Go West - Reise duch die USA
Empfangsbereich des Hotels hielten ein Porsche und ein Maserati, denen soeben aufgetakelte ladies undefinierbaren Alters entstiegen. Die dazugehörigen Männer hatten sichtlich Mühe, sich aus ihren für ihre arthritisgeplagten Gelenke viel zu flachen Vehikel zu falten. Ohne die boys , die für das Parken zuständig waren, eines Blickes zu würdigen, übergaben die reichen Ankömmlinge ihnen die Wagenschlüssel. Die machten sich sofort daran, die beiden Luxusschlitten zum wenige Meter entfernten Parkplatz zu fahren.
»Mist, valet parking !«, grummelte Liz. »Das allein kostet hier ein Tagesbudget.«
Valet parking gibt es fast überall in den USA . Man fährt mit dem Auto vors Hotel, Restaurant, Theater oder Kino, ein boy parkt den Wagen irgendwo in der Nähe und bringt ihn wieder, wenn man gehen will. Das hat einen Vorteil und zwei Nachteile. Der Vorteil ist, dass man auf den letzten Drücker kommen kann und keine Parkplatzsorgen hat. Die Nachteile sind tierisch hohe Parkgebühren und Trinkgeld für den boy , außerdem manchmal endlos lange Wartezeiten, bis man das Auto wiederhat, wenn ein paar Dutzend Leute gleichzeitig ihren Wagen haben wollen.
»Was ist, Mädels, gehen wir rein oder fahren wir weiter?«
Ein Rolls-Royce rollte an uns vorbei. Ich schluckte. »Bei unserem Schlabberlook schmeißen die uns wieder raus.«
»Wir müssen wenigstens Heidi Bescheid sagen«, meinte Sandy. »Carl wäre auch sauer, wenn wir einfach weiterfahren.«
»Stimmt.« Liz nickte. »Also dann, Ladies … schön cool bleiben!«
So fuhren wir denn mit Schlabberlatschen, knittrigen Klamotten und einem alten Daihatsu irgendwas am Empfang eines der teuersten Hotels der USA vor. Nur mal so zur Info: Ein Zimmer kostet je nach Lage und Ausstattung zwischen vierhundert und eintausenddreihundert Dollar plus Steuer.
Mit klopfendem Herzen stiegen wir aus. Doch keiner der Angestellten bedachte uns mit abschätzigem Blick. Der boy nahm Liz mit einem »Welcome to the Breakers Hotel, Ma’am« den Autoschlüssel ab, und die Portiers öffneten uns galant die Eingangstüren. Wir versuchten, wenigstens einen wohlhabenden Gesichtsausdruck aufzusetzen, wenn wir sonst schon nichts vorzuweisen hatten. Als wir in das riesige, mit zwei Türmen und großen Dachterrassen ausgestattete Gebäude eintauchten, empfing uns das Ambiente des 19. Jahrhunderts. Elegante Sitzgruppen, teure Teppiche, von der hohen Decke hängende große Kristallleuchter. Diener schoben mit Messingstangen bewehrte Gepäckwagen hin und her … all dies und auch die gedämpfte Geräuschkulisse vermittelt die Atmosphäre eines Orienthotels. Die Menschen, die sich hier aufhalten, tragen Kleidung der edelsten Marken und Schmuck, deren Wert ich nicht einmal schätzen kann.
Während Liz auf die Rezeption zusteuerte, um nach Heidi zu fragen, standen Sandy und ich ein wenig beklommen da und nahmen das alles in uns auf. Nach ein paar Minuten geriet ich ins Träumen und sah mich als berühmte Hip-Hop-Sängerin von Paparazzi verfolgt hier in einer Suite absteigen.
Jemand tippte mir auf die Schulter, und ich schreckte auf. Liz stand vor mir und stellte mir eine sympathische dunkelhaarige Frau vor. »Das ist Heidi.«
»Hallo, ich freue mich, euch als Gäste bei uns begrüßen zu dürfen.«
Sie schüttelte Sandy und mir die Hand und überreichte jeder von uns eine Schlüsselkarte. »Carl hat mir von euch erzählt. Er hat uns schon so viele Gäste zum Breakers vermittelt, dass er längst ein Wochenende bei uns guthat.« Sie lächelte mich an. »Ich hab etwas Besonderes für euch organisiert. Ihr bekommt ein Zimmer in der sechsten Etage, die nicht jedem offensteht. Heute Abend seid ihr zu unserem Empfang eingeladen und könnt ein paar interessante Leute treffen. Welche Einrichtungen ihr auch immer nutzen möchtet, sie stehen euch zur Verfügung.«
»Danke!«, kam es von uns wie aus einem Mund. Ich war sprachlos. Das war wie ein Traum. Und es sollte noch besser kommen.
Damit der Fahrstuhl losfuhr, musste man die Codekarte durch ein Lesegerät ziehen, dann brachte er einen automatisch in das richtige Stockwerk. Oben angekommen schritten wir langsam den mit dickem Teppichboden ausgelegten Gang entlang, bis wir Zimmer Nummer 6111 gefunden hatten. Es war unbeschreiblich luxuriös.
»Ich glaub es nicht!«, rief Sandy aus, die das Bad inspizierte. »Goldene Wasserhähne!«
Ich hatte noch nie auch nur annähernd so gewohnt, und ich werde wohl in meinem Leben auch nie mehr so wohnen. Wir kamen aus
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