiben lassen. Sie schweben knapp über der Fahrbahn und ziehen oft erst im letzten Moment nach oben. Das eine oder andere Mal hab ich schon den Kopf eingezogen, weil ich dachte, jetzt … jetzt macht’s Peng! Und dass es gar nicht so selten Peng macht, sieht man daran, wie viele Möwenkadaver auf der Straße und am Fahrbahnrand liegen. Fahrt also lieber ein bisschen langsamer als das speedlimit , dann müsst ihr keinen Möwenbrei von der Scheibe kratzen.
Habt ihr dann die dreiundzwanzig Meilen hinter euch, biegt ihr bei Norfolk auf die I-264 E nach Virginia Beach ab, oder ihr fahrt weiter auf der I-64 S und dann die Highways US -165 und US -168 Richtung Carolina und Outer Banks . Ich bin mehr für das Oder, denn Virginia Beach haben wir nach zwei Stunden wieder verlassen. Wenn man ankommt, trifft man auf eine sehr schön angelegte Promenade, die dem Ort einen beinahe mondänen Charakter verleiht. Dieser Eindruck wird allerdings durch eine endlose Reihe von Hotelblocks geschmälert, aber was uns buchstäblich wieder vertrieben hat, war der unerträgliche Fluglärm. Bei Virginia Beach befindet sich eine airbase der Luftwaffe, und Maschinen jeden Typs donnern über die Häuser und den Strand hinweg. Vielleicht hatten wir ja einen Tag erwischt, an dem die Armee eine Übung abhielt, aber das war einfach nicht mit einem schönen Tag am Meer zu vereinen. Also riefen wir Darielle
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