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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rau Sandy und Gina
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allein zu sein, den Geruch des Meeres und den über die nackten Arme streichenden Wind wahrzunehmen, ist unvergleichlich. Obwohl das sonst wahrlich nicht unsere Art ist, schwiegen wir, während wir einen Fuß vor den anderen setzten und unsere Fußabdrücke hinterließen, bis sie von der nächsten Welle verwischt wurden.
    Ich schaute auf die leichte Dünung des Meeres und versuchte, Delfine auszumachen, aber diesmal ließen sie sich nicht blicken. Wenn man ein Weilchen so dahingeht, machen sich die Gedanken selbstständig. Ich kam ins Träumen, sah mich auf der Veranda eines Holzhauses am Meer sitzen und Pelikane füttern, die vom Steg zu mir watschelten. Als ich gerade dabei war, mir zu überlegen, wie ich denn das nötige Geld dafür verdienen könnte, stieß mich Liz an und riss mich aus meinen Träumen.
    »Hey, lies mal!«
    Ich sah auf und entdeckte ein Schild, das auf einem hölzernen Pfahl mitten in den Sand gerammt worden war. Darauf stand You’re entering Chincoteague National Wildlife Refuge, no vehicles permitted .
    »Ab hier betreten wir geschütztes Gebiet«, stellte Sandy fest.
    »Und warum schützen sie es erst ab hier?«, fragte ich ratlos.
    Darauf wusste auch Liz keine Antwort. »Keine Ahnung. Aber vielleicht leben hier die Ponys.«
    »Ich glaub nicht, dass die am Strand herumlaufen«, meinte ich. »Hier gibt’s ja nichts zu fressen, und dass sie im Meer baden, kann ich mir nicht vorstellen.«
    Das Schild schien irgendwie fehl am Platz, denn für uns war jeder Meter dieser Küste schützenswert. Wir wanderten noch etwa eine halbe Meile am Strand entlang, bis wir ans Ende der Halbinsel kamen. Nach wie vor war niemand zu sehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es außer Touristen niemanden gab, der lange Strandspaziergänge unternahm, aber zumindest an diesem Tag war es so.
    »Mensch, schaut mal, da!« Liz wies übermütig auf eine Stelle voraus, wo die Wellen einen Gegenstand umspielten, der am Strand lag. Schon nach wenigen Schritten wusste ich, was es war. Eine Muschel! Und was für eine! Eine wunderschöne, spiralförmig gedrehte riesige Muschel lag da und schimmerte uns entgegen wir ein Schatz. Liz hob sie vorsichtig auf und linste hinein.
    »Sie ist leer. Mann, ist die schön! So was kriegst du sonst nur im Souvenirladen.« Sie hielt sie ans Ohr und lauschte.
    »Wahnsinn! Hört mal!«
    Als ich die Muschel ans Ohr hielt, übertönte ihr Rauschen sogar die Brandung. Ich bewunderte die Muschel und gab sie Liz zurück. Eigentlich unglaublich, dass eine große, makellose Muschel einfach so am Strand lag.
    »Wir sind bestimmt die Ersten, die heute hier langkommen«, meinte Liz. »Sonst hätte die längst einer eingesteckt.«
    Als hätte sie jemand extra für uns hingelegt, fanden wir noch zwei weitere von diesen großen Muscheln. Ich hab meine heute noch, sie liegt im Badezimmer auf der Ablage und erinnert mich jeden Tag an die Zeit in Chincoteague.
    Der Ort, an dem wir sie fanden, hätte eine wunderbare Kulisse für einen Film abgeben können. Es war eine perfekte Stelle. Es war ein perfekter Tag. Wir ließen uns nieder, und diesmal störte uns kein Insekt. Wir holten das Picknick nach, das wir am Tag zuvor so hastig hatten abbrechen müssen, und genossen die unvergleichliche Stimmung. Sorgfältig achteten wir darauf, dass kein Abfall liegen blieb oder irgendein Stück Plastik davonwehte. Als wir satt waren, legten wir uns auf den Rücken und ließen es uns gut gehen. Wenn man in Virginia im warmen Sand liegt, hat man keine Sorgen mehr. Alles wird egal, man entspannt so vollkommen, dass man glaubt, das kann nicht wahr sein. Es ist, als würde einen der Sand aufnehmen. Man bekommt das Gefühl, als würde man fallen können, ohne sich wehzutun. Diese Stelle am Strand war ein Stück Paradies.
    Doch anscheinend ist auch das Paradies nur von begrenzter Dauer. Irgendetwas oder irgendjemanden gibt es wohl immer, der einen daraus vertreibt. Unser kleiner Teufel kündigte sich mit Motorengeräusch an. Ich hatte die Augen geschlossen und dachte erst an ein entferntes Flugzeug. Doch das Geräusch näherte sich. Zweifellos kam da ein Auto. Doch Sandy, Liz und ich beschlossen, es zu ignorieren. Bestimmt kam da einer der dämlichen Pick-up-Typen, die sich einen Dreck um die Tatsache scherten, dass dies ein Naturschutzgebiet und für Autos verboten war. Ich ärgerte mich, dass es immer wieder rücksichtslose Menschen gab, aber ich hoffte, dass er nicht anhalten, sondern wieder verschwinden würde. Dann hatte

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